Christian Clavier („Monsieur Claude“) als Psychoanalytiker, der in seinem künftigen Schwiegersohn einen ehemaligen Patienten wiedererkennt … das hört sich stark nach Komödie an, und so ist es auch.
Ob der Film an die inzwischen legendären Kinoerfolge mit Christian Clavier anschließen kann? Das wäre eine große Überraschung, auch wenn das Drehbuch ganz offenkundig auf den französischen Vollblutkomiker zugeschnitten ist.
Über den Film
Originaltitel
Jamais sans mon psy
Deutscher Titel
Voilà, Papa! – Der fast perfekte Schwiegersohn
Produktionsland
FRA
Filmdauer
91 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Lemort, Arnaud
Verleih
Verleih N.N.
Starttermin
10.04.2025
Christian Claviers „Monsieur Claude“ wurde zum Inbegriff eines französischen Brautvaters – ein leidgeprüfter Mann, der sich gleich mit vier noch dazu sehr unterschiedlichen Exemplaren von Schwiegersöhnen konfrontiert sah. Als altmodischer Patriarch mit extrem konservativen Ansichten dominierte der französische Superstar die Familienkomödie so erfolgreich, dass die Sequels nicht lange auf sich warten ließen und Christian Clavier zur Idealbesetzung eines chauvinistischen Familienvaters wurde, zuletzt in „Oh lala, wer ahnt denn sowas?“, wo er einen arroganten, reichen Aristokraten spielt, der durch einen unerwartet verlaufenen DNA-Test von seinem hohen Ross gestürzt wird.
Auch in „Voilà, Papa! Der fast perfekte Schwiegersohn“ spielt Christian Clavier die Hauptrolle, und nicht nur das: Das gesamte, nicht allzu starke Drehbuch wurde offenbar um ihn herum gebaut und für ihn maßgeschneidert. Und auch wenn er erwartungsgemäß gut und überzeugend spielt: Die Folge ist, dass alle anderen Figuren beinahe zur Bedeutungslosigkeit verdammt sind und vor allem als Stichwortgeber für den Star fungieren.
Dabei ist der Anfang durchaus vielversprechend, was den gelungenen Einstieg in eine Komödie betrifft: Der verzweifelte Patient Damien Leroy (Baptiste Lecaplain) steht im 4. Stock draußen auf dem Fensterbrett seines Psychoanalytikers. Die Feuerwehr und die komplette Nachbarschaft sind schon vor Ort, aber – und nicht zum ersten Mal – es gelingt Damiens Psychoanalytiker Dr. Béranger (Christian Clavier), den jungen Mann vom Selbstmord abzuhalten. Dr. Béranger schafft es sogar, den ungeliebten Patienten mit ein paar Mut machenden Sprüchen endlich loszuwerden. Dies allerdings nur vorübergehend, denn kaum ein Jahr später ist Damien wieder da, und zwar als Verlobter von Dr. Bérangers Tochter Alice (Claire Chust). Sie möchte ihn endlich ihren Eltern vorstellen, und dafür hat sie sich deren 30. Hochzeitstag ausgesucht, den die beiden ganz groß und standesgemäß im schicken Chalet am Genfer See feiern wollen.
Wie nicht anders zu erwarten, folgen dann zahllose Missverständnisse und Verwirrungen sowie mehr oder weniger originelle Streiche, die der Brautvater dem potenziellen Bräutigam spielt und die vor allem beweisen, dass Damien sich sehr viel Mühe gibt, aber letztlich keine Chance hat. Ein Problem des immer heftiger schwächelnden Drehbuchs ist unter anderem, dass es keine eindeutigen Sympathieträger gibt. Und warum es so schlimm ist, dass Damien vom Patienten zum Schwiegersohn mutiert, bleibt ebenfalls ziemlich unklar. Dem Analytiker ist ohnehin kein Mann gut genug für seine Tochter. Da hätte es gar keines Ex-Patienten bedurft, denn der einzige Unterschied zu allen anderen Bewerbern ist ja hier, dass der Therapeut die diversen Macken und Ängste seines Patienten kennt und das weidlich ausnutzt, um ihn zu vertreiben. Aber das ist an sich leider überhaupt nicht witzig.
Ein weiteres Problem ist, dass weder Baptiste Lecaplain noch Cristiana Reali als Bérangers Ehefrau Paloma und Claire Chust als Tochter Alice dem schauspielerischen Urgestein Clavier Contra geben dürfen, obwohl es sich angeboten hätte, dass wenigstens die Ehefrau sich auf die Seite des jungen Paares schlägt und die Tochter ihren Liebsten ein wenig zu beschützen versucht. Aber in diesem Drehbuch wird zudem ein Frauenbild transportiert, das sogar in einem Peter-Alexander-Film aus den 60ern als konventionell gegolten hätte. Also haben die Frauen wenig bis nichts zu sagen. Doch bei den Männern sieht es auch nicht viel besser aus. Und so richtig komisch sind sie ebenfalls nicht. Das Witze-Thermometer schlägt generell nur gelegentlich aus, wobei dafür vor allem bewährte Gags und altbekannte Klischees bemüht werden. Lediglich der vor allem in Frankreich bekannte Sänger Thomas VDB als esoterischer Bergbauer darf ein bisschen originell und witzig sein. Außer schönen Bildern vom Alpenpanorama hat der Film auch visuell nicht allzu viel zu bieten, so dass Christian Clavier hier praktisch ganz alleine die Hauptarbeit leisten muss, um die sehr leichte und teilweise ziemlich krawallige Komödie zu tragen. Und das ist keine ganz leichte Aufgabe.
Gaby Sikorski