My Big Fat Greek Summer

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Die amüsante Independent-Produktion „My big fat Greek Wedding“ avancierte in den USA zum Überraschungshit, der sensationelle fünf Millionen Dollar einspielte. Mit der romantischen Komödie „My big fat Greek summer“ versuchen die Macher nun an den phänomenalen Box-Office-Erfolg von einst anzuknüpfen. Das Kunststück gelingt zwar nicht ganz. Trotzdem treffen die grotesk überzeichneten Klischees der Kulturschocksatire, angesiedelt in der Tourismusbranche, nicht selten den Kern.

Webseite: www.splendid-entertainment.de

USA/Spanien 2009
Regie: Donald Petrie
Darsteller: Nia Vardalos, Richard Dreyfuss, Harland Williams, Rachel Dratch, Alexis Georgoulis, Sheila Bernette, María Botto, Ralph Nossek
Drehbuch: Mike Reiss
Länge: 95 Minuten
Verleih: Splendid
Kinostart: 3. September.2009
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

„Ich gebe Einblick in griechische Mentalität und Kultur“, verkündet Shootingstar Nia Vardalos nach ihrem beispiellosen Erfolg mit „My Big Fat Greek Wedding“, „das macht mich stolz“. Als frustrierte alleinstehende Reiseführerin Georgia begibt sich die griechisch-stämmige Amerikanerin in ihrem neuen Film nun direkt ins Land der Antike. Denn schließlich ist die abendländische Kultur ohne Griechenland nicht denkbar. Zwischen Akropolis, den Tempeln von Delphi und Olympia, den jahrhundertealten baulichen Zeugnissen, versucht die sympathische Schauspielerin dabei ihre Mission zu erfüllen.

Freilich kann von einem authentischen Eintauchen in die Gastkultur für das Gros der Touristen oft kaum noch die Rede sein. Denn längst mussten sich die Gastländer auf sie einstellen. Deshalb entpuppt sich dieses Anliegen als arg sperrig. Doch die wahrhaft absurden Seiten des Massentourismus fängt der Film mit sicherem Gespür für Situationskomik ein. Wenn etwa der griechische Souvenirverkäufer in der Athener Altstadt mit besten Gewissen amerikanischen Touristen Kitsch aus Korea als wahre Kunst verkauft und die ziemlich verzweifelte Georgia ihren Schützlingen zähneknirschend weismacht, wie zuvorkommend sie bedient werden. Seine besten Szenen verdankt die romantische Komödie diesen scheiternden Versuchen.

Tatsächlich ist „My Big Fat Greek Summer“ wie eine echte organisierte Reise durch Griechenland aufgebaut. Zum ersten Mal erhielt ein Kamerateam die Erlaubnis auf der Akropolis zu drehen. „Während ich meine Reisegruppe mit dem Schild Gruppe B durch die Ruinen führte“, erzählt Vardalos, „kamen wir häufig an echten Reisegruppen vorbei und der Tour Guide und ich schauten uns nur an.“ Denn Reiseleiter ist auch im richtigen Leben kein unbedingter Traumjob.

Im Film verpasst Chefin Maria (Bernice Stegers) von der Agentur Pangloss Tours der arbeitslosen Geschichtsprofessorin absichtlich nur das schwierigste Klientel, die schlechtesten Hotels und als Krönung des Ganzen den scheinbar muffigsten Busfahrer. Mit ihren knochentrockenen Vorträgen kann die streng-wissenschaftliche Akademikerin ihre Reisegruppe aus bierseligen Australiern, zänkischen Familien, aufdringlich lauten Amerikanern, die nur an Souvenirs und Eiscreme denkt, außerdem wenig begeistern.

Aus diesem Dilemma hilft Georgia unversehens Irv, ein anfangs nerviger ältlicher Witzbold. Der lebenskluge Witwer, souverän gespielt von Oscar-Gewinner Richard Dreyfuss, öffnet ihr die Augen für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Plötzlich entwickelt die zugeknöpfte Wissenschaftlerin mehr Gelassenheit und lässt sich mit Witz und Humor auf das Abenteuer Leben ein.

Die Metamorphose vom weiblichen Kontrollfreak zur lässig temperamentvollen Frau gelingt Nia Vardolos bestens. Auch wenn die Liebesgeschichte zwischen ihr und ihrem griechischen Busfahrer Procopi (Alexis Georgoulis), samt vielbeschworener griechischer Lebenslust, streckenweise zu offensichtlich romantische Fantasien bedient. Doch welche Frau würde bei einem Date im Mondenschein am Meer mit Rotwein und verführerischen Schmeicheleien nicht dem Zauber dieses Augenblicks erliegen? Außerdem stimmt die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die in klassischer Screwball-Manier zueinander finden.

Regisseur Donald Petrie inszeniert die Story insgesamt jedoch locker und unterhält mit viel Süffisanz und Ironie. Nicht selten sind Reisen immer auch Fluchtbewegungen, vor dem Alltag oder der Vergangenheit. Doch die beste Reise, die einer im Leben unternehmen kann, ist nicht zuletzt die Reise zu sich selbst. Eine Weisheit, die der kurzweilige Film trotz all seiner grellen Stereotypen, am Ende mitliefert. Und die knappe, etwas schamlos eingeschobene Referenz an den mitreißenden Kultfilm „Alexis Sorbas“ erinnert daran, was griechische Mentalität wirklich ausmacht.

Luitgard Koch