Zum Auftakt der EU-Ratspräsidentschaft lud Frankreich am 25. Januar zu einer hybriden Konferenz ein unter dem Titel: „Unabhängig bleiben, um kreative Vielfalt zu bewahren“. Eingeleitet von Ausführungen der französischen Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin und EU Kommissar Thierry Breton stand die Frage im Mittelpunkt, welche Strategien es gibt, um die audiovisuelle Industrie in Europa gegenüber den Global Playern zu stärken. Auf das hochkarätig international besetzte Panel zum Thema „Strategien zur Bewahrung unserer kulturellen Vielfalt“ war Christian Bräuer als Präsident der CICAE und Kinovertreter eingeladen.
Die Sorge der Franzosen ist der Verlust der europäischen Unabhängigkeit, dass zum einen der bestehende europäische Filmkanon von amerikanischen oder chinesischen Plattformen vereinahmt wird und zum anderen, dass die europäische Erzählstruktur und -kultur in audiovisuellen Werken verloren geht, wenn globale Unternehmen den Produktionsmarkt bestimmen.
Christian Bräuer verwies auf die zunehmende Marktmachtmonopolisierung, die auch und gerade im Kino derzeit dazu führt, dass die großen US Majors das Programm dominieren und die Möglichkeiten für unabhänige Produktionen immer kleiner werden. Dabei sei die Sichtbarmachung der Filme durch die Kinos eine entscheidende Säule für den Erfolg. Mit Blick auf die Auswirkungen der Pandemie und die Zukunft sieht er folgende Punkte als wichtig an:
Ein Wiederaufbaufonds für die Kinoinfrastruktur in Europa, die über den reinen Erhalt der Kulturorte hinausgeht.
Faire Regeln für den Wettbewerb auf dem Filmmarkt, insbesondere mit Blick auf die Medienchronologie und die Territorialität.
Unterstützung der Kinos bei der Publikumsentwicklung und der Erschließung neuer innovativer Ansätze zur Stärkung des Geschäftsmodells.
Das Bedürfnis der Menschen nach dem öffentlichen Geschichtenerzählen ist ungebrochen. Allerdings müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Kulturorte während der andauernden Pandemie diese Rolle erfüllen können. Moderator Pascal Rogard verwies auf Studien in Frankreich und anderswo, wonach Kinosäle und Theater eigentlich als sichere Räume anerkannt werden. Leider, so Christian Bräuer, werde dies in einigen Regionen Deutschlands immer noch ignoriert.
Die Tatsache, dass ein Kinovertreter und namentlich die CICAE zu dieser Veranstaltung eingeladen waren ist ein großer Erfolg für unsere Bemühungen, den Kulturort Kino bei der EU präsent zu halten. Zuletzt hatte sich gerade die Kommission wenig verständnisvoll für den europäischen Filmmarkt gezeigt. Insofern liegen unsere Hoffnungen auch in der Präsidentschaft des Kinolandes Frankreich.
Das gesamte Panel können sie hier anschauen.

v.l.n.r.: Olivier Henrard, Deputy CEO of the CNC, Christian Bräuer, President of International Confederation of Arthouse Cinemas (CICAE), Sidonie Dumas, CEO of Gaumont, Pascal Rogard, SACD Director general, Odile Limpach, Professor at the Cologne University of Technology (Cologne Game Lab), Petar Mitric, PhD. Assistant Professor in Film Studies
25/01/2022