Transfer

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Genrekino aus Deutschland ist eine Rarität - und so ist Damir Lukacevics dystopischer Science-Fiction Film „Transfer“ schon per se interessant. Und auch das Grundkonzept einer Welt, in der Reiche ihren Geist, ihre Seelen in junge, gesunde Körper verpflanzen lassen und so ewig leben können, ist spannend. Doch leider macht der Film allzu wenig aus diesem Ansatz und lässt die vielfältig angedeuteten ethisch-moralischen Fragen seiner Idee versanden.

Webseite: www.kinostar.com

Deutschland 2011
Regie: Damir Lukacevic
Buch: Gabi Blauert, Damir Lukacevic
Darsteller: Hans-Michael Rehberg, Ingrid Andree, BJ Britt, Regine Nehy, Jaenette Hain, Mehmet Kurtulus
Länge: 90 Minuten
Verleih: Kinostar
Kinostart: 22. September 2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Prinzipiell freut man sich immer, wenn es ein deutscher Regisseur wagt, sich an einem Genrefilm zu versuchen. Allzu oft scheitert der Versuch zwar an fehlender Souveränität im Umgang mit Genrestrukturen und nicht zuletzt an mangelnden finanziellen Mitteln, manchmal kommt dabei aber überraschend Gutes dabei heraus, wie etwa der demnächst startende Endzeitfilm „Hell“. Wie es der Zufall will, startet am selben Tag auch „Transfer“, ein weiterer deutscher Genrefilm. Auch dieser Film des in Kroatien geborenen Damir Lukacevic spielt in der Zukunft, allerdings keiner postapokalyptischen, sondern einer, die größtenteils aussieht wie das Deutschland von heute.

Das alternde Ehepaar Hermann und Anna lebt in einer herrschaftlichen Villa am Bodensee, genießt seinen Lebensabend und ihr vieles Geld. Und genau das ermöglicht ihnen, eine Technologie in Anspruch zu nehmen, die in dieser Welt den Reichen zur Verfügung steht und den langgehegten Traum der Menschheit zu erfüllen verspricht: Ewige Jugend. Die Firma „Menzana“ – abgeleitet von der Redewendung Mens sana in corpore sano - Gesunder Geist in gesundem Körper – verkauft Körper. Genauer gesagt junge, gesunde, durchtrainierte Körper – und nicht zu vergessen: schwarz. Diese fungieren als eine Art Wirt, in die der Geist der Käufer verpflanzt wird. Mittels eines Medikamentes wird der eigentliche Geist der Körper unterdrückt und kann des Nachts, für vier Stunden, als er selbst leben. Etwas skeptisch lässt sich die schwer kranke Anna auf das Experiment ein, und so erwacht das greise Paar in den Körpern der jungen Sarah und Apolain. Zunächst scheint auch alles gut zu gehen, doch bald stellen sich die ersten Probleme ein. Das Bewusstsein von Apolain und Sarah ist stark, ihr Widerwillen gegen die Gefangenschaft, gegen ihr eingeschränktes Leben erwacht. Bald kommunizieren Sarah und Anna schriftlich, tauschen sich aus, wollen sich besser kennen lernen, während die Männer sich in rassisch geprägten Vorurteilen ergehen. Die vielfältigen Probleme laufen unweigerlich auf einen großen Eklat hinaus.

Ein höchst spannendes Konzept, das sich Regisseur Damir Lukacevic zusammen mit seiner Co-Drehbuchautorin Gabi Blauert ausgedacht hat. Gerade die Gegenüberstellung von Schwarz und Weiß ist vielversprechend, bietet Anlass Fragen von Rassismus, über moderne Sklavenhaltung bis zur Ausbeutung Afrikas durch die westliche Welt zu thematisieren. Doch leider bleibt die Diskussion dieser etisch-moralischen Fragen, die der Kern eines jeden dystopischen Science-Fiction Film sind, im Ansatz stecken. Was nicht zuletzt an der extremen Konstruktion des Drehbuches liegt, die weniger einer inneren Logik folgt als den Wünschen der Autoren, eine Vielzahl von Themen anzureißen.

Zunehmend verzettelt sich „Transfer“ in Nebenschauplätzen und verliert das eigentlich spannende Zentrum seiner Erzählung aus den Augen. Was als interessante Reflektion über das Wesen der menschlichen Existenz begann, wird auf Dauer zu einem bedauerlich typischen deutschen Genrefilm: Allzu angestrengt, an seiner eigenen Ambition scheiternd und nicht zuletzt geprägt von einer filmischen Umsetzung, die auf Dauer dann doch nicht kaschieren kann, das es sich hier um eine für die ZDF-Reihe Kleines Fernsehspiel gedrehte TV-Produktion handelt.

Michael Meyns

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