Workers

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Extrem minimalistisches Arthouse Kino inszeniert der mexikanische Regisseur José Luis Valle in seinem Regiedebüt „Workers“, der im Panorama der diesjährigen Berlinale Premiere feierte. Zwei Geschichten von karger Lohnarbeit werden in langen Einstellungen erzählt, die das Thema Arbeit variieren.

Webseite: www.bildkraft.biz/workers.php

Mexiko 2013
Regie, Buch: José Luis Valle
Darsteller: Jesús Padilla, Sasana Salazar, Bárbara Perín Rivemar, Sergio Limón, Vera Talaia, Adolfo Madera
Länge: 120 Minuten
Verleih: Bildkraft
Kinostart: 12. Dezember 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Mexiko, 1999. Seit 30 Jahren putzt Rafael (Jesús Padilla) in einer Glühbirnenfabrik. Mit größter Ausdauer, aber ohne sichtbare Emotionen geht er seiner Arbeit nach, die Tagein Tagaus dieselben Bewegungen, dieselben Tätigkeiten beinhaltet. Als er nach eigener Rechnung reif für die Rente ist, vereinbart er einen Termin bei seinem Chef, wartet stundenlang – und erhält dann die schmerzliche Nachricht, dass er, als illegaler Einwanderer aus El Salvador, keinen Anspruch auf Rente hat. Und so geht es für Rafael weiter im ewig gleichen Trott, mit einem Unterschied: Auf subversive Weise versucht er fortan, die Firma zu sabotieren.

Lidia (Sasana Salazar) ist ungefähr im gleichen Alter wie Rafael, lebt ebenfalls in Tijuana, der Grenzstadt Mexikos mit den Vereinigten Staaten, und arbeitet als Putzfrau im Haus einer reichen älteren Dame. Deren ganzer Stolz ist ihr Windhund namens Prinzessin, der Tag und Nacht nach Zuwendung verlangt. Auch als die alte Dame schließlich stirbt bleibt Lidia dem Haushalt verbunden, denn als Alleinerbe wurde Prinzessin eingesetzt. Erst wenn der Hund eines natürlichen Todes stirbt, werden Lidia und ihre Kollegen das Geld der alten Dame erben, doch solange muss Prinzessin wie eine Königin behandelt werden.
Scheinbar ohne Zusammenhang werden diese beiden Geschichten erzählt, die nie zusammenlaufen und doch verbunden sind. Auf höchst subtile, bisweilen kaum wahrnehmbare Weise fügt José Luis Valle Hinweise ein, die andeuten, dass Rafael und Lidia einst ein Paar waren, aber nach dem Tod des gemeinsamen Kindes getrennte Wege gingen. Doch mehr als Hinweise sind dies nicht, erklären, warum diese beiden Menschen auf ihre spezielle Weise leben, will Valle nicht.

Auf dem schmalen Grad zwischen Subtilität und Unverständlichkeit fällt der bislang als Dokumentarfilmer bekannte Regisseur des Öfteren in letztere Kategorie. In langen, oft unbeweglichen Einstellungen werden die täglichen Arbeiten von Rafael und Lidia geschildert, die vor allem in ständigen Wiederholungen liegen. Dass mag zwar ein passendes Mittel sein, um die Monotonie des Arbeitsleben zu schildern, strapaziert angesichts einer Länge von zwei Stunden aber immer wieder die Geduld des Zuschauers.

Erst im letzten Drittel spitzt Valle seine Geschichten zu, lässt seine Figuren zu einem Maß der Aktivität finden, die angesichts der vorher etablierten Lethargie geradezu ekstatisch anmutet. Erst hier findet „Workers“ zu einem pointierten Witz, der die ganze Absurdität der geschilderten Situationen trefflich überzeichnet und zu originellen Auflösungen findet. Bis dahin verharrt Valle oft allzu sehr im Zustand des typischen zeitgenössischen Minimalismus: Lange Einstellungen, streng komponierte Bilder, dazu Figuren, die ohne jegliche Gefühlsregung profanen Tätigkeiten nachgehen. All das macht José Luis Valle zu einem geradezu exemplarischen Festivalfilm, der es im normalen Kinobetrieb schwer haben dürfte.

Michael Meyns