Who killed Marilyn?

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Die Faszination für amerikanisches Kino und klassische Hollywood-Stars lässt die Franzosen nicht los: Regisseur Gérald Hustache-Mathieu lässt in dieser Krimikomödie Marilyn Monroe auferstehen – in einer Reinkarnation als Dorfschönheit. Dummerweise ist das schöne Mädchen zu Beginn des Films schon wieder tot. Ein Krimi-Auto mit Schreibblockade sucht ihren Mörder.

Webseite: www.kochmedia-film.de

Orginaltitel: Poupoupidou
Frankreich 2012Regie: Gérald Hustache-Mathieu
Buch: Gérald Hustache-Mathieu, Juliette Sales
Darsteller: Jean-Paul Rouve, Sophie Quinton, Guillaume Gouix, Clara Ponsot, Arsinée Khanjian, Eric Ruf
Verleih: Koch Media, Vertrieb: Neue Visionen
Kinostart: 2. August 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Schriftsteller David Rousseau (Jean-Paul Rouve) begeistert mit seinen Romanen die Fans. Ungeduldig erwarten sie und seine Verlegerin das neue Buch. Aber Rousseau will einfach nichts einfallen. Noch dazu steckt er in der Provinz fest, genauer gesagt in Mouthe, dem kältesten Dorf Frankreichs. Eigentlich wollte er hier das Erbe seines Onkels antreten, aber das entpuppte sich als ausgestopfter Hund. Jetzt wartet er frierend auf eine Inspiration. Die kommt, als Rousseau erfährt, dass die Dorfschönheit Candice Lecoeur (Sophie Quinton) ermordet wurde. Weil ihr Körper abseits des Dorfes aufgefunden wird, im Niemandsland zwischen Frankreich und der Schweiz, ermittelt die Polizei nicht weiter und deklariert den Fall als Selbstmord. Rousseaus Interesse aber ist geweckt: Fußstapfen im Schnee deuten darauf hin, dass der Körpder dort platziert wurde. Wer hatte ein Interesse daran, das schöne Starlet, das für den lokalen Käse warb und Marilyn Monroe so ähnlich sah, umzubringen? Rousseau liest ihre Tagebücher – und je länger er recherchiert, desto mehr Parallelen zwischen Candice und Marilyn findet er.

Leben und Leiden von Marilyn Monroe haben nichts von ihrer Faszination verloren. Erst vor wenigen Wochen verkörperte Michelle Williams sie in „My Week With Marilyn“. Der blonde Leinwand-Star funktioniert noch immer als Projektionsfläche – sie ist der Prototyp weiblicher (Leinwand)-Erotik, steht aber gleichzeitig für das sehnsüchtige Verlangen nach wahrer Liebe und sein tragisches Scheitern im wahren Leben. Regisseur Hustache-Mathieu und die Hauptdarstellerin Sophie Quinton verstehen es, mit diesem Mythos zu spielen und ihn in einem anderen Setting wieder auferstehen zu lassen. Quintons Spiel beruht nicht so sehr auf äußerlicher Ähnlichkeit mit der Monroe, obwohl die in erstaunlichem Maß vorhanden ist. Sie vermag es vielmehr, in ihren wenigen Szenen – die Figur der Candice taucht nur in Rückblenden auf – sowohl den erotischen, vor allem aber tragischen Aspekt der Figur lebendig werden zu lassen.

Allerdings findet Hustache-Mathieu keinen Rahmen, in dem dieses Spiel mit Mythos und Wirklichkeit atmen kann. Sein Drehbuch schwankt zwischen Krimi, Komödie und Dorf-Satire. „Das Dorf, das ist die Hölle“, sagt Candice an einer Stelle aus dem Off – aber der Film zeigt nie, was an dem Leben in Mouthe so grauenhaft sein soll. Hustache-Mathieu verlässt sich zu stark auf Konventionen und setzt ein heimliches Einverständnis zwischen ihm und dem Zuschauer voraus. Überhaupt hätte die inhärente Tragik der Geschichte stärker herausgearbeitet werden müssen. Ähnliches gilt für den Krimi-Plot: Auch hier verlässt sich das Drehbuch sehr stark auf Stereotypen: der zwielichtige Provinz-Politiker, der mauernde Polizei-Chef. Candices postmortale Einlassungen aus dem Off und ihre Tagebuch-Einträge wirken wie retardierende Elemente, ohne der Geschichte zu größerer Tiefe zu verhelfen. 
P.S.: Schade , dass der originelle Originaltitel „Poupoupidou“ dem lahmen deutschen Verleihtitel weichen musste.

Oliver Kaever

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