Man könnte „Bone Lake“ als die spannendere und am Ende auch deutlich actionreichere Version von „Speak No Evil“ sehen. Die Umstände sind ähnlich, sind es hier doch zwei Pärchen, die dasselbe abgelegene Ferienhaus gebucht haben und dann entscheiden, es sich zu teilen. Natürlich steckt da mehr dahinter, aber das macht schon die erste Sequenz des Films nach, als zwei Nackte von einem Armbrustschützen durch den Wald gejagt werden.
Über den Film
Originaltitel
Bone Lake
Deutscher Titel
Bone Lake
Produktionsland
USA
Filmdauer
94 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Morgan, Mercedes Bryce
Verleih
Busch Media Group GmbH & Co. KG
Starttermin
06.11.2025
Sage und Diego können gar nicht fassen, was für ein herrschaftliches Anwesen sie für ein Wochenende mieten konnten. Die Freude währt aber nur kurz, denn schon bald steht das Pärchen Will und Cin vor der Tür. Auch die beiden haben das Haus gemietet. Da der Vermieter nicht erreichbar ist, kommen sie alle überein, dass sie sich das Haus einfach teilen, aber schnell stellt sich heraus, dass Will und Cin durchaus herausfordernd sind. Sie lügen, sie betrügen, sie versuchen, Sage und Diego zu verführen. Was für ein Spiel ist es, das sie hier treiben?
„Bone Lake“ fängt schon deftig an, in den ersten Momenten sieht man einen Pfeil, der quer durch die Hoden eines Flüchtenden geschossen wird. Danach wird der Film ruhiger, er lässt sich Zeit, die Hauptfiguren zu etablieren, und er arbeitet mit den Mechanismen eines Erotikthrillers. Es geht um Vertrauen, um Treue, auch um Loyalität, und wie alles immer wieder auf die Probe gestellt wird. Was anfangs noch unschuldig anmuten mag, oder zumindest wie ein Spiel, das ein klein bisschen zu weit geht, wird immer intensiver.
Es gibt die Momente, da sollte man meinen, das erste Pärchen würde jetzt die Sachen packen. Es sind die schrillen Alarmsignale, die hier stattfinden, aber unbeachtet gelassen werden. Das erinnert nicht von ungefähr an „Speak No Evil“, und hier insbesondere das Original. Denn „Bone Lake“ würde nicht der Gattung Horror zugerechnet, wenn es am Ende nicht zu einem heftigen Schlagabtausch käme.
Der Film kehrt hier zum Anfang zurück, in den letzten 20 Minuten wird alle Erotik über Bord geworfen, stattdessen dominiert der Survival-Horror. Aber „Bone Lake“ ist mehr als das, er ist cleverer, als die üblichen Vertreter dieser Genre-Spielart. Weil er ein gut definiertes Protagonisten-Paar hat, das in seiner Beziehung Probleme hat. Aber: Es sind solche, die authentisch anmuten, die auch dazu beitragen, Sage und Diego zu echten Menschen werden zu lassen. Ihre Gegenstücke sind eher dem Horror verhaftet, insbesondere am Ende, wenn ein weiterer Twist zum Tragen kommt. Der Kontrast beider Pärchen ist aber auch interessant, hier treffen die intensive, obsessive, alle Grenzen sprengende Liebe auf eine solche, die ehrlich und wahrhaftig, aber nicht allesverzehrend ist.
„Bone Lake“ ist ein gelungener Mix aus Erotikthriller und Horror, dessen Spannung sich immer weiter steigert, je mehr Transgressionen es gibt, und wie diese hinterfragt werden – oder eben auch nicht. Am Ende, das ist dann die Moral von der Geschichte, sind die Hölle halt doch immer die anderen.
Peter Osteried