Mein Vater, mein Sohn und der Kilimandscharo

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In der kraftvoll bebilderten Reise-Dokumentation „Mein Vater, mein Sohn und der Kilimandscharo“ begibt sich ein Abenteurer, der 25 Wüsten auf der ganzen Welt durchquerte, auf die wichtigste Expedition seines Lebens: Gemeinsam mit seinem Sohn folgt er den Spuren seines verstorbenen Vaters, der vor 30 Jahren Tansania erkundete. Ziel der Reise: die  Besteigung eines der sagenumwobensten Berge der Erde.

Webseite: www.vater-sohn-kili.de

Deutschland 2019
Regie: Achill Moser
Darsteller: Aaron Moser
Länge: 88 Minuten
Kinostart: 09.01.2019
Verleih: Aaron Moser/Rainer Blank

FILMKRITIK:

Der Fotojournalist Aaron Moser hat in seinem Leben schon viele exotische Orte gesehen und verlassene Gegenden besucht. Doch die Reise ins ostafrikanische Tansania, auf der ihn sein Sohn Aaron begleitet, ist etwas Besonderes. Denn Vater und Sohn haben sich vorgenommen, den höchsten Berg Afrikas zu erklimmen: den Kilimandscharo. Damit folgen die Beiden auch den  Spuren ihres (Groß-) Vaters, der 1988 den Kilimandscharo bestieg und seiner Familie nach seinem Tod vor zehn Jahren eine Tonbandkassette hinterließ. Darauf berichtet Harry Moser von den unvergesslichen Ereignissen im Zusammenhang mit seiner Tansania-Reise. Nun folgen Aaron und Achill mit ebenso großer Reiselust den Spuren von Harry Moser. Begleitet von Massai-Nomaden gelangen sie zur Wiege der Menschheit und erreichen schließlich den Gipfel des gewaltigen Berges.

„Mein Vater, mein Sohn und der Kilimandscharo“ ist eine bildgewaltige und sehr persönliche Reise-Dokumentation. Ganz nebenbei erzählt sie nämlich von einer mitreißenden Familiengeschichte, in der es um getriebene, von Abenteuerlust geprägte Menschen geht. Denn schon Achills Vater, den dieser erst mit 28 Jahren kennenlernte, war ein Reisender und Entdecker. Sein Geist schwebt gewissermaßen von Beginn an über dem Film, da Achill Moser Ausschnitte der originalen Tonbandaufnahme seines Vaters an passenden Stellen einbaut. Unglückliche Umstände führten vor Jahren dazu, dass die Beiden den Kilimandscharo nie gemeinsam besteigen konnten.

Lobenswert ist, dass „Mein Vater, mein Sohn und der Kilimandscharo“ die Chronologie der Ereignisse sorgfältig schildert und sich für alle (Vorbereitungs-) Stufen  des Trips Zeit nimmt: vom Medizincheck über das Erklären der genauen Route (verspielt und anschaulich illustriert durch animierte Landkarten) bis hin zu den einzelnen Etappen während der eigentlichen Reise. Auf letztgenanntem Punkt liegt das erzählerische Zentrum des Films, durch den Vater und Sohn abwechselnd als Off-Erzähler führen. Achill und Aaron Moser machen gar kein Geheiminis daraus, wie überwältigt sie von den eindrucksvollen Landschaften oder dem einfachen und naturverbundenen Leben der Massai sind. Diese Begeisterung geht auf den Betrachter über.

Der Zuschauer erhält einen ausführlichen Einblick in die vielfältige Flora, Fauna und die sagenhaften Natur Tansanias. Vater und Sohn durchqueren Dschungellandschaften, dichtes Grasland und weite Savannen, kommen an malerischen Gebirgsbächen vorbei und bestaunen die üppige Vegetation der Region. Darüber hinaus geht es zum von Zwergflamingos bevölkerten Natronsee, in dem sich große Mengen niedrigschmelzender Lava befindet (unweit vom See befindet sich ein Vulkan). Zu alledem liefern sie aus dem Off die entsprechenden Hintergrundinfos und klären über das Gesehene auf.

Ernste und nachdenkliche Töne klingen an, wenn Aaron die Sinnhaftigkeit des Berg-Tourismus hinterfragt und sich geordnete (sprich: weniger) Gruppenbesteigungen wünscht. 500 Touristen besteigen den Kilimandscharo – täglich. Ein großes Problem ist die damit einhergehende Vermüllung, da viele Touristen ihren (Plastik-) Abfall in der Natur entsorgen.

Die letzten Minuten des Films, wenn die Gruppe entkräftet endlich den Gipfel erreicht, sind dann zwar nicht frei von Pathos und sentimentaler musikalischer Untermalung. Dennoch: Die Leidenschaft und der Tatendrang der beiden Protagonisten sind ansteckend und machen die Doku letztlich zu einem emotionalen, lehrreichen filmischen Erlebnis.

Björn Schneider