Anne liebt Philipp

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Ein Film über die erste Liebe aus Norwegen. Im bunten Stil der „Amelie“ erzählt Regisseurin Anne Sewitsky von der eigenwilligen Anne, zehn Jahre alt, die in den neuen Mitschüler Philipp verliebt ist. Wie Anne mit diesen neuen, ungewohnten Emotionen umgeht, erzählt „Anne liebt Philipp“ auf höchst kurzweilige Manier, nicht zuletzt dank der tollen Kinderdarsteller.

Webseite: anne-liebt-philipp.de

Norwegen 2011
Regie: Anne Sewitsky
Buch: Kamilla Krogsveen
Darsteller: Maria Annette Tandero Berglyd, Otto Garli, Aurora Bach Rodal, Vilde Frederiksen Verlo, Kristin Langsrud
Länge: 83 Minuten
Verleih: farbfilm Verleih
Kinostart: 12. Januar 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Ganz behütet wächst die zehnjährige Anne auf, irgendwo in der skandinavischen Provinz, die hier allerdings nicht ganz so idyllisch wie Bullerbü oder die Villa Kunterbunt ist. Zusammen mit ihrer besten Freundin Beate verbringt Anne ihre Zeit mit Fahrrad fahren, schwimmen und gelegentlichem Grusel: In einem verlassenen Haus soll der Geist der schönen, unglücklichen Helga sein Unwesen treiben. Wilde Geschichten über das Schicksal des Mädchens kursieren unter den Kindern, besonders angestachelt von Beate, die mit Vorliebe romantische Bücher über unglückliche Liebesgeschichten liest. Und damit Anne anstachelt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, als mit Philipp ein neuer Schüler auftaucht. Doch nicht nur Anne hat sich in Philipp verliebt, auch die eingebildete Klassenschönheit Ellen hat ein Auge auf den Neuen geworfen. Und so beginnt Anne – den Vorbildern aus der Literatur folgend – gefälschte Liebesbriefe zu schreiben, um an ihr Ziel zu kommen. Und merkt erst als es fast zu spät ist, dass man mit Ehrlichkeit meist doch weiter kommt.

Sehr erwachsen wirken diese Verwicklungen einerseits, ganz unkindlich verhalten sich die äußerlich so kindlichen Figuren dieses Films oft. Das Kunststück, dass der Regisseurin Anne Sewitzky dabei gelingt, ist es, keinen betont erwachsenen Blick auf die Welt der Kinder zu werfen, sondern die Emotionen der Kinder, mit all ihren Verwicklungen, wirklich ernst zu nehmen. Die Erzählperspektive bleibt dabei stets bei Anne, ihre Gedanken, ihre Weltsicht wird in oft fragmentartigen Bildern präsentiert. Durchaus anspruchsvoll ist dabei die unterschwellige Subjektivität, die gerade in der imaginierten Geschichte der mysteriösen Helga zum Tragen kommt. Immer wieder sieht man Bilder dieser Helga, wie sie in Annes Phantasie existieren, wie sie zum Vorbild für ihre eigene tragische, lange unglückliche Liebesgeschichte wird, wie sich diese Phantasie aber im Laufe der Zeit auch verändert, sich an Annes veränderte Wahrnehmung anpasst. Nicht nur für einen Kinderfilm eine sehr anspruchsvolle Art des Erzählens, die aber nie die eigentliche Leichtigkeit des Films überschattet.

Erwachsene kommen in der Geschichte kaum vor, in bester Pippi Langstrumpf-Astrid Lindgren-Tradition, und wenn dann meist als Hemmnisse, die den Kindern einreden wollen, dass sie noch viel zu jung sind, um wirklich verliebt zu sein. Dass das Gegenteil der Fall ist und auch zehnjährige Kinder mit einer Vielfalt von Emotionen zu kämpfen haben, dass zeigt „Anne liebt Philipp“ auf wunderbare Weise. Und schafft es dabei, weder moralisch belehrend zu sein, noch die Welt der Kinder zu verniedlichen.

Michael Meyns

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