From Business To Being

Zum Vergrößern klicken

Von Entschleunigung, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit ist inzwischen oft die Rede, immer mehr finden solche, früher oft skeptisch betrachteten Konzepte auch Einzug in die Wirtschaft. Wie Unternehmen versuchen, ihre Mitarbeiter zu größerem Bewusstsein anzuleiten, zeigen Hanna Henigin und Julian Wildgruber in ihrer Dokumentation „From Business to Being“, die viele Ansätze zeigt, manchmal jedoch wie ein Werbefilm für Managerseminare wirkt.

Webseite: mindjazz-pictures.de

Deutschland 2016
Regie: Hanna Henigin & Julian Wildgruber
Buch: Hanna Henigin
Dokumentation
Länge: 89 Minuten
Verleih: mindjazz Pictures
Kinostart: 2. Februar 2017

FILMKRITIK:

Aus dem Hamsterrad des Kapitalismus zu entkommen, ist der Wunsch einer zunehmend großen Anzahl von Menschen. Den ständigen Druck, mehr zu verdienen, mehr zu arbeiten, mehr zu produzieren, halten immer mehr Menschen nicht aus und wünschen sich eine Entschleunigung ihres Berufsalltags. Was nicht nur der individuellen Gesundheit zu gute kommen würde, sondern auch aus rein wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll erscheint: Rund 79 Millionen Fehltage gibt es inzwischen jedes Jahr in Deutschland, was Kosten durch Arbeitszeitverluste in Höhe von rund 23 Milliarden Euro verursacht.
 
Burnouts, Depressionen, frühe Verrentungen sind zunehmend gravierende Probleme, die viele Unternehmen inzwischen aktiv zu bekämpfen suchen. Die Drogeriekette dm etwa hat es sich auf die Fahnen geschrieben, ihre Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortung anzutreiben, zu mehr Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Götz Werner, der Gründer der Drogeriekette, setzt sich sogar für das zunehmend diskutierte Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens ein, das zumindest in der Theorie dabei helfen könnte, Druck vom kapitalistischen Kessel zu nehmen.
 
Während hier versucht wird, innerhalb eines großen Unternehmens Änderungen vorzunehmen, ist der ehemals bei Lehmann Brothers tätige Unternehmensberater Rudolf Wötzel einen anderen, sicherlich sehr speziellen und nicht repräsentativen Weg gegangen: Er hat zum Hüttenwirt in den Alpen umgeschult und versucht das Leben ruhiger anzugehen, als er es in seinem früheren Leben getan hat. Wie so viele andere Personen, die zu Wort kommen, spielt auch für Wötzel die Meditation eine große Rolle.
 
Vom Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn, bis zum Quantenphysiker Arthur Zajonc stellen Henigin und Wildgruber Menschen vor, die seit langen durch die Meditation zu größerer Ausgeglichenheit finden. Im Moment leben, sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren ist sehr vereinfacht das Konzept der Meditation, also alle Gedanken an Vergangenheit und Zukunft, an das, was man anders hätte tun können und das, was man zu tun gedenkt, möglichst auszuschalten.
 
Auch der Dalai Lama taucht in „From Business to Being“ auf, allerdings ebenso kurz wie die zahlreichen anderen Unternehmer und Wissenschaftler, die zu Wort kommen. Die Vielzahl der Protagonisten, die Kürze der Statements verhindern dann aber, dass die Dokumentation wirklich in die Tiefe geht. Die Präsenz von Wirtschaftsvertretern bestimmter Unternehmen, besonders des dm-Konzerns lässt „From Business to Being“ dann auch bisweilen wie einen Werbefilm für die umsichtige Geschäftsführung der Drogeriekette wirken, dann wie eine Zusammenstellung von Tipps für das nächste Führungskräfte-Seminar. Ein wirtschaftsaffines Publikum sprechen Hanna Henigin und Julian Wildgruber mit ihrem Film an, darüber hinaus bleiben viele Fragen offen.
 
Michael Meyns