In einem Appell richtete sich die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth gestern an deutsche Kultureinrichtungen und rief zur Solidarität mit der Ukraine auf. Ebenso machte sie deutlich, dass das kulturelle Gut eines Landes separat von den Ambitionen der politischen Führung zu sehen ist. Sie verwies auf die zahlreichen Demonstranten in Russland und Belarus, die jetzt und in der jüngeren Vergangenheit auf die Straße gegangen sind, um für Demokratie und gegen Tyrannei zu kämpfen. So rief Frau Roth nicht nur dazu auf, Kunst und Kultur aus der Ukraine zu zeigen, sondern ebenso aus Russland und Belarus, um den gegenseitigen Austausch und die fruchtbare Kommunikation aufrecht zu erhalten und so die Demokratie zu fördern.
Der komplette Aufruf von Kulturstaatsministerin Claudia Roth:
„Das ist ein Angriff eines Regimes, das lügt, das Länder überfällt und Menschen ermordet nur aus einem Grund: es will keine Demokratie, es will keine offene und keine gemeinsame Zukunft. Genau das aber ist die europäische Idee. Ja, auch wir sind als Europäer diese Idee selbst oft genug nicht gerecht geworden. Der Krieg des Putin-Regimes gegen die Demokratie in der Ukraine – und gegen die Demokratie in Russland, in Georgien und an vielen anderen Orten muss uns aufrütteln. Wir müssen für die Kultur der Demokratie einstehen. Auch in unserer Arbeit in Kultur und Wissenschaft, in den freien Medien und der Zivilgesellschaft. Wir müssen diese Kultur stärken. Die Kultur der Demokratie darf nicht das Opfer von Verbrechern werden. Ihre Stärke sind nicht Panzer und Kanonen. Die Stärke von Kunst und Kultur sind die Menschen. Deswegen habe ich gemeinsam mit Annalena Baerbock die Hilfsmöglichkeiten für Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Medien ausgebaut.
Die Stärke von Kunst und Kultur sind die Schönheit und die Verletzlichkeit. Deswegen wende ich mich mit einer Bitte an alle Theater, Konzertveranstalter, Museen, Kultureinrichtungen: Zeigt mehr ukrainische Kunst und Kultur, zeigt aber auch russische Kunst und Kultur- viele Menschen in Russland erheben gerade ihre Stimme, verurteilen den Angriff auf die Ukraine, zeigt belarussische Kultur – die Menschen dort haben so sehr für die Demokratie gekämpft und müssen gerade erleben, wie aus ihrem Land die Ukraine überfallen wird, zeigt mehr von allen Kulturen aus allen Ländern, in denen die Demokratie bedroht ist, helfen Sie und arbeiten Sie zusammen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen aus diesen Ländern.
Wenn wir die Erzählungen und Bilder, die Töne und die Träume der anderen Nationen fühlen und sehen, dann werden wir besser begreifen, dass wir alle dasselbe Ziel haben. Das einer guten und gemeinsamen Zukunft, des friedlichen Zusammenlebens und der demokratischen Selbstbestimmung. Ich bitte alle, gerade in diesen schweren Stunden: Lasst uns gemeinsam für ein Europa einstehen, in dem nicht Nationalismus, Bomben und Granaten herrschen. Sondern setzen wir ein Zeichen für Europa, für eine gemeinsame Kultur der Demokratie in Europa.“
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