Auf Basis des Romans „Keller“ hat Christina Friedrich einen Film erschaffen, der sich jeder Einordnung verweigert. Es ist Geschichte über das Aufbegehren, über die Gewalt einer Gesellschaft, um die körperliche und geistige Unterdrückung, und mehr als das. Eine Geschichte übers Erwachsenwerden, ebenso wie eine über eine Zeit nach der Katastrophe, nicht linear, sondern verworren. Alles andere als leichte Kost.
Website: https://www.eksystent.com/zone.html
Zone
Deutschland 2024
Regie: Christina Friedrich
Buch: Christina Friedrich
Darsteller: Julischka Eichel, Gina Haller, Kea Krassau
Länge: 131 Minuten
Verleih: eksystent distribution
Kinostart: 3. Oktober 2024
FILMKRITIK:
„Dies ist meine eigene Geschichte“, heißt es am Anfang. Aber es ist nicht die Geschichte der Autorin und Regisseurin, vielmehr ist es eine Geschichte über Gefühle und Wahrnehmung, um Erwachsenwerden, um Angst und um eine Zeit nach der Katastrophe, in der die Gewalt allgegenwärtig ist. Bis ein Mädchen rebelliert. Dieses Mädchen durchwandert eine mythische Version des Harzes. Sie träumt vom Krieg, der sie heimsucht, sie lebt in einer Welt der Zwänge, in der die Kindheit schnell endet. Das gesellschaftliche System erstreckt sich auch auf dieses Mädchen, das ausbrechen will und sich auf eine Reise begibt, die zu Begegnungen führt, welche sie nachhaltig verändern wird.
„Es ist nicht nur eine Coming-of-Age-Ge-schichte, es ist auch eine Geschichte über den Prozess der Menschwerdung in Zeiten der Unterdrückung. Aber auch eine mythische Reise durch verwundete Landschaften. „Landschaften haben ein Gedächtnis, sie prägen uns“, sagt Friedrich, die ihren Film nicht linear und schon gar nicht buchstäblich verstanden wissen will. Einer solchen Einordnung entzieht sich „Zone“ aber auch. Er ist ein delirierender Trip in einer Hyperrealität, in der das Normative über allem steht. Die Gesellschaft ist gleichgeschaltet, die Gedanken sind unfrei – was Friedrich hier zeichnet, ist eine Schreckensvision, ein Film, der warnt, auch und gerade in Zeiten, in denen die Historie vergessen wird.
Aber er ist zu klug, um ein Publikum zu erreichen, das bereits in alte Muster abgedriftet ist. „Zone“ macht es dem Zuschauer nicht leicht. Der Film lebt von eindrucksvollen Bildern, aber auch vom eindrucksvollen Spiel des Ensembles. Vor allem die Newcomerin Kea Krassau ist zu erwähnen. Die Bilder, die Friedrich heraufbeschwört, sind surrealistisch, sie kontrastieren das, was schön ist, mit dem, was Angst macht. Heraus kommt ein Bilder- und Gefühlssturm, dem man sich nicht entziehen kann, zumal „Zone“ immer wieder überrascht – hin und wieder auch mit dem metaphorischen Magenschwinger, denn der Film schreckt vor der ausgelebten Gewalt nicht zurück, die sich in der Geschichte Bahn bricht.
Mit 131 Minuten ist „Zone“ ein Erlebnis, natürlich eines, das die Bereitschaft des Publikums fordert, abseits konventioneller Erzählweise an einen Film heranzugehen. Gelingt dies, ist das, was sich auf der Leinwand abspielt, wahrlich imposant.
Peter Osteried