Von Vätern und Müttern

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Auch in Dänemark kennt man übereifrige Eltern, dort heißen sie Helikopterforældre. Eine ganze Horde von ihnen – so muss man es nennen – stehen im Mittelpunkt von Paprika Steens Komödie „Von Vätern und Müttern“, während die Kinder stets im Hintergrund bleiben. An einem Eltern-Kinder Wochenende eskaliert die Situation und zeigt, wer die eigentlichen Problemkinder sind.

Fædre & mødre
Dänemark 2022
Regie: Paprika Steen
Buch: Jakob Weis
Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Amanda Collin, Martin Greis-Rosenthal, Lisa Loven Kongsli, Katrine Greis-Rosenthal, Jacob Hauberg Lohmann

Länge: 97 Minuten
Verleih: mindjazz
Kinostart: 23. Mai 2024

FILMKRITIK:

Schon wieder soll Hannah (Ida Skelbæk-Knudsen) die Schule wechseln. Nicht weil sie selbst Probleme hat, sich zu integrieren, sondern weil ihre Eltern Ulrik (Jacob Lohmann) und vor allem die Mutter Piv (Katrine Greis-Rosenthal) es besonders gut meinen. Nun soll es eine Privatschule mit künstlerischem Ansatz sein, auf die Hannah gehen soll.

Der Direktor Adrian (Lars Brygmann) ahnt zwar, was er sich da ins Boot holt, aber Hannah bekommt dennoch einen der begehrten Plätze – und die Eltern auch. Was bedeutet: An der Vorbereitung der jährlichen Hüttenfahrt mitzuwirken, sich in den Kreis der anderen Helikoptereltern einzufügen, die es sehr, sehr gut meinen.

Manche machen sich Sorgen über die Zutaten des gemeinsamen Essens, andere haben etwas am Programm auszusetzen, kleine und auch größere Sticheleien deuten schon an, dass nicht alles so rosig ist, wie es an der Oberfläche wirkt.

Spätestens wenn dann am ersten Abend der Alkohol in Strömen fließt – bei den Eltern, nicht den Kindern wohlgemerkt – und auch noch ein Joint gedreht wird, beginnt die Situation zu eskalieren. Unterschwellige Animositäten kommen an die Oberfläche, Begehrlichkeiten entstehen und aus der Ferne sehen die Kinder mit zunehmender Entgeisterung, wie sich ihre Eltern benehmen.

Ein dankbares Thema für eine Komödie hat sich die dänische Regisseurin Paprika Steen für ihren Film „Von Vätern und Müttern“ ausgesucht. Leicht fällt es, sich über anstrengende Eltern lustig zu machen, die ihre Kinder per Elterntaxi bis vor das Schultor bringen und dabei andere Kinder gefährden, die schon vor dem Unterricht die Aufmerksamkeit der Lehrer über alle Maßen beanspruchen, die glauben, ihr Kind sei das einzigste und wichtigste in der ganzen Klasse, die ihrem Ruf als Helikoptereltern alle Ehre machen.

Wie sehr sie dabei oft ihre Kinder nerven und ihnen peinlich sind, entgeht den Eltern dabei oft, aber dafür gibt es Filme wie diesen. Genüsslich zeigt Steen nach einem Drehbuch von Jakob Weis, wie sich die Eltern voreinander profilieren wollen, wie sie scheinbar das Interesse der Kinder im Blick aber, dabei aber vor allem an sich selber denken.

Angesichts der Fülle der Figuren, bleiben zwar viele Ansätze etwas oberflächlich, wird oft mehr kursorisch angedeutet, welche Probleme die Eltern mit sich rumschleppen, als komplexe Figuren gezeichnet. Kein Dogma-Film ist „Von Vätern und Müttern“, keine harsche, schonungslose Sezierung von Zwischenmenschlichem, sondern eine leichte Komödie, die nicht in die Tiefe geht, aber auf der flüssig inszenierten Oberfläche viele Treffer setzt.

 

Michael Meyns