Bad Moms

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Subtiles ist dem Regie-Duo Jon Lucas und Scott Moore fremd. Die beiden Macher des Junggesellenklamauk und globalen Kassenschlagers „Hangover“ tragen lieber dick auf. Ihre Erfolgsformel: Abgründiger Humor. Dementsprechend dürfen sich in ihrer Komödie jetzt auch Frauen hemmungslos daneben benehmen. Doch ihre scheinbare Vulgär-Comedy ist nur vordergründig ein angepasster Blockbuster. Vielmehr ein unterhaltsamer Befreiungsschlag, der das Klischee der perfekten Mutter auseinandernimmt und genussvoll zerschreddert. Vor allem Hauptdarstellerin Mila Kunis als gestresste Rebellin erinnert daran, dass Hollywood einmal große Komödiantinnen hervorgebracht hat.

Webseite: www.tobis.de/film/bad-moms

USA 2016
Regie: Jon Lucas, Scott Moore
Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore
Kamera: Jim Denault
Darsteller: Mila Kunis, Christina Appelgate, Kristen Bell, Kathryn Hahn, Jada Pinkett Smith, Annie Mumolo, Oona Laurence, Emjay Antony, David Walton, Jay Hernandez, Clarke Duke.
Länge: 101 Minuten
Verleih: Tobis
Kinostart: 22. September 2016
 

FILMKRITIK:

„Hör ich da ein Nein“, fragt Gwendolyn James (Christina Applegate) bei der Elternversammlung ungläubig in die Runde. Für die spießige Übermutter sind die Auflagen für den nächsten Kuchenbasar an der Schule, inklusive aller möglichen vorbeugenden Allergiemaßnahmen, selbstverständlich. Doch die 32jährige Amy Mitchell (Mila Kunis), verheiratet, zweifache Mutter und Karrierefrau  ist am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Nach einem Tag, an dem sie wieder einmal versucht hat, es allen recht zu machen, platzt ihr der Kragen: „Ich bin es so leid zu versuchen, die perfekte Mutter zu  sein. Ich gebs auf“, verabschiedet sie sich aus dem Kreis der angepassten Frauen. Und sie ist nicht allein. Der burschikos auftretenden, überforderten alleinerziehenden Carla (Kathryn Hahn) geht es ebenso. Selbst die stets brave Hausfrau Kiki (Kristen Bell) merkt, wie sehr sie unter dem Erwartungsdruck leidet. Die beiden folgen ihr in die nächste Bar. Dort beschließt das lustige Trio: Supermama war gestern. Begeistert gründen sie die „Bad Moms“ und schwören, sich ab sofort auch so zu verhalten.

Sie stürmen den nächsten Supermarkt und treffen sich am Nachmittag im Kino, und Amy liebäugelt sogar mit einer Affäre. Aber so einfach Ausscheren aus Gruppenzwang und gesellschaftlichen Normen hat Folgen. Die blonde, strikte Supermutter Gwendolyn fühlt sich vom Aufbruch der drei Freundinnen bedroht. Mit Intrigen beginnt sie insgeheim gegenzusteuern. Als erstes erpresst sie den Coach des Footballteams. Er soll Amys Tochter Jane (Oona Laurence) aus der Mannschaft werfen. Ein herber Schlag. Doch Amys Kampfgeist ist geweckt. So schnell will sie nicht aufgeben. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen verteidigt sie ihre neue Freiheit. Der „Mom-Krieg“ bricht aus. Wer am Ende gewinnt, steht dabei noch nicht fest.

Sie sind Managerinnen für alles und sollen dabei stets guter Laune sein. Bilderbuch-Ehe, Karriere und Kind. Die Realität allerdings ist weit entfernt von diesem Ideal. Kein Wunder, dass immer mehr Mütter erschöpft sind, überfordert von Zeitdruck und Doppelbelastung in Beruf und Familie. „Das schlimmste sind die Schuldgefühle“, sagt Mila Kunis. Die überzeugende Hauptdarstellerin ist selbst Mutter einer fast zweijährigen Tochter und weiß wovon sie spricht. Es ist ihr erster Spielfilm nach ihrer Babypause. Denn ein „Heimchen am Herd“ wollte die 32jährige, die erneut schwanger ist, nie sein. Doch Karriere und Mutterdasein unter einen Hut zu bringen, fällt selbst ihr nicht leicht.

Für ihre Rolle in dem Ballettfilm „Black Swan“ erhielt die Tochter eines Maschinenbauingenieurs und einer Physiklehrerin den Marcello-Mastroianni-Preis der Filmfestspiele von Venedig und war für den Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert. Als gestresste Rebellin erinnert sie nun zusammen mit ihrem spielfreudigen Frauen-Ensemble daran, dass Hollywood einmal große Komödiantinnen hervorgebracht hat. Schade nur, dass Jada Pinkett Smith, die bei Weitem mehr ist als nur die Ehefrau des berühmten Hollywood-Stars Will Smith, dabei etwas im Hintergrund bleibt. Denn die Schauspielerin bewies immer wieder selbstbewusste Frauenpower. Ob zu Beginn ihrer Karriere im großartigen Krimi „Set it off“ oder im grandiosen Biopic „Ali“ über die Box-Ikone Muhammed Ali.

Dem Regie-Duo Jon Lucas und Scott Moore sind leise Töne fremd. Die beiden Macher des Junggesellenklamauk und globalen Kassenschlagers „Hangover“ tragen lieber dick auf. Ihre Erfolgsformel: Abgründiger Humor. Dementsprechend dürfen sich in ihrer Komödie jetzt auch Frauen hemmungslos daneben benehmen. Jedes Motiv inszenieren sie ziemlich drastisch bis zum bitteren Ende durch. Dieser Hang zum Groben ist stellenweise absurd-komisch, aber nicht unbedingt für jeden Geschmack. Doch allein das Thema des überfrachteten Mütterbildes macht den Film sehenswert.

Denn ihre scheinbare Vulgär-Comedy ist nur vordergründig ein angepasster Blockbuster. Tatsächlich ist sie ein unterhaltsamer Befreiungsschlag, der das Klischee der perfekten Mutter auseinandernimmt und genussvoll zerschreddert. Dass Mütter nicht an allem schuld sind, diese Botschaft sprechen ihre Protagonistinnen klar und deutlich aus. Ihr Recht auf eine Auszeit lassen sich die „Bad Moms“ nicht nehmen. Und wenn im Abspann die Hauptdarstellerinnen zusammen mit ihren Müttern über ihre Beziehung sprechen, bekommt das Ganze noch einmal einen ganz besonderen Dreh.

Luitgard Koch