Yuku und die Blume des Himalaya

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Ein Animationsfilm alter Schule, ein ruhig erzähltes, fantasievoll animiertes Abenteuer, ein Kinderfilmmusical: All das ist „Yuku und die Blume des Himalaya“, ein Film von Arnaud Demuynck und Rémi Durin. Mit 65 Minuten gerade so abendfüllend, also genau die richtige Länge für die allerkleinsten Zuschauer, die sich an den markanten Bildern und den eingängigen Liedern erfreuen dürften.

Yuku et la fleur de l'Himalaya
Frankreich/ Belgien/ Schweiz 2022
Regie: Arnaud Demuynck & Rémi Durin
Animationsfilm

Länge: 65 Minuten
Verleih: eksystent/S. Lehnert Filmdispo
Kinostart: 19. Oktober 2023

FILMKRITIK:

Yuku ist das älteste Kind einer Mäusefamilie, die in einem abgelegenen Schloss aufwächst. Von der Großmutter bekommen die Mäuse aufregende Geschichten erzählt, Fabeln und Märchen aus aller Welt, die voller Wissen und Weisheit sind. Doch langsam wird die Großmutter alt und schwach und spürt, das ihre Zeit auf Erden abläuft.

Nichts möchte Yuku lieber, als der Großmutter die Blume des Himalaya zu zeigen, doch die ist nur weit weg zu finden. Mit der Ukulele über dem Rücken bricht Yuku auf, schon der Weg aus dem Schloss führt an der Kellerkatze vorbei, und auch außerhalb warten Abenteuer und Gefahren: Ratten und Füchse, Raben und Wölfen begegnet Yuku, doch mit einem Lied lassen sich auch die wildesten Tiere besänftigen.

So geht die Reise zu den Gipfeln des Himalaya immer weiter, doch am Ende geht es weniger um das Erreichen des Ziels, die Blume des Himalaya zur Großmutter zu bringen, als um die Reise, um den Weg selbst. Und um die Erkenntnis, dass auch der Tod der geliebten Großmutter ein Teil des Lebens.

Allzu oft folgen moderne Animationsfilme dem Drang, möglichst schnell und grell zu erzählen, bedienen sich einer Überwältigungsästhetik, die einem visuellen Zuckerrausch ähneln kann. Ganz anders dagegen der erste längere Film des Filmemacherduos Arnaud Demuynck und Rémi Durin, die schon mit ihrem kurzen Filmen „Der Duft von Karotten“ eine ganz eigene Art von Animationsfilm etabliert hatten.

In „Yuku und die Blume des Himalaya“ folgen sie inhaltlich und visuell ähnlichen Mustern, erzählen eine einfache, kindgerechte Geschichte, die sich episodisch entwickelt: Mit jedem Tier, dem sie begegnet, erlebt Yuku ein kleines Abenteuer, das in ein gemeinsam gesungenes Lied mündet. Vom Blues über dem Jazz bis zum Boogie-Woogie reichen die Inspirationsquellen für die Musik, während die Texte Lebensweisheiten wie „Genies den Tag und sing und lach, und lass das Morgen Morgen sein“ oder „Durch Geschichten leben wir zusammen – für immer“ verbreiten.

Animiert ist das in klaren Farben und Formen, zwar im Computer animiert, aber durch den Einsatz von Primärfarben und klaren Pastelltönen oft wie ein lebendig gewordenes Aquarell wirkend. Auch die unterschiedlichen Tiere sind klassisch gehalten, keine Fabelwesen oder Ungeheuer, sondern aus fabeln und Märchen bekannte Wesen, die keine Gegner sind, sondern auf harmonische Weise zusammenleben.

Und darum geht es in einem zwar auf den ersten Blick einfachen Film, der sich weniger an dramatischen, visuell überbordenden Animationsfilmen a la Hollywood orientiert, sondern an klassischen Fabeln. In denen stirbt am Ende zwar vielleicht jemand, doch gerade durch die Thematisierung eines so ernsten Themas wird aus „Yuku und die Blume des Himalaya“ mehr als nur ein lustig bunter Kinderfilm.

 

Michael Meyns