Best Exotic Marigold Hotel

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Sieben Briten in den Sechszigern finden sich aus unterschiedlichen Gründen im Best Exotic Marigold Hotel in Indien wieder, wo sie mit verlorenen Träumen, Illusionen und dem Älter werden konfrontiert werden. In typisch britischer Manier, mit einer Mischung aus Komik und Melancholie inszeniert "Shakespeare in love"-Regisseur John Madden eine ganze Riege exzellenter Darsteller, die selbst die farbenfrohe Kulisse übertrumpfen. Ein rundum gelungener Film, vital und berührend.

Webseite: www.best-exotic-marigold-hotel.de

OT: The Best Exotic Marigold Hotel
Großbritannien 2011
Regie: John Madden
Buch: Ol Parker
Darsteller: Judi Dench, Maggie Smith, Bill Nighy, Tom Wilkinson, Dev Patel, Penelope Wilton, Ronald Pickup
Länge: 115 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 15. März 2011

PRESSESTIMMEN:

Eine Wohlfühlkomödie mit Herz und Charme ...gewürzt mit viel britischem Humor... Schon die Besetzung ist das reinste Vergnügen.
ZDF Heute-Journal

John Maddens Tragikomödie ist ein bezaubernder, sonnendurchfluteter und ganz groß gespielter Kurzurlaub. Schnell reservieren.
STERN

FILMKRITIK:

Evelyn (Judi Dench) hat gerade ihren Mann verloren und ebenso Geldprobleme wie Douglas (Bill Nighy) und Jean (Penelope Wilton), die sich mit seiner Beamtenrente nicht das Leben erlauben können, von dem sie träumt. Der Richter Graham (Tom Wilkinson) ist vom Leben desillusioniert, Muriel (Maggie Smith) will in Indien nur eine neue Hüfte, und schließlich sind da noch Norman (Ronald Pickup) und Madge (Celia Imrie), die sich in immer neue Affären stürzen und doch auf die große Liebe hoffen. Sie alle haben sich von den bunten Prospekten des Best Exotic Marigold Hotel anziehen lassen, dass der findige, aber auch etwas wirre junge Inder Sonny (Dev Patel, der Slumdog Millionär) wieder eröffnet hat. In den malerischen, aber langsam verfallenden Mauern eines palastartigen Hotels in der indischen Metropole Jaipur wollen die sieben Briten ihren Lebensabend preisgünstiger verbringen, als es in England möglich wäre, neue Liebe finden oder – wie im Fall von Norman – einer lange zurückliegenden Liebe nachspüren.

Doch das Leben in Indien ist nicht für alle gemacht. Während sich Evelyn und Douglas voller Tatendrang in die überbordende Atmosphäre einer indischen Stadt werfen, all die neuen Farben, Gerüche, Eindrücke begierig aufsaugen, ist Jean in einem fort genervt: das Essen zu scharf, die Kinder zu laut, das Hotel nicht gut genug. Auf andere Weise fällt es Muriel schwer, sich für die kurze Zeit einzuleben, bis sie wieder gehen kann: Sie verkörpert den typischen englischen Snobismus, der leicht zum Rassismus gegenüber allem Fremden umschlägt, von dem es in Indien natürlich zwangsläufig viel gibt. Norman und Madge wiederum verbringen ihre Zeit gern in einem exklusiven Club, doch das Kennenlernen wohlhabender Personen gestaltet sich schwieriger als erhofft.

Viele Figuren führt John Maddens Film zusammen, viele Charaktere, viele Eigenheiten und Probleme. Dementsprechend lose ist die Handlung strukturiert, wechselt von einer Figur zur nächsten, mäandert mal in diese, dann in jene Richtung. Loser Zusammenhalt ist das Schicksal des Hotels, das auf finanziell schwachen Beinen steht und von Sonny zwar liebevoll geleitet wird, aber sehr zum Ärger seiner resoluten Mutter mit wenig Gespür für die Finanzen. Wie viele ähnlich episodische Filme steht und fällt „The Best Exotic Marigold Hotel“ mit seinen Darstellern. Und angesichts der exquisiten Gruppe britischer Mimen, die sich hier zusammengefunden haben, verwundert es nicht, dass der Film hier auf ganzer Linie überzeugt. Zumal sie größtenteils komplexe Charaktere ausfüllen dürfen, die voller Widersprüche, Hoffnungen und Zweifel sind - von den Versuchen Evelyns, zum ersten Mal in ihrem Leben einen Job zu bekommen, über Muriels langsame Überwindung ihrer Vorurteile bis hin zu Normans Erkenntnis, nichts falsch gemacht zu haben. Voller Wärme begleitet der Film seine Figuren, spart nicht mit Spott im Angesicht britischer Vorurteile, spart aber auch nicht mit treffenden Zeichnungen des Lebens in Indien.

Ein rundum gelungener Film, vital und berührend.

Michael Meyns

Die Engländer haben immer noch eine besondere Beziehung zu Indien. Und so machen sich denn auch sieben Renterinnen und Rentner auf zu einem Erholungsbesuch in dem schönen Land. Einige wollen sich nur erholen, anderen wollen ihre Gesundheit auf Vordermann bringen lassen, wieder andere versuchen, ihr Leben noch einmal neu anzufangen.

Das Hotel, das ihnen als erstklassig angedient worden war, ist allerdings alles andere als das: halb verfallen, schmutzig. Nur der Hotelchef versucht alles als nicht so schlimm, nur vorübergehend und insgesamt sehr zukunftsträchtig hinzustellen.

Frühstücken, sich näher kennenlernen, spazieren gehen, ein wenig Cricket spielen, die Stadt erkunden, ab und zu flirten, den Kummer vergessen, einen Job suchen, sich verloren vorkommen, weinen, Heimweh haben – das ist so der Zeitvertreib. Dann nähert sich das Ende des Aufenthaltes. Einige kehren wieder heim, einige bleiben in Indien. Und fangen sogar ihr Leben wieder von vorne an.

Es ist ein leichtfüßiger, angenehmer, gut in Szene gesetzter, nicht besonders anspruchsvoller englischer Unterhaltungsfilm. Vielleicht können aber auch ältere Kinozuschauer die vorgeführten Beispiele betrachten und daraus gewisse Schlüsse ziehen, mit welcher Muse aber auch Entschlusskraft und –notwendigkeit man dem zunehmenden Alter begegnen könnte. Hier
Kann man mit ein wenig Phantasie erleben, dass es so etwas wie eine späte Magie gibt.

Interessant wird es, wenn man sieht, welche Truppe der Shakespeare-in-Love-Regisseur John Madden da versammelt hat: einer (oder eine) bekannter als der andere, einer Oscar- oder Golden-Globe-beladener als der andere, einer besser als der andere: Judi Dench, Maggie Smith, Tom Wilkinson, Bill Nighy und weitere wie Ronald Pickup, Celia Imrie, Penelope Wilton oder Dev Patel. Viel Vergnügen.

Thomas Engel