Winnetous Sohn

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Vor drei Jahren legte André Erkau mit „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ ein höchst gelungenes Debüt vor, dessen Qualitäten er mit seinem neuen Film „Winnetous Sohn“ bestätigt. Erneut gelingt ihm eine überzeugende Mischung aus komischen und ernsthafteren Momenten, die diesmal im Rahmen eines schönen, komischen Kinderfilms erzählt werden.

Webseite: www.winnetous-sohn-der-film.de

Deutschland 2014
Regie: André Erkau
Buch: Anja Kömmerling, Thomas Brinx
Darsteller: Lorenzo Germeno, Tristan Göbel, Christoph Letkowski, Alice Dwyer, Katharina Marie Schubert, Tyron Ricketts, Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde
Länge: 92 Minuten
Verleih: Weltkino
Kinostart: 9. April 2015
 

FILMKRITIK:

Eigentlich hat der zehnjährige Max (Lorenzo Germeno) kaum etwas von einem Indianer: Ein bisschen pummelig, arg bleich und dann auch noch eine Brille auf der Nase. Doch was zählt, sind die inneren Werte, und da ist Max ein echter Häuptling. Sein großer Traum ist es, bei Indianerfestspielen die Rolle von Winnetous Sohn zu übernehmen, doch schon beim ersten Vorsprechen hat er den Regisseur (Uwe Ochsenknecht) mit seiner naseweisen Art zur Weißglut gebracht.
 
Dass Max als Indianer eine gute Figur abgeben wird, glaubt vor allem seine Mutter Birte (Alice Dwyer), die ihren Sprössling inzwischen alleine erzieht. Ihre Geduld mit Max Vater Torsten (Christoph Letkowski) war zu Ende, denn dieser ist zwar ein lieber Mensch, aber arg träge. Doch Max hofft noch, dass er seine Eltern wieder zusammenbringen kann und übersieht dabei lange, dass sich Birte längst in ihren Englischlehrer George (Tyron Ricketts) verliebt hat. Ganz im Gegensatz zum gleichaltrigen Morten (Tristan Göbel), ein melancholisches, fast zynisches Kind, mit dem sich Max anfreundet und den er mit seiner unverbrüchlich positiven Art langsam aus der Reserve lockt.
 
Als erster Film wurde „Winnetous Sohn“ mit dem Label „Der Besondere Kinderfilm“ ausgezeichnet, eine Förderinitiative von Fernsehen, Filmwirtschaft, und Filmförderungen von
Bund und Ländern, mit der die Produktion von Originaldrehbüchern gefördert wird. Und Originalität ist eine der größten Stärken eines Films, der in den Kulissen von Indianerfestspielen beginnt, immer wieder Anspielungen an Western-Typen und Geschichten einbaut, diese aber nie aufgesetzt in seine eigentliche Erzählung einfügt. Ganz beiläufig geht es um Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit, lernt Max im Lauf des Films seine Eltern und vor allem sich selber ein wenig besser kennen.
 
Ähnlich wie in seinem Debütfilm „Das Leben ist nichts für Feiglinge“, der mit seiner Beschäftigung mit dem Tod an ein erwachseneres Publikum gerichtet war, gelingt André Erkau auch in „Winentous Sohn“ eine überzeugende Balance zwischen komischen, aber nie albernen Momenten, und ernsthaften Szenen, die nie ins pathetische abdriften. Zusammen mit seinem sympathischen Darstellerensemble gelingt ihm so ein sehenswerter, souverän gefilmter Kinderfilm, der ohne Frage besonders ist.
 
Michael Meyns