„Volveréis“ heißt auf Deutsch: „werdet ihr…“, und genau darum geht es in Jonas Truebas umgedrehter Romantic Comedy. Werden sie oder werden sie nicht … nein, eben nicht zueinanderfinden, sondern Schluss machen. Die Regisseurin Ale und der Schauspieler Alex beschließen, ihre Trennung nach 14 Beziehungsjahren mit einem rauschenden Fest zu feiern, und sorgen so für nachhaltige Verwirrung im Freundes- und Kollegenkreis, beim Kino-Publikum jedoch für viel und mit ein wenig Melancholie angereicherte Heiterkeit.
Über den Film
Originaltitel
Volveréis
Deutscher Titel
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Produktionsland
FRA,ESP
Filmdauer
114 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Trueba, Jonás
Verleih
Piffl Medien GmbH
Starttermin
01.05.2025
Die Geschichte der Trennung von Ale und Alex beginnt im Halbdunkel ihres Schlafzimmers mit einem ebenfalls halb düsteren, aber durchaus entspannten Beziehungsgespräch. Die Regisseurin und der Schauspielerin, die einander 14 Jahre lang geliebt und miteinander gelebt haben, erkennen, dass ihre Beziehung sich in einer Sackgasse befindet, aus der es keinen Ausweg gibt. Eine Trennung ist alternativlos, und da sie erwachsene, reflektierte Menschen sind, beschließen sie, dass diese Trennung nicht nur vollkommen friedlich verlaufen soll, nein, sie setzen noch eins drauf und eine Lebensweisheit von Ales Vater um, der meint, dass man nicht die Hochzeiten, sondern die Trennungen mit einem rauschenden Fest feiern sollte. Also beginnen Sie, ihr Trennungsfest vorzubereiten und ihren ziemlich großen Freundeskreis – beide sind in der Künstlerszene von Madrid sehr gut vernetzt – dazu einzuladen. Schon bald wissen die beiden nicht mehr, worüber sich ihre Freunde mehr aufregen: darüber, dass sie sich trennen, oder darüber, dass sie auch noch die Chuzpe haben, das zu feiern. Und während die gesamte Umgebung der beiden stimmungsmäßig zwischen Unglauben, Belustigung und Empörung schwankt, beginnt dieses Gefühlschaos, auch Ale und Alex zu beeinflussen. Zweifel erwachen: War die Entscheidung zur Trennung wirklich richtig?
Jonas Trueba erzählt seine „Anti-RomCom“ als Vexierspiel mit doppeltem Boden. Denn parallel zur Organisation des Trennungsfests arbeitet die Filmregisseurin Ale an der Fertigstellung ihres neuesten Films, in dem ihr baldiger Ex die Hauptrolle spielt. Natürlich ist dieser Film, dem Ale im Schneideraum den letzten Schliff gibt, haargenau der Film, den wir gerade im Kino sehen. Trueba benutzt diesen Kunstgriff nicht, um mit selbstreferenziellen Bezügen bei Cineasten zu punkten, sondern um der Filmszene den Spiegel vorzuhalten und komische Effekte zu bewirken. Wenn Ale aufgeregt ihren Freunden den Rohschnitt des Films zeigt und sich professionelles Feedback erhofft, muss sie verblüfft feststellen, dass diese „Profis“ sich mehr für ihren Beziehungsknatsch als für ihren Film interessieren: Das Leben triumphiert über die Kunst!
Und dieses Leben spielt sich in Madrid ab, denn „Volveréis“ ist nicht nur eine Beziehungskomödie, sondern auch ein Film über diese Stadt und die Intellektuellen, die in ihr leben. Nicht nur hier wird der Einfluss Woody Allens spürbar, sondern auch in der Leichtigkeit und Vielfalt, mit der Trueba die Eigenheiten und Marotten der madrilenischen Künstlerszene mit vielen originellen Einfällen schildert und feiert. Ein absolutes Highlight ist dabei das „Ingmar-Bergman-Tarot“, das einer von Ales Kollegen benutzt, um die Zukunft vorherzusagen. Dabei hat er die klassischen Tarot-Karten durch Fotos aus Bergman-Filmen mit den entsprechenden Filmzitaten ersetzt. Wer Bergman-Filme kennt, weiß sofort, dass diese Tarot-Variante mindestens ebenso vielfältig interpretierbar sein wird wie das Original.
Natürlich haben auch die mit präzisem Understatement agierenden Schauspieler einen großen Anteil am Gelingen dieser Filmkomödie. Sie geben die Figuren, die sie spielen, niemals der Lächerlichkeit preis. Stattdessen bleiben sie auch in den absurdesten Situationen ihrer Rolle treu. Das ist nicht nur witzig, sondern auch ein bisschen philosophisch, denn ihre Botschaft lautet unter anderem, dass Menschen immer dann am komischsten sind, wenn sie glauben, die Dinge vollkommen im Griff zu haben.
Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Jonas Trueba hatte bei „Volveréis“ tatsächlich alles im Griff, und so sind ihm knapp zwei Stunden hochintelligente Kino-Unterhaltung mit einigem Tiefgang gelungen. Das Lachen wechselt sich mit ernsthaft profunden Erkenntnissen über das Leben und die Liebe ab, und am Ende, wenn man sich nach den Schlusstiteln die Tränen aus den Augen wischt, bleibt eine gewisse Unsicherheit, ob sie der Komik oder der Rührung geschuldet waren.
Gaby Sikorski