Valerie

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Was tun, wenn der Glamour verblasst und das Geld knapp wird? Einfach so weitermachen wie bisher, entscheidet Valerie, ein Model, das seine beste Zeit hinter sich hat. Diese Haltung ist nicht nur in Kreisen verbreitet, in denen allein der Schein zählt, sondern spiegelt auch die Stimmung in einem Land wider, das sich auf dem absteigenden Ast wähnt. Birgit Möller erzählt von Reichtum und Armut, Macht und Ohnmacht, Einsamkeit und Egoismus. Auch wenn die Handlung nicht ganz schlüssig ist, überzeugt „Valerie“ mit dichter Atmosphäre und der starken Hauptdarstellerin Agata Buzek.

Webseite: www.zauberlandfilm.de

Deutschland 2006
Regie: Birgit Möller
Buch: Ruth Rehmet, Ilja Haller, Milena Baisch, Elke Sudmann, Birgit Möller
Darsteller: Agata Buzek, Devid Striesow, Birol Ünel, Ricarda Meßner, Anne Sarah Hartung
Länge: 85 Minuten
Verleih: Zauberland Filmverleih
Kinostart: NEU 26.4.2007

PRESSESTIMMEN:

 

Birgit Möllers beeindruckender Debütfilm Film "Valerie" erzählt die Geschichte eines arbeitslos gewordenen Models, das es nicht schafft, sich aus dem gewohnten Luxus und dem Lügengestrüpp der eigenen Selbstinszenierung zu befreien.
Der Spiegel

Ein wunderbar lakonisch inszenierter, in der Hauptrolle überzeugend gespielter Film, der ein entlarvendes Gesellschaftsbild skizziert. Über das individuelle Schicksal hinaus erzählt er dabei so manches über innere Armut und allgemeine Befindlichkeiten. - Sehenswert.
film-dienst

Ein eben noch erfolgreiches Model hat sich pleite gefeiert... Die polnische Newcomerin Agata Buzek spielt diese Valerie so zart, als wolle sie der Figur nicht weh tun, und verleiht ihr gleichzeitig Stärke und Humor. Ein unaufgeregter, leiser Film, bei dem alles stimmt.
Brigitte

FILMKRITIK:

Mit seinen architektonischen Ausrufezeichen und protzigen Fassaden wirkt der Potsdamer Platz in Berlin wie eine Kulisse. Insofern ist er wie gemacht für die Berlinale, die jedes Jahr im Februar Stars und Glamour in die Hauptstadt bringt. Menschen wie Valerie (Agata Buzek) bewegen sich mit großer Selbstverständlichkeit auf diesem Terrain. Das Kulissenhafte ist nichts, was sie verunsichert. Es ist vielmehr der Hintergrund, der ihre Schönheit und Eleganz erst recht zum Vorschein bringt. Valerie, ein Model aus Polen, kommt gerade aus Paris und will Weihnachten in Berlin verbringen. Ihr Auftreten strahlt die Souveränität derer aus, die sich um nichts Sorgen machen müssen. Doch ihre fließenden Bewegungen im Nobelhotel Hyatt sind nur noch professioneller Schein. Die Wahrheit lautet: „Du hattest eine gute Zeit.“ Mit dieser Aussage in der Vergangenheitsform empfiehlt Valeries Agentin  eine berufliche Neuorientierung. Als Model, lässt die Agentin durchblicken, habe die 29-Jährige keine Chance mehr auf dem Markt.
 
Die Lage ist also ernst, zumal die junge Frau zwar noch über einige Insignien des Reichtums (teure Klamotten, schickes Auto) verfügt, aber praktisch keinen Cent mehr in der Tasche hat. Der Abstieg geht schnell. Statt im Nobelhotel schläft sie in ihrem Auto, und als sie eines Tages kein Kleingeld mehr hat für das Parkticket, nächtigt sie kurzerhand in der Tiefgarage des Hotels. Ohne Geld, den Betriebsstoff des Lebens, lernt das Model Welten kennen, von deren Existenz sie bislang wahrscheinlich keine Ahnung hatte. Dazu zählen runtergerockte Kneipen und die Tristesse von Zweiraumwohnungen in grauen Berliner Siedlungen. Auch nicht schön: Jeder scheint Valeries Notlage zu spüren und ausnutzen zu wollen. Und ihre Freunde aus der Model-Szene gehen auf Distanz, als sei Misserfolg ansteckend. Nur André, ein Wächter im Parkhaus (Devid Striesow), scheint ihr helfen zu wollen. 

Regisseurin Birgit Möller hat sich von Fällen moderner Glamour-Obdachlosigkeit in den USA inspirieren lassen und mit Agata Buzek eine Schauspielerin gefunden, die diese Rolle perfekt ausfüllt. Mag sein, dass der polnischen Darstellerin und Tochter eines früheren Premierministers dabei eigene Erfahrungen als Model geholfen haben. Entscheidend ist aber, wie Buzek ihre Figur anlegt: Sie verliert niemals ihre Würde, so peinlich und demütigend die Situationen auch sein mögen, in die sie gerät. Und sie beobachtet ihren eigenen Absturz mit Trauer und Hilflosigkeit, will sich aber nicht unterkriegen lassen. Zweifellos gehört Valerie zu den sympathischeren Vertreterinnen ihrer Branche.
Die Rasanz ist ihres Abstiegs ist jedoch nicht immer stimmig motiviert. Bei aller Oberflächlichkeit der Beziehungen hätte sie sicherlich von einem ihrer Model-Freunde ein paar Euro bekommen, um das Parkticket zu bezahlen. Und in irgendeinem Berliner Loft hätte sich wohl auch ein Plätzchen gefunden, wo Valerie erst mal zur Ruhe hätte kommen können. Warum sie solche nahe liegenden Dinge nicht tut, hätte das Drehbuch plausibel machen müssen.

Volker Mazassek 

 
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Valerie ist Polin, Model und eine Schönheit. Aber sie hat derzeit keinen Auftrag, ist also Pleite. In einem Berliner Hotel steigt sie ab, kann es aber nicht bezahlen. Also muss sie betteln, schnorren, stehlen. Es ist Weihnachten. Allerdings ist Valerie wenig weihnachtlich zumute. Sie schläft in der Tiefgarage, was verboten ist. Sie raucht in der Tiefgarage, was verboten ist. Sie irrt umher, versteckt sich, gerät ab und zu in eine Kneipe oder eine Disco. Sie fühlt sich auch bei ihrem Fotografen und bei einer Freundin wenig zuhause. Einmal wird sie für eine Hure gehalten – die Sache geht äußerst schlecht aus.

André ist Tiefgaragenwächter. Ihm fällt die junge, schöne Frau auf. Zuerst muss er sie immer wieder zurechtweisen. Das gehört zu seinem Job, den er nicht riskieren kann, zumal seine Frau ihn eben verlassen hat. Dann geschieht in Valeries Leben doch noch etwas Schönes.

Ein Film über eine Lebenskrise, ihre Umstände und Folgen. Ein Film über Verlorensein, Einsamkeit, Kommunikationspleiten und notwenige Lebenskünsteleien. Kein großer Film, aber thematisch und vor allem stilistisch geschlossen und konsequent. Dahinter steckt eine Regiebegabung. Und eine besonders aparte polnische Hauptdarstellerin, die ihre Sache glänzend macht.

Thomas Engel