13 Semester

Zum Vergrößern klicken

13 Semester hat Moritz, genannt Momo, an der Uni in Darmstadt Wirtschaftsmathematik und das Leben studiert. Dabei ist der junge Student um Erfahrungen reicher und Illusionen ärmer geworden...
Dies ist keine dumpfe Uni-Klamotte und auch kein altbackener Pennälerschwank. Der Blick auf das Uni-Leben in der Provinz gerät ebenso amüsant wie authentisch. Wie in „Nach fünf in Urwald“ und „Schule“ lacht und leidet man in diesem rundherum gelungenen Kinodebüt von Frieder Wittlich mit seinen tragikomischen Helden.

Webseite: www.13semester.de

D 2009
Regie: Frieder Wittlich
Buch: Oliver Ziegenbalg, Frieder Wittlich
Kamera: Christian Rein
Darsteller: Max Riemelt, Robert Gwisdek, Claudia Eisinger, Alexander Fehling, Amit Shah
Länge: 101 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 7.1.2010

PRESSESTIMMEN:

...macht großen Spaß, denn Regisseur Frieder Wittich beweist erneut, dass deutsche Filmemacher sehr wohl Komödie können. Er erzählt, Semester für Semester, die Uni-Karriere von Momo, voller hübscher Einfälle, leicht und doch sehr, sehr wahr, von der Wohnungssuche bis zur Lerngruppe, vom Auslandsseminar bis zur ersten echten Beziehung. Ein Glücksfall von einem Film für alle, die studieren, studieren wollen oder aufs Studieren neugierig sind - und eine sentimentale Erinnerung für alle, die die Uni hinter sich haben.
Brigitte

FILMKRITIK:

Darauf hat Momo (Max Riemelt) schon lange gewartet. Mit dem Studienplatz an der TU in Darmstadt hat der junge Mann endlich das Ticket in der Tasche, das ihn aus der häuslichen Enge der heimischen Gastwirtschaft in Brandenburg befreit. Gemeinsam mit seinem Kumpel Dirk schmeißt sich Momo ins akademische Getümmel. Doch während das Mathegenie Dirk mit Volldampf durchstartet, harkt es bei Momo mächtig im Getriebe. Schon die Wohnungssuche erweist sich als echter Alptraum, und dann braucht er eine ganze Weile, um sich an seinen neuen WG-Partner Bernd zu gewöhnen. Der zeigt dem braven Bubi aus Brandenburg zuerst einmal, dass es neben Hörsaal und Mensaessen auch in Darmstadt ein Hauch von „La Dolce Vita“ gibt.

Bald schon hängt Momo zwischen allen Stühlen: zum Streber ist er nicht geboren, aber ein echter Partylöwe und Frauenheld wird aus ihm wohl auch nie werden. Zumal er sein Herz schon kurz nach der Ankunft in Darmstadt an die schöne und kluge Kommilitonin Kerstin verloren hat. Dumm nur, dass Momo sich nicht so richtig traut, der Dame seines Herzens selbiges auszuschütten.

Auf kleine Etappensiege und ernüchternden Rückschlägen folgt ein Auslandssemester in Australien. Mit dem Trip nach Down Under kann man zumindest später beim Professor genug Eindruck schinden, um trotz seltener Anwesendheit im Seminar doch noch zum Diplom zugelassen zu werden. Selbst mit Kerstin kommt Momo nach einer romantischen Nacht auf der Polizeiwache endlich zusammen. Alles scheint gut zu werden, bis ihm ausgerechnet auf der Zielgeraden mächtig die Puste ausgeht. Momo muss erkennen, dass er die Wirtschaftsmathematik nicht mal eben mit links beherrscht und eine Beziehung ihm nicht die Verantwortung für sein eigenes Leben abnimmt. Nach 13 Semester Studentenleben scheint sein Weg ins Erwachsenenleben im Stau zu enden. Oder hat Momo in den sechseinhalb Jahren doch das Rüstzeug erhalten, um sich aus der Sackgasse heraus zu manövrieren?

Mit frischen Filmkräften hat die Produktionsfirma Claussen + Wöbke schon öfters gute Erfahrungen gemacht. Im Falle des Kinodebütanten Frieder Wittlich und seines jungen Drehbuchautoren Oliver Ziegenbalg verhält es sich nicht anders. Die beiden sind selber gerade erst dem Unileben entwachsen und wissen somit genau, wovon sie in ihrem Film reden. Zu der Fülle an gut beobachteten Details und präzisen Milieuzeichnungen gesellt sich ein Erzählstil, der erdig und ehrlich bleibt, aber auch immer wieder mit frischen Inszenierungsideen überrascht. Dabei ist dem Film anzusehen, dass die beiden Macher an ihren Filmfiguren hängen. Man lacht mit Momo und nicht über ihn und nimmt Anteil an seinen Missgeschicken. Aber nicht nur der von Max Riemelt gespielte Held ist mit all seinen Widersprüchen treffend gezeichnet, auch die anderen mit unverbrauchten Gesichtern besetzten Figuren sprühen in ihrer facettenreichen Farbigkeit nur so vor Leben. Der Humor ist so nie aufgesetzt, sondern entwickelt sich wie selbstverständlich aus den Charakteren und den Situationen, in die sie geraten. Dem Regisseur Frieder Wittlich gelingt hier mit Hilfe seines kongenialen Drehbuchautors Olivier Ziegenbalg beim Kinodebüt gleich die Reifeprüfung.

Norbert Raffelsiefen

Die Studentenzeit gilt, gemessen an späteren Phasen im Leben, als eine besonders schöne Zeit. Doch auch in ihr liegen Steine im Weg. Man ist zu jung, um vernünftig zu sein; meistens fehlt es am Geld; die Wohnungsfrage ist schwierig; es gibt Studiengebühren; wirklich gute Studentenjobs sind selten; an die Kommilitoninnen ist schwer heranzukommen; in den Semesterferien muss Geld verdient werden; Seminarscheine und Vordiplome sind nicht leicht zu erreichen; die Zukunft ist unsicher und vieles andere mehr.

Moritz, genannt Momo, macht von dem Erwähnten dies und jenes durch. Er, der Verunsicherte, lebt mit Bernd, dem Lebemann, in einer WG. Wenn er sich mit diesem verkracht hat, zieht es ihn zu Dirk, dem Streber, aber manchmal auch zu Aswin, dem indischen Schlaumeier. Nicht zu vergessen die schöne Kerstin, um deren Liebe er einige Semester kämpft.

Wird Moritz nun am Ende der 13 Semester Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland oder gar Koch in Australien? Wer weiß. Und was wird aus „Momo“ und Kerstin?

Die Handlung ist in Semester aufgeteilt. Doch es geht beileibe nicht chronologisch und langweilig voran, sondern oft zeitversetzt. Das macht die Sache lebhaft.

Das Gute an diesem Film: Komödie und Ernsthaftigkeit, Witz und Besinnung, Erfindung und Realismus sind gut verteilt. So etwa die Idee mit dem Versuch, ins Seifengeschäft einzusteigen, dann aber wieder Moritz’ mehrmaliges Scheitern bei seinem Professor, die Liebesschwierigkeiten mit seiner Kerstin oder die Ratlosigkeit, was aus seinem Leben werden könnte.

Es passiert meist Typisches. Insofern kann man Drehbuch, Regie und Schnitt gut Arbeit bescheinigen.

Glück hatte man mit den Akteuren. Max Riemelt als Moritz war eine gute Wahl. Er hält die ganzen Film über die Balance zwischen studentischem Treiben sowie der Lebens- und Liebesfrage an sich selbst. Flankiert ist er von Alexander Fehling als dem lebenslustigen Bernd, von Robert Gwisdek als Dirk, dem schnellen Macher, sowie dem cleveren Inder-Köpfchen Amit Shah. Claudia Eisinger, relativ neu im Geschäft, spielt liebenswürdig und direkt, aber auch entschlossen die attraktive Kerstin.

Studentisch-Lebendiges und Ernst-Realistisches.

Thomas Engel