42plus

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Eine ironische Liebeskomödie mit Claudia Michelsen, Ulrich Tukur u.a. So idyllisch wie die italienische Insellandschaft wirkt auch das Leben der 42-jährigen Christine. Aber nur auf den ersten Blick, denn da ist auch eine große Sehnsucht nach mehr, die befriedigt werden will. Humorvoll und trotzdem tiefgründig entlarvt die österreichische Regisseurin Sabine Derflinger mit 42PLUS den schönen Schein als Lebensprinzip.

Webseite: zorrofilm.de

Österreich 2007
95 Min. – Farbe
Eröffnungsfilm der Diagonale 2007
Regie: Sabine Derflinger
Mit Claudia Michelsen, Ulrich Tukur, Petra Morzé, Tobias Moretti, Vanessa Krüger, Jacob Matschenz u.a.
Verleih: Zorro
Kinostart: 24.07.2008

PRESSESTIMMEN:

...auf film-zeit.de

FILMKRITIK:

Christine hat eine eigene TV-Talkshow, einen viel beschäftigten Arzt als Ehemann und eine pubertierende Tochter. Mit der Treue nimmt man/frau es nach den vielen Ehejahren nicht mehr so genau, denn die Hauptsache ist, dass der äußere Anschein gewahrt bleibt. So hat sie sich mit der Fremdgeherei ihres Gatten arrangiert und treibt es selbst heimlich mit dem Ehemann ihrer besten Freundin Linda. Töchterchen Sonja vertraut indes ihrem Tagebuch an, dass sie im kommenden Familienurlaub in Ischien fest entschlossen ist, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Im italienischen Ferienhaus angekommen trifft Christine zum ersten Mal auf den jungen Tamez, der sie unumwunden anflirtet. Das gefällt Christine und bei einem weiteren Treffen gibt sie dem jungen Mann die Nummer eines Hotelzimmers und eine Uhrzeit. Im Ferienhaus stehen plötzlich Freundin Linda und deren Ehemann, Christines Geliebter, vor der Tür. Da sie diesen Besuch ausdrücklich untersagt hat, kommt es zum Streit und sie flüchtet sich in das angebahnte Liebesabenteuer mit Tamez, was nicht dazu führt, dass die Dinge einfacher werden. Im Gegenteil...

Die Filmemacherin Sabine Derflinger geht mit einer sympathischen Gehässigkeit, wie sie wohl besonders den Österreichern zu eigen ist, an ihre Figuren heran. Die schöngefärbte Glaskuppel unter der sich alle befinden, bekommt im Verlaufe des Films immer mehr Sprünge, bis sie zusammenfällt und die Wahrheit ins gleissende Licht zerrt. Das ist oft tragisch und komisch gleichermaßen, steht aber immer im Sinne des Themas und ist auf den Punkt inszeniert. 

In den Hauptrollen glänzen Claudia Michelsen, Ulrich Tukur und Tobias Moretti, die es immer wieder schaffen, die emotionale Unzufriedenheit hinter der gelackten Oberfläche der Figuren aufblitzen zu lassen. 

Dieser Kontrast findet sich auch auf der formalen Ebene wieder. Durch harte Schnitte und dem zum Teil unkonventionellen Einsatz der Musik von Andy Baum entsteht eine Atmosphäre, welche die Spannung in und zwischen den Figuren auf den Zuschauer überträgt.
Eric Horst

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Christine ist Redakteurin, ihr Mann Georg Arzt. Die Tochter Sonja durchlebt mit 14 gerade voll die Pubertät. Nach außen eine perfekte, nicht unbegüterte Mittelstandsfamilie. Allerdings nur nach außen. Die prekäre Situation hinter der Fassade tritt besonders deutlich hervor, als die drei zu einem Urlaub am Mittelmeer aufbrechen. Christine hat seit Jahren ein Verhältnis mit Georgs Freund Martin, Georg lebt im heimatlichen Wien längst mit einer Geliebten. Sonja will es in diesem Urlaub wissen, zum ersten Mal mit einem Jungen schlafen.

Christines und Georgs Verhältnis ist so so la la. Die Beziehung zu Martin will die Frau beenden – zuviel Routine. Dafür bricht sie während des Urlaubs aus: ein Junge vom Strand, Tamaz, ist ihre neueste Errungenschaft. Dass zu Christines Geburtstag überraschenderweise Martin und seine Frau Linda anreisen, macht alles noch um einiges komplizierter. Es kommt zum ehelichen Showdown zwischen Christine und Georg. Aber vielleicht hat diese Katharsis auch ihr Gutes und bringt die Ehegatten doch noch weiter.

Eine Durchschnittsfamilie und ein Durchschnittsfilm. Handlung und Dialoge sind nämlich nicht frei von Klischees. Anders sieht es mit der Machart aus. Inszeniert ist der Film routiniert bis perfekt. Dazu glänzen die Schauspieler: Claudia Michelsen als Midlife-Crisis-Christine, Ulrich Tukur als zu passiver Ehemann, Tobias Moretti als abgemeldeter Liebhaber, Petra Morzé als über den Dingen stehende, aber teilweise auch resignierende Linda, Vanessa Krüger als erwachende Sonja und Jacob Matschenz als hergelaufener, jedoch überaus sympathischer Tamaz.

Thomas Engel