Aber Katja Riemann erzählt nicht von sich, sondern von den Menschen vor Ort, die etwas bewegen. Meist sind es starke Frauen, die sich nicht von Gewalt und Unterdrückung entmündigen lassen, sondern mit Mut und Empathie etwas bewegen. Sie sind die Helden ihres Buches, die im Kleinen Großes bewirken, die all dem Elend dieser Erde unendlich viel Positives entgegensetzen. Und tatsächlich viel bewirken.

Das ist denn auch das Überraschendste: auch wenn so vieles entsetzlich und für uns manchmal schier unbegreiflich ist, überzeugt die positive Energie, die dieses Buch ausstrahlt. Ja, man (oder oft: frau) kann was tun gegen Mädchenbeschneidung in Afrika und Frauenhandel in Osteuropa. „Drogen kann man nur einmal verkaufen, Menschen mehrmals“ heißt es etwa im Bericht aus Nepal, wo Töchter der Familien der „kastenlosen“ Kamalari als Dienstmädchen von Menschenhändlern nach Kathmandu verkauft werden. Aber das Gute: in Nepal und in vielen anderen Ländern gibt es hochengagierte Frauen, Männer, die sich dem widersetzen und vielen Menschen Hilfe und wichtiger noch: eine Perspektive bieten. All diesen „Heldinnen/Helden“, die etwas bewegen, gibt sie ein Gesicht.

Ein sehr lebendiges sogar, denn sie schreibt so greifbar direkt, dass man das Gefühl hat, mit ihr mitzufahren durch die Wüste zur nächsten Dorfgemeinschaft im Senegal zu Molly Melching, zu Maggy Barankitse in Burundi usw. Manche Kapitel sind nur schwer zu ertragen, etwa die Berichte von den „getraffickten“ Mädchen aus Moldawien, nach manchen Kapiteln braucht man Abstand – aber am Ende ist es immer wieder überzeugend, dass überall auf dieser Welt, und sei es an den entlegensten Orten, Menschen und NGOS im Einsatz sind, den täglich neuen und doch ewig gleichen Elendsnachrichten etwas Gutes, etwas Erfolgreiches entgegen zu halten.

So wie Katja Riemann all die Aktiven unterstützt, verdient sie jede Unterstützung – indem man ihr Buch kauft, liest, verschenkt, es weiterempfiehlt. Denn: Jeder hat… Niemand darf…

(Hermann Thieken)

Katja Riemann: Jeder hat. Niemand darf. Projektreisen.
S. Fischer Verlag 2020. 396 Seiten, 24,- Euro.

Katja Riemann ist auch auf Lesereise, die Corona-bedingt allerdings etwas durcheinandergeraten ist. Ein Nachholtermin der LIT.COLOGNE in Köln im Oktober wurde leider auch abgesagt, ein Termin in Zusammenarbeit mit Amnesty International ist am 10. Dezember in Frankfurt am Main geplant. Und – siehe vorherige Meldung – jetzt am 28.10. stellt sie das Buch im KLICK Kino Berlin vor, in dem sie für den Monat Oktober als Filmpatin aktiv ist.

 

Presseartikel zum Buch und Interviews mit ihr:

FRANKFURTER RUNDSCHAU
https://www.fr.de/kultur/literatur/katja-riemann-jeder-hat-niemand-darf-feld-13559330.html

DEUTSCHLANDFUNK KULTUR
https://www.deutschlandfunkkultur.de/katja-riemann-ueber-jeder-hat-niemand-darf-ein-buch-das.1270.de.html?dram:article_id=473626

MDR (ausführliches Interview, 21 Min.)
https://www.ardaudiothek.de/die-virtuelle-buchmesse-der-ard-kulturradios/katja-riemann-jeder-hat-niemand-darf-autorengespraech/73166834

STUTTGARTER NACHRICHTEN
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.katja-riemann-ich-habe-einfach-nicht-mehr-losgelassen.1b82e2ce-29f2-441b-a863-ad9fac4abaef.html

REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND
https://www.rnd.de/promis/katja-riemann-mit-meinem-buch-klatsche-ich-fur-aktivisten-PCS4FTEGH5AQRFA443KE3ZO2VY.html