Wenn Luc Besson sich an den Computer setzt und – mit wechselnder Unterstützung – ein Skript für einen Actionfilm raushaut, dann kommt dabei meistens nichts raus. Das ist vielleicht ein bisschen zu gemein. Sagen wir lieber: Es kommt selten etwas Gutes dabei raus. „Weekend in Taipei“ ist da keine Ausnahme und bietet viel Action, aber wenig Hirn in Kombination mit einer Geschichte, die ohne Zufälle gar nicht funktionieren würde.
Weekend in Taipei
USA 2024
Regie: George Huang
Buch: Luc Besson, George Huang
Darsteller: Luke Evans, Sung Kang, Lun-Mei Gwei
Länge: 100 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 17. Oktober 2024
FILMKRITIK:
In Taipei lebt Joey seit 15 Jahren mit dem Milliardär und Verbrecher Kwang zusammen. Er hat ihren Sohn und sie damals aufgenommen. Ihr Sohn wiederum hasst Kwang, weil der mit seiner Reederei reichlich Delfine im Meer umbringt. DEA-Agent John Lawlor wiederum hasst Kwang, weil er ein immenses Drogenimperium aufgebaut hat. Als sich ihm die Chance bietet, in Taipei an das Kassenbuch des Drogenbarons zu kommen, nimmt er sie wahr, wird aber zugleich von seiner Vergangenheit eingeholt.
Es ist vorstellbar, dass reichlich Vergünstigungen geflossen sind, damit in Taipei gedreht wird. Schließlich sieht der Film wie ein überlanger Werbeclip für die Stadt aus. Ansonsten: Eine bewährte, weil tausendmal erzählte Geschichte, die schon deswegen nicht hanebüchener werden könnte, weil Besson und sein Ko-Autor und Regisseur George Huang auch nicht davor zurückschrecken, übelste Klischees zu bemühen. Beispiel gefällig? Wer errät, in welchem Verwandtschaftsverhältnis Luke Evans‘ Figur mit der von Joeys Sohn steht? Überraschend ist das für niemanden. Außer den Sohn, und der steckt das auch einfach nebenbei weg.
Die Action ist gefällig inszeniert, egal, ob nun ein Ferrari durch Taipei rast oder ein Hotelzimmer zu Klump geschossen wird. Ist ansehbar, herausgerissen wird man dann jedoch durch völlig abstruse Szenen – so etwa Evans’ Kollege im durchsiebten Hotelzimmer, der sich flugs mal in die Schusslinie zählt, um die Bösen zu täuschen, indem er ihnen erzählt, das sei das falsche Zimmer. Obwohl bereits aus eben diesem Zimmer zurückgeschossen wurde.
Uneins sind sich Besson und Huang immer dann, wenn es um die zeitlichen Abläufe geht. Vor 15 Jahren will Kwang Joey und ihren Sohn aufgenommen haben, dann wiederum ist der Junge aber erst 13 Jahre alt. Das ist die Art Nachlässigkeit, die die Fließbandproduktionen aus Luc Bessons Actionschmiede auszeichnet. Es hat den Produzenten noch nie interessiert, ob etwas in sich stimmig ist. Ihm war auch egal, wenn das, was erzählt wird, schlichtweg falsch ist.
„Weekend in Taipei“ ist einfach Dutzendware. Früher hätte man so etwas Monat für Monat in den Videotheken gefunden. Der Actionklopper des Monats, nur eben nicht mit namhafter Besetzung und einen Tick billiger. Heute wirft Besson so etwas ins Kino. Zumeist gibt ihm das Einspiel auch recht, an der Qualität der Filme ändert das aber leider nichts.
Peter Osteried