Vor drei Jahren war es ein Dream Team des Horrors, das sich daran machte, die Kurzgeschichte „Black Phone“ von Joe Hill zu verfilmen: Scott Derrickson, Ethan Hawke und Jason Blum von Blumhouse. Gemeinsam hatten sie „Sinister“ erschaffen, entsprechend hoch waren die Erwartungen an ihren neuen Film. Die konnte er nicht ganz erfüllen, in finanzieller Hinsicht aber doch, und so gibt es nun das Sequel, das mehr in Richtung Horror geht, als es der Vorgänger tat.
Über den Film
Originaltitel
Black Phone 2
Deutscher Titel
Black Phone 2
Produktionsland
USA
Filmdauer
114 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Derrickson, Scott
Verleih
Universal Pictures International Germany GmbH
Starttermin
23.10.2025
Finn wäre beinahe das Opfer des Serienkillers The Grabber geworden, aber es gelang ihm, den Spieß umzudrehen. Der Grabber wurde getötet, ein paar Jahre später versucht Finn nur noch, all das zu vergessen, gerne auch mit fortwährendem Marihuana-Konsum. Aber es geht nicht, ebenso wie bei seiner Schwester Gwen, die damals Träume hatte, die sie zu Finn führten. Auch jetzt hat sie wieder Träume. Von ihrer Mutter und von einem alpinen Jugendcamp, für das sich ihr Freund Ernesto, Finn und sich als Betreuer-im-Training bewerben. Aber eigentlich wollen sie mehr herausfinden. In dem Camp werden sie alle eingeschneit, die kaputte Telefonzelle vor dem Haupthaus klingelt – und der Horror ist zurück.
Der erste Film spielte 1978, der neue im Jahr 1982. Wie schon beim Vorgänger ist Scott Derrickson exzellent darin, das Feeling und Flair eines Films jener Zeit heraufzubeschwören. Gedämpfte Farben, vor allem aber auch starkes Filmkorn und ein Knacken und Rauschen in der Tonspur lassen „Black Phone 2“ aussehen wie einen mehr als 40 Jahre alten Film. Während das Original auf psychologischen Horror setzte und den übernatürlichen Aspekt in den Hintergrund rückte, geht das Sequel ganz andere Wege: Dies ist nun ein echter Horrorfilm mit einer übernatürlichen Bedrohung, die in Hinblick darauf, wie sie in Träumen agiert, aber in der echten Welt für Ergebnisse sorgt, an etablierte Horrorfiguren erinnert, aber auch Reminiszenzen an „Stranger Things“ heraufbeschwört.
Der Film schwimmt sich von der Vorlage frei. Beim ersten mussten die Autoren noch viel erfinden, weil Joe Hills Vorlage nur wenige Seiten lang ist. Das Strecken einer Kurzgeschichte bekam dem Ganzen nicht so recht, beim Sequel sind sie frei von allen Zwängen, nutzen aber die Geschehnisse des Vorgängers, um auch der Frage nachzugehen, wie Jugendliche nach einem solchen Trauma weiterleben. Das ist die psychologische Komponente des Films, die in Frage stellt, ob es hier Übernatürliches gibt, oder nicht eher eine posttraumatische Belastungsstörung vorliegt. Bis der Horror sich Bahn bricht, und das in einer auch technisch hervorragenden Sequenz.
Ethan Hawke hat hier nicht viel zu tun, er ist immer unter der Maske, die Jungdarsteller Mason Thames und Madeleine McGraw, die schon im ersten Teil sehr formidabel spielten, tragen „Black Phone 2“. Der Film ist eine konsequente Weiterentwicklung des Originals, aber auch so etwas wie ein Genresprung, der es erlaubt, bei Erfolg weitere Teile folgen zu lassen – ob nun mit oder ohne die Hauptfiguren, da der Grabber zu einer Schauergestalt geworden ist, die in die Fußstapfen anderer Horror-Ikonen wie Freddy Krueger tritt.
Peter Osteried