Zweigstelle

Zugegeben, unscheinbarer kann ein Filmtitel wohl kaum sein. Aber Achtung: Dieses Lustspiel hat es faustdick hinter den Ohren. Schrullig, schräg, skurril und schlitzohrig – das passt alles ziemlich gut. Obendrein überaus originell: Wann gab es im Genre der Jenseits-Filme jemals ein Amt fürs Paradies? Diese Behörde entpuppt sich als Himmel für überirdische Bürokraten und ist die Hölle für frisch Verstorbene. Wie etwa jenes Quartett junger Bayern, das gerade einen tödlichen Autounfall hinter sich hat. Das Ensemble aus Altstars und Newcomern hat sichtlich seinen Spaß an süffisanter Situationskomik samt originell absurden Dialogen – von den gelungenen Musikeinlagen einer ziemlich gechillten Kapelle ganz zu schweigen! Der berühmte „Münchner im Himmel“ hätte gewiss sein Vergnügen an diesen Nachfolgern bei ihrer Probefahrt ins Paradies.  

 

Über den Film

Originaltitel

Zweigstelle

Deutscher Titel

Zweigstelle

Produktionsland

DEU

Filmdauer

98 min

Produktionsjahr

2025

Produzent

Mann, Felix / Bogocz, Simon / Ulrich, Ben

Regisseur

Grimm, Julius

Verleih

Weltkino Filmverleih GmbH

Starttermin

16.10.2025

 

„Michi, wir müssen reden!“ – Resi hat allen Mut zusammengenommen, um sich von ihrem Freund zu trennen. Sogar eigens geprobt hat sie die Schlussmach-Szene mit einer Freundin. Doch Michi will zuerst reden. Und was er zu sagen hat, bringt den Plan der künftigen Ex reichlich durcheinander. Drei Jahre später fahren Resi und ihre drei Freunde mit dem Auto in die Alpen. Ein kleiner Streit hat fatale Folgen: Verwundert findet sich das Quartett, plötzlich in weißer Feinripp-Unterwäsche, in der bayrischen Jenseits-Behörde wieder. „Ich glaube, wir sind tot!, sagt einer der Clique. Bevor der Amtsschimmel über Himmel oder Hölle entscheidet, muss alles seinen geordneten Gang gehen – und der beginnt bekanntlich mit dem Ziehen einer Wartenummer. Zwei ziemlich sonderbare Sachbearbeiterinnen eröffnen offiziell den amtlichen Post-Mortem-Vorgang. Doch was tun mit Leuten, die in ihrem Leben an überhaupt nichts geglaubt haben? 

 

Wegen fehlender Nummer bekommt eine der Freundinnen unerwartete Probleme. Zum Glück kann sie den gutmütigen Hausmeister (Rainer Bock) überreden, sie als Praktikantin zu engagieren. Im Unterschied zu ihm kann sie zwar noch nicht über Wasser laufen, dafür erweist sie sich als hilfreich bei Papierstau-Problemen der Amtsstuben-Drucker.  

 

Bisweilen geht dieser Amtsschimmel-Komödie zwar die dramaturgische Luft aus, dafür funktioniert der Pointenquotient in diesem schrägen Absurditätenkabinett durchaus gut. Die schrulligen Einfälle reichen von einem bockigen Kind als Behördenleiter über frustrierte Notärzte, die sich über fehlende Wertschätzung beklagen, bis zu geschäftstüchtigen Bestattern, die ihre Särge möglichst profitabel nutzen. Als Sahnehäubchen erweist sich die Kapelle „Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys“, die mit allerlei Auftritten für einen überaus entspannten Sound sorgen. 

 

Last not least sorgt das sichtlich bestens aufgelegte Ensemble für gute Laune. Das Quartett der Newcomer Sarah Mahita, David Ali Rashed, Nhung Hong, Beritan Balci und Julian Gutmann wird von einer Promi-Liga von Rick Kavanian, Rainer Bock, Luise Kinseher und Maxi Schafroth begleitet. Kein schlechter Casting-Coup für ein Debüt. Auch sonst hat Jungfilmer Julius Grimm mit dieser After-Life-Komödie einen gelungenen Einstand geliefert. 

 

Dieter Oßwald

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