Bienenhueterin

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Die dramatische Coming-of-Age-Geschichte „Die Bienenhüterin“ von Sue Monk Kidd avancierte in den USA mit mehr als vier Millionen verkauften Büchern zum Bestseller. Regisseurin Gina Prince-Bythewood verfilmte das bewegende Südstaatenmelodram aus den 60er Jahren über bedingungslose Freundschaft, Erwachsenwerden und rassistische Intoleranz nahezu werkgetreu und hochkarätig besetzt mit Queen Latifah und Dakota Fanning in den Hauptrollen.

Webseite: www.foxsearchlight.com

OT: The Secret Life Of Bees
USA 2008
Regie und Buch: Gina Prince-Bythewood
Darsteller: Queen Latifah, Dakota Fanning, Alicia Keys, Jennifer Hudson, Sophie Onkonedo
Länge: 110 Minuten; FSK: ab 6
Verleih: Twentieth Century Fox
Kinostart: 23.04.09

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

South Carolina im Sommer 1964. US-Präsident Lyndon B. Johnson unterzeichnet das Civil Rights Law. Das Bürgerrechtsgesetz hebt die Rassentrennung offiziell auf. In der rassistisch aufgeheizten Atmosphäre kommt es daraufhin zu schweren Unruhen. Traumatisiert vom gewaltsamen Tod ihrer Mutter wächst die 14jährige Lily auf der Farm ihres verbitterten und herrischen Vaters T. Ray Owen auf. Einzig die afroamerikanische Haushälterin Rosaleen gibt der weißen Halbwaisen Halt. Als Rosaleen aus dem Fernsehen vom neuen Civil Rights Act hört, fährt sie aufgewühlt mit Lily in die benachbarte Stadt, um sich ins Wählerverzeichnis einzutragen. Weiße Männer provozieren die schwarze Frau. Zusammengeschlagen landet sie schwer bewacht im Krankenhaus. Trotzdem gelingt es der cleveren Lily mit ihr zu fliehen. Gemeinsam machen sie die beiden auf nach Tiburon. Grund: das Bild einer schwarzen Madonna, ein Erbstück von Lilys Mutter.  Denn auf der Rückseite las Lily den Namen des Ortes. In einem Schaufenster entdeckt der Teenager die schwarze Madonna wieder: als Etikett auf Honiggläsern.
 

August Boatwright, eine selbstbewusste, schwarze Imkerin, so erfährt Lily, vertreibt den Honig. Zusammen mit ihren beiden jüngeren Schwestern lebt die warmherzige, naturverbundene Matriarchin in ihrem auffälligen pinkfarbenen Haus scheinbar unbehelligt den Traum eines besseren Morgen, wie ihn Bürgerrechtler Martin Luther King der schwarzen Bevölkerung kurz vor seiner Ermordung versprach. In dieser märchenhaft liebevollen Oase finden die beiden Gestrandeten Zuflucht. Lily erlebt zum ersten Mal Zuneigung und Geborgenheit. Ihre seelischen Wunden beginnen zu heilen. Aber ihre aufkeimende Freundschaft mit dem jungen schwarzen Zachary Taylor gefährdet alle. Brutal holt die brachiale Wirklichkeit die selbstbestimmte Frauengemeinschaft ein. Als kurz darauf auch noch Lilys Vater, wie eine tickende Zeitbombe, in die fragile Idylle einbricht, eskaliert die Situation endgültig.

Obwohl Regisseurin Gina Prince-Bythewood offen Gewalt, Tod und Selbstmord thematisiert, gelingt ihr am Ende ein versöhnliches und hoffnungsvolles Feel-Good-Movie. Gekonnt arbeitet die chronologisch inszenierte Parabel um Schuld und Erlösung mit Rückblenden und Bildmontagen. In sonnigen warmen Farben fängt das Melodram Lilys glückliches neues Leben ein.
 
Vor allem Queen Latifah, deren Hollywood-Karriere mit ihrem Filmdebüt in Spike Lees „Jungle Fever“ startete, verkörpert ihre Figur mit kraftvoller Würde. Eindeutig besitzt der Hip Hop Star, der als erste Rapperin dem chauvinistischen Schnellfeuer ihrer Kollegen die Stirn bot, das Potential für das Format einer reifen Charakterdarstellerin, auch wenn es die 39jährige noch nicht ganz ausschöpfen kann. Ebenfalls beeindruckend souverän agiert die R&B Sängerin Alicia Keys als spröde, kämpferische June. Hollywoods erfolgreichste Jungschauspielerin Dakota Fannings überzeugt mit ihrem schauspielerischen Talent einmal mehr. Die beste Darstellung liefert jedoch Sophie Okonedo, bekannt aus „Hotel Ruanda“, als psychisch labile May.

Auch wenn Gina Prince-Bythewoods gefühlvolle Leinwand-Adaption an die visuelle Kraft von  Literaturverfilmungen wie die herrlich sentimentale Tragikomödie „Grüne Tomaten“ von Fanny Flaggs aus den Südstaaten der 30er Jahre oder Steven Spielbergs Meisterwerk „Die Farbe Lila“ von Alice Walker, nicht direkt anknüpfen kann, bleibt ihr Film sehenswert. Denn letztlich ist er auch ein Stück afroamerikanischer Geschichtsschreibung. Nicht umsonst bemühten sich Will Smith und seine Frau Jada Pinkett-Smith als Produzenten, den erfolgreichen Roman auf die Leinwand zu bringen. Vielleicht entziffert der Zuschauer nicht jede Anspielung, jedes Detail. Trotzdem ist der Beginn der Aufbruchsstimmung der Black Power Ära spürbar. Vor allem, wenn im Hintergrund Soullegende Curtis Mayfield erklingt, dessen Song "Keep On Pushing" Martin Luther King zur Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung erhob, und mit seiner „message music“ eine bessere Zukunft beschwört.

Luitgard Koch

South Carolina, 1964. Lily Owens ist vier Jahre alt. Die Mutter hat ihren Mann T Ray wegen dessen Brutalität bereits verlassen. Sie kommt noch einmal zurück. Will sie ihr Kind holen oder nur die Kleider?

Lily (Dakota Fanning) will einen Streit der Eltern schlichten und erschießt aus Versehen die Mutter.

Zehn Jahr später. Lily ist 14 Jahre alt. Mit dem Vater verträgt sie sich schlecht. Sie muss auf dessen Pfirsichfarm arbeiten.

Lily und die bisherige farbige Haushälterin Rosaleen (Jennifer Hudson) verlassen T Ray. Es ist die Zeit, da US-Präsident Johnson das Bürgerrechtsgesetz (Civil Rights Act) unterzeichnet. Rosaleen will sich endlich in eine Wahlliste eintragen können.

Die beiden Mädchen machen sich auf nach Tiburon – dorthin weisen die Spuren der Mutter. Die Civil Rights gelten, aber der Rassenhass ist geblieben. Rosaleen wird von Südstaaten-Fanatikern mißhandelt.

Doch die beiden haben auch Glück im Unglück. Sie werden im Haus der drei Schwestern Boatwright aufgenommen, die ulkigerweise nach den Monaten benannt sind: May (Sophie Okonado), June (Alicia Keys) und August (Queen Latifah). Die Schwestern sind Bienenzüchterinnen und Honigproduzentinnen. „Black Madonna“ heißt ihre Honigmarke.

June ist Cellistin und politische Aktivistin dazu. May ist oft zu Tränen gerührt. August ist die Seele des Haushalts. Sie flößt Vertrauen ein, glättet die Wogen, wenn es mit den
Gefühlen drunter und drüber geht, sie sorgt, als T Ray eines Tages unverhofft auftaucht und seine Tochter mitnehmen will, dafür, dass Lily bleiben, sich in Bienen- und Honigdingen ausbilden und (vielleicht sogar mit Zachary) glücklich werden kann.

Die auf dem gleichnamigen Bestseller von Sue Monk Kidd gestützte Geschichte ist relativ undramatisch und ereignislos. Die Auffälligkeiten liegen nicht in der Handlung sondern anderswo: im Kontrast von geschichtsträchtiger (schöner) Südstaaten-Landschaft und engstirniger Bevölkerung; darin, dass der Film speziell für Frauen geeignet erscheint; darin, dass auf das verheerende Rassenproblem realistisch aufmerksam gemacht wird; darin, dass Queen Latifah viel Herz und Sensibilität zeigt und Dakota Fanning gut spielt (im Gegensatz zu Paul Bettany als T Ray, den die Regisseurin Gina Prince Bythewood chargieren ließ); darin, dass dieses Mal Schwarze eine Weiße retten und nicht umgekehrt wie in zahlreichen anderen Kinogeschichten.

Vorlagengetreue Bestsellerverfilmung mit eher märchenhaft-sentimental-idealistischer Tendenz.

Thomas Engel