Willkommen in den Bergen

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Und noch’n Film über idealistische Lehrer mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Nach dem mexikanischen „Radical“ und dem spanischen „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ folgt nun Italien - auch dieses Pädagogen-Drama avancierte in seiner Heimat zum Hit. Der gestresste Michele aus Rom hofft in der Provinz auf mehr Gemütlichkeit im Klassenzimmer. Doch die Idylle im Bergdorf trügt. Der Zwergschule droht die Schließung, falls es nicht mehr Schüler gibt. Da hilft nur noch ein raffinierter Plan. Die Solidarität im Dorf. Sowie die ungeahnte Cleverness der Knirpse. Die warmherzige Komödie überzeugt mit liebenswerten Figuren sowie reichlich Sinn für Situationskomik. Darüber amüsierten sich mehr als 1,1 Millionen Kinobesucher in Italien: Hurra, die Schule lacht!

Webseite: https://www.filmweltverleih.de/cinema/movie/willkommen-in-den-bergen

Italien 2024
Regie: Riccardo Milani
Darsteller: Antonio Albanese, Virginia Raffaele, Alessandra Barbonetti, Franca Di Cicco
Filmlänge: 113 Minuten
Verleih: Filmwelt Verleihagentur
Kinostart: 13. Februar 2025

FILMKRITIK:

„Gib das zurück, sonst macht mein Vater dich alle!“, fordert der selbstbewusste Grundschüler von seinem Lehrer das gerade von ihm konfiszierte Smartphone zurück. Michele Cortese hat genug von den rauen Sitten in den Schulen von Rom. „Die Schule hat mich zwei Ehen gekostet. 35 Lebensjahre kaputt“, klagt er seinem Rektor. Umso größer ist die Freude, als sein Chef ihm eröffnet, sein Versetzungsantrag wäre nun endlich bewilligt. Fortan wird der Pädagoge im idyllischen 364-Seelen-Dorf Rupe mitten im Nationalpark der Abruzzen unterrichten.

Die Anreise ins tief verschneite Bergdorf gerät beschwerlich. Das Wolfsgeheul zur Begrüßung macht Michele nervös. Die vom Direktor zum Schnäppchenpreis gekauften Winterreifen erweisen sich als wenig schneetauglich. Der Pädagoge steckt fest. Erst viele Stunden später wird er von seiner künftigen Chefin, der charmanten Agnese, gerettet und ins Dorf gebracht. „Nach einer Woche ist der durch!“, kommentiert der Hausmeister. Doch Michele ist gekommen, um zu bleiben. Künftig wird er die erste, dritte und fünfte Klasse gemeinsam unterrichten. Im Unterschied zur Großstadt, scheinen die Knirpse auf dem Land allesamt auffallend freundlich. Dass sie den chronischen Zank ihrer Eltern ausbaden müssen, steht auf einem anderen Blatt. Diverse Anfangsschwierigkeiten, etwa wie man den heimischen Holzofen anfeuert oder beim Aufklärungsunterricht angemessen über Transgender spricht, sind bald überwunden. Selbst jene ortsüblichen Grunzlaute zur Begrüßung wird Michele schnell lernen. Der Idylle steht nichts mehr im Weg. Wäre da nicht die Verwaltung, die überraschend damit droht, die Zwergschule wegen zu geringer Schülerzahlen zu schließen. Was tun? Die Ankunft von ukrainischen Flüchtlingen in der Nähe bringt Michele auf eine clevere Idee. Mit vereinten Kräften geht das ganze Dorf ans Werk. Der Hausmeister investiert das Jahresbudget für Klopapier in kleine Bestechungsgelder, während einer der Grundschüler sich als grandioser Computer-Crack erweist.

Das hübsche Märchen von der Solidarität der kleinen Leute im gerechten Kampf gegen ignorante Politiker wird von Erfolgsregisseur Riccardo Milani mit ähnlich leichter Hand erzählt wie zuvor „Alles nur Theater“. Wie dort spielt Antonio Albanese die Hauptrolle, der in seiner Heimat nicht umsonst als einer der beliebtesten Darsteller gilt. Mit großem Empathie-Potenzial gibt er den idealistischen Helden, der wacker gegen Windmühlen kämpft. Einfallsreich kann er selbst skeptische Mitmenschen, vom Pfarrer über den Hotelbesitzer bis zum Polizisten, von seinen kühnen Visionen überzeugen.

Nach einer temporeichen Ouvertüre und dem gelungenen ersten Akt, geht der Komödie zwischendurch ein bisschen die Luft aus. Die dramaturgische Verschnaufpause wird freilich recht gut überspielt. Die Laien-Darsteller überzeugen und sorgen für Authentizität in diesem Dorfleben. Ausgesprochen gelungen gerät dabei die Sequenz des jungen Duilio. Anders als seine Altersgenossen träumt er nicht davon, YouTuber zur werden. Seine Eltern träumen bereits vom berühmten Influencer-Sohn, doch der Nachwuchs will lieber der erste Bio-Landwirt im Dorf werden.

Als komödiantische Sahnehäubchen erweisen sich die gelungenen Running Gags. Von dem umständlich langen Name der Grundschule, der vielfach wiederholt wird. Über jene Grunzlaute der Einheimischen zur Begrüßung bis zur lakonisch finalen Feststellung: „Das macht der Berg!“.

Dieter Oßwald