Mit „Wunderschön“ lockte sie vor vier Jahren mehr als 1,6 Millionen Besucher in die Kinos. Nun präsentiert Karoline Herfurth (wiederum Regie, Hauptdarstellerin und diesmal zudem Koautorin) die Fortsetzung der Ensemble-Komödie. Ein Blick auf die Befindlichkeiten im Beziehungsdschungel, dargestellt am Beispiel von fünf sehr unterschiedlichen Frauen. Ein Liebeskarussell, das so lustig wie listig in Schwung kommt. Plausible Figuren, clevere Dialoge samt smarter Situationskomik sorgen einmal mehr für ein angenehm unangestrengtes Kino im fünften Regiestreich von Publikumsliebling Karoline Herfurth.
Webseite: https://www.warnerbros.de/de-de/filme/wunderschoner
D 2024
Regie: Karoline Herfurth
Darsteller: Karoline Herfurth, Anneke Kim Sarnau, Emilia Schüle, Emilia Packard, Dilara Aylin Ziem, Friedrich Mücke, Maximilian Brückner, Godehard Giese, Malick Bauer
Filmlänge: 137 Minuten
Verleih: Warner Bros. Pictures
Kinostart: 13. Februar
FILMKRITIK:
„‚Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein!’ Altes Testament, das Erste Buch Mose, der Sündenfall“ - mit diesem biblischen Zitat beginnt die Komödie. Was klingt wie das Motto des neu erwachten Maskulismus, wird sich alsbald schon als Spott erweisen. Auf die „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Frage von Herbert Grönemeyer hat Karoline Herfurth ihre ganz eigenen Antworten. Vom übereifrigen Softie über den übergriffigen Chef bis zum selbstgefälligen Vergewaltiger im Ministerrang reicht das Spektrum. Im Mittelpunkt stehen freilich fünf Frauen.
Karoline Herfurth spielt Sonja, die sich von Milan (Friedrich Mücke) getrennt hat, aber gemeinsam die Kinder aufzieht. Die Idylle bekommt Risse, als Sonja erfährt, dass ihr Ex sich mit einer Poledance-Trainerin trifft. Nora Tschirner alias Vicky ist von ihrem Franz (Maximilan Brückner) schwer genervt, als der sich nach einem Streit feige mit einer Bergwanderung aus dem Staub macht. Als Trostpflaster dürfte Trevor (Malick Bauer) taugen, ein neuer, attraktiver Kollege, der seine Schüler von toxischer Männlichkeit abbringen will. Julie (Emilia Schüle) hat als Aufnahmeleiterin unter den Übergriffen ihres Chefs (Samuel Schneider) zu leiden. Von Kollegin Regine (Anja Kling) gibt’s eher wenig weibliche Solidarität: „Dieses ewige MeToo, ich kann’s nicht mehr hören. Irgendwann ist auch gut!“ schimpft der Star am Set. Mit gravierenderen Vorwürfen konfrontiert Nadine (Anneke Kim Sarnau) ihren Politiker-Gatten Philipp (Godehard Giese). Eine befreundete Journalistin übergibt ihr, nicht ganz selbstlos, Fotos, die den Ehemann in kompromittierenden Szenen mit einer jungen Sexarbeiterin (Bianca Radoslav) zeigen. Schlimmer noch: Die Osteuropäerin wurde Opfer von sexueller Gewalt. Als der Skandal öffentlich wird, ziehen die selbstbewussten Teenager-Kinder des Ministers ihre rigorosen Konsequenzen.
Ihr üppig besetztes Figurenkarussell bringt Karoline Herfurth mit gewohnter Leichtigkeit in Schwung, ohne dass der Überblick fürs Publikum beim Beziehungsgeflecht je verloren geht. Die lose miteinander verknüpften Geschichten werden zu einem empathischen Gefühls-Mosaik, das souverän die Balance aus Ernsthaftigkeit und Komik hält. Dem schnippischen „Achso, ich hab deine Nutte mitgebracht!“ der Ehefrau zum verdutzten Gatten folgt wenig später eine schockierende Diagnose der Frauenärztin, was jener Prostituierten widerfahren ist. Bei den Dialogen glänzt „Wunderschöner“ ohnehin wunderschöner als die gängigen Beziehungskomödien. Sei es beim Gezänk unter Zicken, als es um eine „Motto-Party für Kinder in Not“ geht. Oder bei der Rechthaberei des stolzen Softies: „Ich habe bei Wischen ein Häkchen gemacht und habe gar nicht gewischt. Und du hast es nicht gemerkt.“ Dem gut aufgelegten Ensemble machen solche Texte sichtlich ebenso viel Spaß wie ihre clever konstruierten Rollen.
Als Mirabellenmädchen hat Karoline Herfurth vor fast 20 Jahren in Tom Tywkers Bestsellerverfilmung „Das Parfüm" für Furore gesorgt. Mit „Fack ju Göhte“ begeisterte sie das Popcorn-Publikum. Kaum einer anderen Schauspielerin gelang der Wechsel auf den Regiestuhl so erfolgreich. Kaum jemand präsentiert sich dabei so vielfältig und vermeidet die eingefahrenen Genre-Bahnen. Sie selbst sagt dazu: „Ich glaube, viele werden überrascht sein über die Ernsthaftigkeit der Tonalität, weil da noch eine Schippe draufgekommen ist im Vergleich zum ersten Teil.“
Dieter Oßwald