Weltreise mit Buddha

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Der Reise-Dokumentarfilm „Weltreise mit Buddha“ befasst sich mit dem Wesen des traditionellen und modernen Buddhismus. Im Gespräch mit Buddhisten, Mönchen und Nonnen geht Filmemacher Jesco Puluj den Ursprüngen und Charakteristika der Weltreligion auf den Grund. Der Film ist geprägt von der unbekümmerten, unvoreingenommenen Herangehensweise des wissbegierigen Regisseurs, vermittelt spannende Infos und ermöglicht facettenreiche Einblicke in Lehren und Glaubenssätze, die von Klischees und Halbwahrheiten geprägt sind.

Website: https://happy-entertainment.de/weltreise-mit-buddha/

Deutschland 2020
Regie: Jesco Puluj
Drehbuch: Jesco Puluj
Länge: 83 Minuten
Kinostart: 30.07.2020
Verleih: Happy Entertainment

FILMKRITIK:

Auf seiner 2017 gestarteten Reise, die Jesco Puluj vor allem in asiatische Länder führte, versucht er die zentralen Fragen zu klären: Was ist die Essenz des Buddhismus? Was macht ihn aus? Woraus schöpft diese Religion ihre Kraft? Schließlich versucht sich der Regisseur und Autor sogar selbst in der Rolle als Mönchs-Novize – verbunden mit der Hoffnung, zu den Wurzeln dieser mythenumrankten Religion vorzustoßen und sie vollends zu erfassen.

Von Beginn an lebt „Weltreise mit Buddha“ von der entwaffnenden Ehrlichkeit und dem sympathischen Gemüt Pulujs, der als Off-Kommentator durch den Film führt. Das merkt man schon in den ersten Minuten, wenn er sich selbst als Sinn-suchenden und durchaus auch mal leicht aus der Ruhe zu bringenden Menschen bezeichnet, der sich „schon darüber ärgert wenn die Pizza kalt geliefert wird oder er den Bus verpasst“. „Ich bin nicht erleuchtet“, sagt er. Ganz im Gegensatz zu Buddha, jenem indischen Religionsstifter, der in Statuen, Bildern und Plastiken stets milde lächelnd und in sich ruhend inneren Frieden, Gelassenheit sowie Glückseligkeit ausstrahlt.
Auf genau solch ein „Gemüt“ trifft Puluj gleich auf der ersten Station seiner Reise: In der Abgeschiedenheit einer thailändischen Berglandschaft trifft er auf den Kanadier Julien, der sich seit vielen Jahren der buddhistischen Glaubenslehre und Enthaltsamkeit verschrieben hat – und dessen positive Ausstrahlung sowie lebensfrohe Einstellung nicht nur auf den Regisseur sondern auch auf den Betrachter ansteckend wirken. Puluj scheut sich nicht, all seine drängenden Fragen zu stellen. Auch solche, die verstärkt ins Private und Intime gehen, dabei aber durchaus berechtigt sind, da deren Inhalte und Themen jeden Menschen betreffen: Wie lebt es sich für Julien ohne Partner oder Familie, ohne jegliche Sexualität? Was macht die Abstinenz all dieser Dinge mit ihm? Er finde sein Glück in der Meditation, erklärt er. Und die Art und Weise wie er dies sagt, vollends überzeugend und freudestrahlend, sorgt dafür, dass man es ihm glaubt.

Der Film arbeitet darüber hinaus sehr konzentriert die Kontraste heraus und legt offen, auf welche vielfältige Weise man Buddhismus noch leben kann. So zeigt er im weiteren Verlauf eine als „Nachttempel“ angelegte Bar mitten im Vergnügungsviertel der Weltmetropole Tokyo. Betrieben wird die Kneipe von buddhistischen Mönchen. Dort beobachtet Puluj die Gäste, wie sie zusammen singen und beten. Sie versuchen in der Gemeinschaft Halt im Buddhismus zu finden und den eigenen Geist zur Entfaltung zu bringen – eines der Kernziele der Religion.

Pulujs Fähigkeit zur augenzwinkernden Selbstkritik und Offenheit ist ein Gewinn für den Film. Als Zuschauer, gerade wenn man bislang keine Berührungspunkte mit der Thematik hatte, kann man sich auf diese Weise problemlos mit ihm identifizieren. Freimütig gibt er etwa zu, während seines Besuchs eines nepalesischen Nonnenklosters schlicht keinen Zugang zu den dort lebenden Nonnen und Novizinnen finden zu können. „Die Nonnen bleiben mir ein Rätsel“, fasst er seinen Aufenthalt zusammen. Dennoch erhält man einen authentischen Einblick vom (streng strukturierten) Alltagsleben, da Pulujs Meditationen und Gebete mit seiner Kamera dokumentiert.

Zuletzt erweist sich sein Werk ebenso als sehr informativ. Man erfährt einiges über die Verbreitung und Geschichte des Buddhismus in den einzelnen Ländern (u.a. in der Mongolei, China, Irland und in einigen afrikanischen Ländern) sowie von tragischen historischen Ereignissen. Etwa als Ende der 1930er-Jahre quasi die gesamte klerikale und intellektuelle Elite in der Mongolei von Stalin-treuen Kommunisten brutal ausgelöscht wurde – unter ihnen Tausende buddhistische Mönche und Glaubensanhänger.

Björn Schneider