Nach einer mehrstündigen Debatte wurde vom Vorstand des Festivals per geheimer Wahl der neue Vorsitz gewählt, erstmals in der über 70-jährigen Geschichte der Filmfestspiele in Cannes übernimmt eine Frau die Präsidentschaft. Gewählt wurde die deutsche Managerin Iris Knobloch, die im Juni 2021 nach über zwei Jahrzehnten in diversen Führungsrollen bei WarnerMedia ausstieg.
Gegenstand der Debatte um den Vorsitz war unter anderem die Special Acquisition Company I2PO, die Knobloch zusammen mit dem französischen Milliardär Francois-Henri Pinault gründete. Ebenfalls wurden Iris Knoblochs langjährige Tätigkeit für Warner sowie ihre nicht-französische Nationalität kritisch angemerkt. Schließlich wurde sie als Nachfolgerin von Pierre Lescure bestimmt, der nach der kommenden Festivalausgabe zurücktreten wird.
Nach ihrer Wahl sprach Knobloch sich für den Kulturraum Kino aus und betonte als „Europäerin im Herzen“ die Wichtigkeit einer Filmvorführung im Kinosaal, wenngleich sie die Rückkehr von Streaminganbietern unter bestimmten Konditionen nicht ausschloß. Ebenso kündigte sie eine kollektive Debatte im Cannes-Vorstand an, der die nahe Zukunft des Festivals ausloten soll. Festivaldirektor Thierry Frémaux, der nach wie vor für die kreativen Entscheidungen des Festivals verantwortlich ist, begrüßte Knoblochs Wahl und sagte, dass ihre Präsenz dem Festival helfen würde, nah an seinen Prinzipien und Standards zu bleiben.
Die 75. Ausgabe des Festivals findet vom 17. bis 28. Mai diesen Jahres statt. Die Official Selection wird am 14. April bekannt gegeben.
Pressemitteilung zur Wahl auf der Festival-Webseite (Englisch)