Winterland

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Abenteuerliche Abfahrten, unglaubliche Natur und Extremsportler, die die eigenen physischen wie psychischen Grenzen ausloten. In „Winterland“ versammeln sich die weltbesten Wintersportler zum Freestyling auf ihren Skiern und Snowboards. Mit ihrer bildgewaltigen Adventure-Doku zollen Todd Jones, Steve Jones und Jon Klaczkiewicz der Ski- und Snowboardkultur ihren Tribut. Für ein interessiertes Publikum und Schneeliebhaber in jedem Fall empfehlenswert.

Webseite: www.riseandshine-cinema.de

USA 2019
Regie: Todd Jones, Steve Jones, Jon Klaczkiewicz
Länge: 75 Minuten
Kinostart: 05.12.2019
Verleih: Rise and Shine Cinema

FILMKRITIK:

Im vergangenen Jahrhundert hat sich das Skifahren im Allgemeinen und das Extreme- sowie Freestyle-Skiing im Besonderen stark verändert. Sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Techniken als auch der Materialen und Ausrüstungen. Dasselbe gilt für das Snowboarding, das in den letzten 30 Jahren zu einem Massenphänomen geworden ist. „Winterland“ zeigt, welche Entwicklungen die beliebten Trendsportarten durchlaufen haben und begleitet einige der besten Freestyler ihrer Altersgruppe insbesondere, für diesen Sport bestens geeignete Schneegebiete.

Seit fast 20 Jahren realisieren die drei Regisseure und Produzenten Todd Jones, Steve Jones und Jon Klaczkiewicz Action-Adventure-Dokus über die unterschiedlichsten (Winter-) Sportarten. Außerdem begleiteten sie verschiedene Profisportler bei ihren Reisen an abgeschiedene Orte („The Fourth Phase“). „Winterland“ führte sie in die einsamen Höhen und malerischsten Gebirgsketten mehrerer Länder und Regionen: in die österreichischen Alpen, die USA, nach British Columbia in Kanada und Norwegen.

Der Titel des Films klingt eher nach Romantik, Erholung und Entschleunigung. Fans von Ski- und Snowboard-Filmen sollten sich davon jedoch nicht abschrecken lassen. Denn letztlich bietet die Produktionen genau das, was Abenteuer- und Extremsport-Dokumentationen ausmacht: prächtige Landschaftsaufnahmen sowie hochtalentierte und mutige Menschen, die sich steile Abfahrten hinunterstürzen oder spektakuläre Stunts (von komplexen Sprungfiguren bis hin zu mehrfachen Umdrehungen) zeigen. Dabei hält sich „Winterland“ nicht lange mit den beteiligten Figuren auf: Eine ausführliche Vorstellung der Protagonisten erfolgt nicht, lediglich der Name des jeweils im Bild befindlichen Sportlers wird eingeblendet.

Die Bilder liefern mal die an den Helmen der Freestyle-Könige befestigten Action-Camcorder, mal die Steadicam, die Handkamera oder die über den Sportlern kreisenden Helikopter und Drohnen. Besonders beeindruckend ist es, wenn sich die jungen Leute mit dem Hubschrauber bis auf den Gipfel eines mehrere tausend Meter hohen, unpassierbaren Berges in den Alpen fliegen lassen – und in der Folge einen unnachahmlichen, faszinierenden Ausblick auf das zentraleuropäische Hochgebirge genießen können. Doch wegen des Ausblicks sind sie nicht dort oben. Wenige Sekunden später stürzen sie sich unter Lebensgefahr und mit einer höllischen Geschwindigkeit die Abhänge hinunter.

Dank eines Inszenierungsstils, der an wilde Auto-Verfolgungsjagden erinnert, spürt auch der Zuschauer die Gefahr und wird mitten ins Geschehen manövriert. Dafür sorgen schnelle Schnitte, Zeitraffer-Sequenzen, eine druckvolle, meist gitarrenlastige Hintergrundbeschallung und ein unvermittelter Wechsel der Schauplätze. Kleinere Verschnaufpausen für zwischendurch liefern die historischen Bewegtbilder beim Blick zurück in die Skisport-Vergangenheit und die Superzeitlupenaufnahmen der Sprünge. Aber auch der Stürze: Denn „Winterland“ verschweigt nicht, welche Gefahren mit diesem Sport einhergehen. Einer der Sportler stürzt bei seiner Abfahrt schwer und kommt für einige Tage in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Dass die Filmemacher diese Szenen nicht entfernt haben, ist löblich.

Björn Schneider