Die neueste Verfilmung eines Romans von Coleen Hoover verbirgt sich hinter dem Titel „All das Ungesagte zwischen uns“, mehr müssen Fans der Erfolgsromane der texanischen Autorin vermutlich nicht wissen, um ins Kino zu strömen. Alle anderen sollten sich auf einen oft rührseligen, kitschigen, sentimentalen Film einstellen, der eine mehr als konservative Weltsicht vertritt und nicht nur deswegen wie aus einer anderen Zeit wirkt.
Über den Film
Originaltitel
Regretting You
Deutscher Titel
All das Ungesagte zwischen uns – Regretting You
Produktionsland
USA,DEU
Filmdauer
117 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Boone, Josh
Verleih
Constantin Film Vertriebs GmbH
Starttermin
23.10.2025
Bevor sie große Pläne schmieden konnte, war das Leben für Morgan (Allison Williams) eigentlich auch schon vorbei, zumindest in der erzkonservativen Welt, in der sie aufwuchs. Schwanger von ihrem High School-Sweetheart Chris (Scott Eastwood) hatte Morgan nur eine Wahl: Chris heiraten, das Kind bekommen und nach vorne schauen.
17 Jahre später lebt sie zusammen mit Chris ein nur auf den ersten Blick perfektes Vorstadtleben. Ihre Tochter Clara (Mckenna Grace) ist inzwischen selbst 17 Jahre und steht vor der schwierigen Entscheidung, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Ihr Traum, auf der Uni Schauspiel zu studieren wirkt arg ambitioniert, doch dann lernt Clara Miller (Mason Thames) kennen, der ebenfalls große Träume hat.
Doch dann reißt ein Unfall alle Beteiligten aus der Bahn: Bei einem Autounfall sterben Chris und Morgans Schwester Jenny (Willa Fitzgerald), die erst vor wenigen Monaten ein Kind mit Jonah (Dave Franco) bekommen hatte. Warum Chris und Jenny gemeinsam im Auto saßen wird Morgan und Jonah schnell bewusst: Die beiden hatten eine Affäre, die vielleicht schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte andauerte.
Plötzlich scheint nichts mehr wie es war, hinterfragt Morgan ihr ganzes Leben, wagt es Jonah endlich, ihr seine Liebe zu gestehen, derer er sich eigentlich schon als 17jähriger bewusst war. Gleichzeitig beginnt auch Claras Beziehung mit Miller intensiver zu werden und Morgan befürchtet, dass ihre Tochter ähnliche Fehler macht, wie sie selbst.
Wie aus einer anderen Welt wirken die Romane von Coleen Hoover, die seit Jahren Bestseller sind und deren Verfilmungen mit „Nur noch ein einziges Mal“ begannen und nun im halbjahres Takt weitergehen. Dass die deutsche Constantin bei „All das Ungesagte zwischen uns“ als Coproduzent fungiert deutet an, dass es auch in Deutschland viele Leser und vor allem Leserinnen gibt. Was erstaunen könnte, sind die Geschichten Hoovers doch geprägt von schlichten Problemen und mehr als konservativen Moralvorstellungen.
Um zu zeigen, aus welcher Richtung hier der Wind weht, wird im Moment, als Morgan vom Tod ihres Mannes erfährt, eine Bibel mehr als deutlich ins Bild gehalten, und die Tochter agiert zwar im Ansatz halbwüchsig, wartet aber brav bis zum 17. Geburtstag, bevor sie Sex hat. Dass sie dabei auf ein Kondom besteht, überrascht dann aber, denn im Kern wirkt „All das Ungesagte zwischen uns“ wie ein Plädoyer der amerikanischen Pro Life-Anhänger. Eine ungewollte Schwangerschaft im Teenager-Alter zu beenden kommt für eine Frau mit Morgans Weltanschauung ebenso wenig in Frage, wie eine lieblose Ehe nicht fortzuführen.
Unter dieser Weltsicht verbirgt sich dann jedoch eine oft erstaunlich gut funktionierende Coming-of-Age-Geschichte. Regisseur Josh Boone hatte schon mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ein Händchen für tragisch-sentimentale Liebesgeschichten mit Teenagern im Mittelpunkt bewiesen. Hier kommt er ohne ganz so viel Tragik auf (die beiden Toten, vor allem aber ihre Sünden werden erstaunlich schnell vergessen) schafft es dafür in einer glatten amerikanischen Vorstadtwelt überzeugend von glatten amerikanischen Teenagern, ihren Eltern und gemeinsamen Problemen zu erzählen.
Sehr, sehr ernst nimmt er diese Menschen und ihre Probleme, inszeniert die Geschichte ohne einen Funken Ironie, doch gerade die Ernsthaftigkeit, mit der hier Probleme aufeinanderprallen ist es am Ende, was den Erfolg ausmacht. Coleen Hoover hat mit ihren Romanen ohne Frage einen Nerv getroffen, große Literatur sind ihre Romane zwar ebenso wenig wie die Verfilmung als großes Kino gelten könnten, aber sie funktionieren, auf dem Papier ebenso wie auf der Leinwand.
Michael Meyns







