Wolfsbrüder

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Der einmalige Abenteuerfilm „Wolfsbrüder“ schwelgt in spektakulären Aufnahmen von Wölfen, Geiern und wilden Gebirgsschluchten. Eindrucksvoll gelingt es dem andalusischen Regisseur Gerardo Olivera die überwältigende Schönheit aber auch die unerbittliche Härte der Natur zu zeigen. Gleichzeitig erzählt der Spanier fesselnd die wahre Geschichte von Marcos Rodríguez Pantoja, der als Kind lange Jahre in der Wildnis überlebte. Dabei fasziniert vor allem die bewundernswerte Leinwandpräsenz des zehnjährigen Manuel Camacho, der den jungen Marcos hervorragend verkörpert.

Webseite: www.wolfsbrueder-derfilm.de

OT: Entrelobos
Spanien/ Deutschland 2010
Regie: Gerardo Olivares
Darsteller: Juan José Ballesta, Sancho Gracia, Manuel Camacho, Carlos Bardem, Alex Brendemühl
Kamera: Oscar Duran, Joaquín Gutierrez Acha
Länge: 107 Minuten
Verleih: Polyband, Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 7.06.2012

PRESSESTIMMEN:

Atemberaubende Natur- und Tieraufnahmen  ...vor allen Dingen eine märchenhafte und abenteuerliche Geschichte einer grenzenlosen Freundschaft zwischen Mensch und Tier. - Prädikat: besonders wertvoll.
Filmbewertungsstelle Wiesbaden

FILMKRITIK:

Andalusien nach dem spanischen Bürgerkrieg. Das Volk lebt in größter Armut unter der Diktatur Francos. Der siebenjährige Marco landet bei dem skrupellosen Großgrundbesitzer Don Honesto (Jose Manuel Soto). Sein verzweifelter Vater hat ihn aus Not verkauft, nachdem ein Wolf fünf seiner Ziegen reißt. Don Honesto schickt den Jungen ins abgelegene „Tal der Stille“. Dort soll er dem alten Ziegenhirten Atanasio (Sancho Gracia) bei seiner Arbeit helfen. Mit der Zeit gewöhnt sich Marco an das Leben in der kargen Bergregion. Atanasio, sein Lehrmeister, weiht ihn in die Geheimnisse der Natur ein, zeigt ihm wie er Tiere zähmen kann. Besonders die Wölfe faszinieren den Jungen.

Doch dann stirbt der alte Mann. Marco bleibt mit einer kleinen Ziegenherde völlig allein und schutzlos zurück. Verzweifelt kämpft er gegen Hunger, Kälte und Einsamkeit. Er kommt dabei fast ums Leben. Erst als er sich mit einem Rudel Wölfe zaghaft anfreundet, ändert sich seine Situation. Unter ihnen findet er Wärme und Schutz. Marco entwickelt sich gleichsam zu einem Tier des Tals. Zufrieden lebt er mit seinen „Wolfsbrüdern“. Erst als Don Honestos Vorarbeiter Ceferino (Carlos Bardem) zusammen mit der frankistischen Guarda Zivil auftaucht, endet diese Idylle abrupt. Die Schergen jagen den flüchtigen Partisanen Ballila (Alex Brendemühl) und schnappen sich dabei den inzwischen 20jährigen Marco (Juan Jose Ballesta).

Der wilde Junge von der Sierra Morena ist heute 62 Jahre alt. Marcos Rodríguez Pantoja lebte lange Zeit wie ein Vagabund und flüchtete sich in den Alkohol. „Der Film hat mir die Würde zurückgegeben“, sagt er. Seine abenteuerliche Geschichte einer grenzenlosen Freundschaft zwischen Mensch und Tier übt nicht nur auf den Regisseur Gerardo Olivares eine besondere Faszination aus. Auch den Zuschauer nimmt das ergreifende Schicksal des kleinen Marquito gefangen. In atemberaubenden Bildern zeigt Olivares die Wildheit der andalusischen Sierra Morena. Es sind nicht zuletzt die spektakulären Naturaufnahmen, die diesen außergewöhnlichen Abenteuerfilm für die ganze Familie sehenswert machen.

Beim Dreh arbeitete der 48jährige Spanier, der die Gegend aus Kindertagen kennt, über ein Jahr lang eng mit dem renommierten Naturfilmer Joaquín Gutierrez Acha zusammen. Ohne schnelle Schnitte und hektische Actionszenen gelingt es den beiden die überwältigende Schönheit der Natur auf die Leinwand zu bannen. Schwächere dramaturgische Momente fallen darum kaum ins Gewicht. Vor allem die grandiose Leinwandpräsenz des zehnjährigen Manuel Camacho überzeugt. Äußerst glaubwürdig verkörpert der talentierte Junge die Vertrautheit mit Tieren und Natur.

Luitgard Koch

Spanien 50er Jahre. Die gottverlassene Berggegend Sierra Morena. Marcos wohnt dort mit seinen Eltern und Geschwistern. Sie sind Ziegenhirten und unvorstellbar arm. So arm, dass der Vater, als er durch Wölfe einige Ziegen verliert, Marcos praktisch verkaufen muss. Der Junge wird zu einem alten Ziegenhirten in das „Tal der Stille“ gebracht. Er soll auf die Herde aufpassen, dem Alten zur Hand gehen. Leben, Wohnung und Nahrung könnten primitiver nicht sein.

Die beiden freunden sich mit der Zeit an. Der Alte bringt Marcos bei, wie man Kaninchen fängt, wie man aus Steinen Feuer schlägt, wie man Forellen schnappt, wie man zum Freund der vielen dortigen Wölfe werden kann, wie man sich der wilden Natur erfreut. Denn diese ist einzigartig.

Die Guardia Civil ist auf der Suche nach einem Verbrecher und seinen Gesellen.

Der Alte stirbt. Marcos wird nicht aufgespürt, also bleibt er allein in der Bergwelt. Zwölf Jahre lang. Das bedeutet Hunger, Kälte, Einsamkeit. Unterstützung bekommt er von einem zahmen Frettchen. Dann wird er, weil er die Namen der Banditen nicht preisgibt, eines Tages gefangen, verurteilt und in Haft gesteckt.

45 Jahre später. Marcos spricht schließlich über seine Erlebnisse. Mit den Menschen hat er es nach wie vor nicht so sehr. Er zieht, ab und zu ins Tal der Stille zurückkehrend, die Gesellschaft seiner Wölfe vor.

Das Erstaunliche: Das ist wirklich so geschehen. Selbstverständlich ist es für das Kino aufbereitet, dramatisiert, sentimentalisiert (die Darstellung von Marcos’ Bericht), ideologisiert (der schroffe Gegensatz zwischen arm und reich).

Aber schön ist es durchaus, vor allem wegen des guten Spiels der Darsteller sowie der vielen unendlich schönen Naturaufnahmen.

Etwas für Liebhaber des Genres.

Thomas Engel