All You Need Is Klaus

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Klaus Voormann kennt sie alle, John, Paul, George, Ringo und die anderen, die in den 60er und 70er Jahren Musikgeschichte geschrieben haben. Mit den meisten hat er gearbeitet, mit vielen war und ist er befreundet. Seine Biographie erscheint heute wie ein wunderschönes und wundersames Märchen aus längst vergangenen Zeiten. Ein sehr musikalisches Märchen natürlich!

Webseite: www.zorrofilm.de

Deutschland 2009 - Dokumentarfilm
Buch und Regie: Jörg Bundschuh
Kamera: Roland Wagner
Musik: nur die beste!
Länge: 90 Minuten, engl. OmU/deutsch
Verleih: Zorrofilm
Kinostart: 30.06.2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Es war einmal ein überaus kreativer und vielfältig begabter junger Berliner. In jener fernen Zeit gab es einen Kalten Krieg, Fernsehen in Schwarz-Weiß und alle Menschen waren brav – auch die jungen. Nur beim Rock’n Roll konnten die artigen jungen Leute etwas aus sich herausgehen, weshalb sich diese Musik bei den Teens und Twens einer starken Beliebtheit erfreute, während sie bei den Älteren auf heftige Ablehnung stieß. Der einfallsreiche Junge, nennen wir ihn Klaus, studierte Zeichenkunst in Hamburg. Er bemerkte recht bald, dass ihm das brave und zudem geteilte Deutschland zu klein war. Eines Tages traf er eine Gruppe aufstrebender englischer Musiker, die sich „The Beatles“ nannten …

So könnte das Märchen über Klaus Voormann beginnen, den man auch den „Fünften Beatle“ nannte. Seinen künstlerischen Durchbruch hatte er mit dem Plattencover für das Beatles-Album „Revolver“, das er gestaltete, wofür er als erster Deutscher einen Grammy bekam. Viele weitere Cover-Entwürfe folgten. Er kaufte Stuart Sutcliffe die Bassgitarre ab und wurde einer der besten Bassisten aller Zeiten. Seit Ende der 70er Jahre ist Klaus Voormann auch als Musikproduzent tätig. Dieser freundliche ältere Herr mit der sanften Stimme und dem milden Lächeln hat also eine ganze Menge erlebt. Er hat mit John Lennon, Bob Dylan und Eric Clapton auf der Bühne gestanden, und er macht immer noch Musik. Wie ein roter Faden ziehen sich die Aufnahmen für ein Studioalbum durch den Film: Klaus Voormann & Friends – A Sideman’s Story.

Die Ikonen der Popkultur begleiten Klaus Voormann auf seinem Weg in die Vergangenheit: Carly Simon, Twiggy, Randy Newman und viele andere. Alte Bilder von Auftritten oder private Szenen von heute formen sich zum Bilder- und Hörbuch eines Lebens. Jeder, der sich ein bisschen mit Popmusik auskennt, wird allein wegen solcher Begegnungen dankbar sein für diesen Film. Doch zusätzlich zu inhaltlichen und musikhistorischen Qualitäten wird noch mehr geboten, nämlich der Blick auf eine Zeit und auf ein Lebensgefühl, das heute kaum vorstellbar ist.

Laut eigenem Bekunden hat Klaus Voormann, ein hübscher, aber doch eher schüchterner Junge, nichts für seinen Erfolg getan, sondern er ist eben einfach so hineingeraten. Ständig zweifelte er an sich und seinen Fähigkeiten, er hat lange nicht gewusst, was er eigentlich wollte, und vielleicht weiß er es bis heute nicht. – Ein Schlag ins Gesicht für alle Coaches, Pädagogen und Erfolgstrainer! Beim Herumtrödeln und Ausprobieren hat Klaus genau das getan, was ihm Spaß gemacht hat. Und er hatte Glück. Er traf Leute, die ihm und seinen Fähigkeiten vertrauten. Oder die ihn einfach machen ließen, ganz ohne Marketinganalyse oder Businessplan. Was hatten diese Menschen vor 50 Jahren, die man Hippies nannte, außer ihrer Jugend? – Vielleicht besaßen sie eine gewisse Zuversicht und sehr viel Mut und Zeit für Experimente.

Die Unbefangenheit, die Lebenslust und den Spaß an der Sache spürt man noch immer, wenn man Klaus und seine Musik hört, wenn man ihn mit seinen Freunden sieht, wenn man seine Bilder und Zeichnungen betrachtet. Menschen wie Klaus haben etwas, das sie verbindet, nämlich Leidenschaft und Liebe zur Perfektion. Es erscheint unfassbar, dass diese Musik vor so langer Zeit von inzwischen alten Leuten geschaffen wurde. Aber wenn man sie spielen sieht und hört, dann versteht man es.

Und Ringo singt schon viel besser als früher.

Gaby Sikorski

Wer ist Klaus Voormann? Dass man ihn nicht so sehr kennt, hat vermutlich mit seiner zurückhaltenden Art zu tun – ein gutes Zeichen.

Und doch ist Klaus Voormann kein unwichtiger Mann. Er ist nämlich Zeuge einer Zeit, die für die Musik der letzten Jahrzehnte prägend war. Selbst in einem Elternhaus mit klassischer Musik aufgewachsen, lernte er 1960 im Hamburger Kaiserkeller die Beatles kennen, wurde zu ihrem Freund und Mitbewohner, in manchen Dingen sogar zu ihrem Vorbild, und das ist, was die noch lebenden Ringo Starr und Paul McCartney betrifft, bis heute so geblieben.

Er war ursprünglich Graphiker, ein Beruf und eine Kunst, zu denen er nach der musikalischen Periode mit maßgebenden Bands wieder zurückkehrte. Man sieht in diesem Dokumentarfilm über ihn zeichnerische Arbeiten, die von beträchtlichem Niveau zeugen. (Schon 1966 gewann er mit dem Beatles-Cover „Revolver“ als erster Deutscher einen Grammy.)

Voormann wuchs selbst zum wichtigen Musiker heran. Er spielte in der Zeit der Soloplatten mit John Lennon und George Harrison, zu dem (und seiner Frau Olivia) er ein besonders enges Verhältnis hatte, dazu mit manch anderen. Im Jahre 1971 stand er beim Concert for Bangladesh mit Bob Dylan auf der Bühne, 2002 mit Paul McCartney und Eric Clapton beim Concert for George.

Der Film begleitet ihn beim Besuch vieler alter Musiker- und Sängerfreunde. Nach so vielen Jahren ist die Bewegung bei allen groß. Carly Simon, The Manfreds oder „Twiggy“ und andere zeugen davon. Die „Alten“ lassen es sich auch nicht nehmen, wieder miteinander zu spielen (Voormann & Friends) und sogar eine Scheibe (A Sideman’s Journey) zu produzieren.

Voormann lebt heute nach seiner Zeit in London und in den USA wieder in Deutschland und zwar am Starnberger See. Er ist verheiratet mit Christina und hat zwei Kinder. Familie, Freundschaft und Arbeit heißt die Parole.

Klaus Voormann erzählt ausführlich, wie damals alles war. Das Urteil der Freunde, alles Fachleute, über ihn könnte besser nicht sein. Er gilt bei ihnen trotz allen Kommerzes in erster Linie als „Künstler“. Ruhig und gefühlvoll spricht er auch über sich selbst.

Jörg Bundschuhs als Zeitdokument begrüßenswerte Arbeit kann für Beat- und Pop-Liebhaber sowie für musikgeschichtlich Interessierte von Interesse sein.

Thomas Engel