Vaiana 2

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Dass acht Jahre nach dem Erfolg des Animationsmusicals „Vaiana“ eine Fortsetzung in die Kinos kommt, ist nicht selbstverständlich. Geplant hatten die Verantwortlichen bei Disney zunächst nämlich „nur“ eine Serie für den hauseigenen Streaming-Dienst. Im Februar 2024 ließ man dann aber verlauten, dass das Projekt in ein zweites Leinwandabenteuer umgearbeitet worden sei – was wiederum Konsequenzen für die 2023 angekündigte Realfilmversion des ersten Teils hatte. Die Live-Action-Adaption von „Vaiana“ geht nun nicht mehr im Sommer 2025 an den Start, sondern ein ganzes Jahr später. Der Animationsspaß „Vaiana 2“ verkürzt das Warten, ist aber trotz brillanter Optik nicht mehr ganz so zauberhaft wie sein Vorgänger.

Originaltitel: Moana 2
USA 2024
Regie: David Derrick Jr., Jason Hand, Dana Ledoux Miller
Drehbuch: Jared Bush, Dana Ledoux Miller
Länge: 100 Minuten
FSK: ab 0 Jahren
Verleih/Vertrieb: Walt Disney Pictures Germany
Website: https://www.disney.de/filme/vaiana-2
Kinostart: 28. November 2024

FILMKRITIK:

Mutig, positiv denkend, lösungsorientiert, ungebunden und uneitel – so präsentierte sich 2016 die Teenagerin Vaiana, die gegen ihren Vater, den Häuptling eines Südseevolkes, rebellierte. Statt seiner Weisung Folge zu leisten und den Schutz der eigenen Insel zu genießen, zog es sie aufs offene Meer hinaus. Dorthin, wo ihre Vorfahren einst aufregende Abenteuer erlebt hatten, wie sie von ihrer Großmutter unterrichtet wurde. Da die Natur ihrer Heimat mehr und mehr verkümmerte, machte sich Vaiana auf den Weg, um eine erzürnte Göttin zu besänftigen. Behilflich war ihr dabei der von sich überzeugte Halbgott und Gestaltwandler Maui.

Drei Jahre nach dem erfolgreichen Ende ihrer Mission ziehen auf ihrer Insel abermals düstere Wolken auf. In einer Vision erfährt die nun als Seefahrerin anerkannte junge Frau vom möglichen Ende ihrer Gemeinschaft. Der Grund dafür liegt in einem uralten Fluch, den der finstere Gott Nalo über die Bewohner der Südsee brachte. Um die Menschen zu schwächen und auseinanderzutreiben, versenkte er vor langer Zeit die Insel Motufetu, den Knotenpunkt aller Verbindungen der unterschiedlichen Stämme Ozeaniens. Noch heute lässt er einen gewaltigen Sturm über der Stelle toben, an der das Eiland damals unterging. Um die Zukunft aller Polynesier zu sichern, macht sich Vaiana, zusammen mit drei Mitgliedern ihres Dorfes, auf die Suche nach Motufetu. Unterwegs trifft sie ihren alten Kumpel Maui wieder.

Man kann es nicht oft genug betonen: Erstaunlich, was heute technisch alles möglich ist. Schon „Vaiana“ entführte uns in eine wunderbar animierte Südseewelt, aus der man am liebsten gar nicht mehr auftauchen wollte. Die Fortsetzung legt in puncto Optik noch einmal zu, serviert uns Schauwerten ohne Ende. Die Farben, vor allem das Blau des Wassers und das üppige Grün der Inselvegetation, funkeln nur so um die Wette. Und die Gesangseinlagen kommen teils noch surrealer, verspielter daher als im ersten Teil. Einem ungeschriebenen Hollywood-Gesetz folgend ist alles ein bisschen größer, spektakulärer. Besonders mit Blick auf die Widersacher. Es gibt mehr Monster, was automatisch mehr Actionsequenzen bedeutet.

Auf der Strecke bleibt da ein bisschen die persönliche Entwicklung der Protagonistin. Vaiana trägt auch dieses Mal enorme Verantwortung, ist der letzte Hoffnungsschimmer. Ihre Reise im Ursprungsfilm war aus emotionaler Sicht dann aber doch etwas spannender. Zweifel und Unsicherheiten existieren im Sequel allenfalls in kleinen Dosen, weil es halt zur klassischen Dramaturgie dazugehört. Die Daumen drückt man Vaiana dennoch. Immerhin bleibt sie eine zupackende, positive Energie verströmende Heldin. Ihre kleinen Geplänkel mit Maui („Ich bin keine Prinzessin!“ – „Die Leute halten dich aber für eine!“) machen erneut Laune. Ebenso wie die Planlosaktionen des Hahns Heihei oder das Auftreten der Kakamora genannten Kokosnusspiraten, die in „Vaiana 2“ übrigens in ein anderes Licht gerückt werden. Ganz so lustig wie im Original wird es im direkten Vergleich allerdings nicht.

Die Schwächen des Drehbuchs zeigen sich nicht zuletzt an einigen neu eingeführten Nebenfiguren. Die mysteriöse Matangi weckt Interesse, darf das schmissigste Lied des Films (im Original „Get Lost“) vortragen, hat aber leider nur wenig Leinwandzeit. Auch Vaianas Crew, bestehend aus der Bootskonstrukteurin Loto, dem Maui-Fanboy Moni und dem grummeligen Bauern Kele, bekommt herzlich wenig Gelegenheit, zu glänzen. Erst am Ende werden sie ein bisschen aktiv – wohl, um die Gemeinsam-packen-wir-das-Botschaft der Handlung zu unterfüttern. Hervorstechen kann dagegen Vaianas kleine Schwester Simea. Obwohl sie bloß Kurzauftritte hat, verleiht sie der Fortsetzung Wärme und Herz. Wer weiß, vielleicht folgt sie ja irgendwann dem Vorbild der Titelheldin.