Tracing Light – Die Magie des Lichts

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Ein visuelles und intelligentes Vergnügen: Zwischen Poesie und Wissenschaft balanciert Thomas Riedelsheimer in seinem neuen Dokumentarfilm, der in wunderschönen, teils berauschenden Bildern auf die Spur des Lichts geht. Ein Thema, das ebenso alltäglich wie rätselhaft ist.
Von der Frage, wie das Licht eigentlich funktioniert und woraus es besteht, über die neuesten Forschungen bis hin zu Kunst, die mit Licht arbeitet, reichen die Themen, über die Thomas Riedelsheimer in lockerer Form erzählt.

Webseite: https://pifflmedien.de/

Dokumentarfilm
Deutschland, Großbritannien 2024
Regie, Drehbuch, Kamera: Thomas Riedelsheimer
Musik: Gabby Fluke-Mogul, Fred Frith

Länge: 99 min.
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 16. Januar 2025

Ein Zitat steht zu Beginn des Films. Für Albert Einstein liegt im Geheimnisvollen – in dem, was sich nicht komplett beschreiben lässt - der Ursprung von Wissenschaft und Kunst. Für alle, die Filme machen, ist das Licht Arbeitsmittel und Geheimnis zugleich. Der Umgang mit Licht ist essenziell für den Film, und die Filmschaffenden sind Magier des Lichts. Sie fangen es ein, spielen mit Schatten und Kontrasten, und sie schaffen daraus neue, eigene Bilder. Thomas Riedelsheimer, der vielbeschäftigte Kameramann, der sich auch als Regisseur einen Namen gemacht hat („Die Farbe der Sehnsucht“, 2017), nimmt in diesem Dokumentarfilm seine eigene Faszination als Ausgangspunkt für seine sowohl künstlerisch meditative als auch wissenschaftlich begründete Auseinandersetzung mit dem Naturphänomen Licht.

Dafür besucht er Physikerinnen und Physiker an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland, England und Schottland. Sie stellen sich den Fragen von Kunstschaffenden – Riedelsheimer selbst bleibt unsichtbar – zum Thema Licht. Das ist dann alles andere als trockene Theorie, im Gegenteil: Man erfährt nicht nur, dass Photonen echte Mistkerle sind, sondern es gibt auch jede Menge Informationen über die Mysterien des Lichts einschließlich eines kleinen Ausflugs in die Quantenmechanik.

Traumhaft schön und gelegentlich von einem leicht unwirklichen Charme sind die Naturaufnahmen – Licht in allen Facetten, Sonnenreflexe, Regenbogen, funkelnde Tautropfen, das Meer oder eine Winterlandschaft ... doch Riedelsheimer macht daraus keinen schwelgerischen Bilderreigen, sondern er bedient sich einer durchaus anspruchsvollen Dramaturgie, in der er die natürliche Schönheit der Bilder immer wieder durch Begegnungen mit Menschen bricht. Der Mensch wird hier zum Katalysator, der mit seiner Neugier und seinem unerschöpflichen Wissensdrang auch die letzten Geheimnisse enthüllen und das Licht entmystifizieren will. Das gilt auch für die Kunst. Da ist zum Beispiel die schottische Künstlerin Julie Brook, die mit Lichtinstallationen an der wilden Küste Schottlands arbeitet. Riedelsheimer stellt sie ebenso in den Vordergrund wie ihre Werke, gleichzeitig elegante und klotzige Bauten, die wie Ziegel-Iglus aussehen oder wie sehr schlichte Denkmäler und die – als Reminiszenz an archaische Bauten wie Stonehenge – das Sonnenlicht bündeln einfangen, bündeln und spiegeln.

Verblüffendes und Vertrautes wechseln sich hier ab. Das ist interessant und sehr unterhaltsam, lediglich die ständige musikalische Untermalung in Gestalt von Sphärenklängen und mehr oder weniger dissonanten Improvisationen stört ab und an ein wenig. Manchmal wird es philosophisch, und das macht den Film insgesamt noch interessanter. Gibt es eigentlich eine Dunkelheit? Oder ist Dunkelheit nur eine andere Form von Licht? Warum verändert sich das Licht, wenn man es beobachtet? Welche Informationen tragen Photonen mit sich und wie werden sie weitergegeben? Hier werden (natürlich) die letzten Rätsel nicht gelöst, aber viele interessante Fragen gestellt. Das Licht – allgegenwärtig, aber nicht fassbar. Und kaum zu beschreiben.

 

Gaby Sikorski