Bordertown

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Seit Jahren werden an der mexikanisch/ amerikanischen Grenze hunderte junge Frauen vergewaltigt und ermordet, ohne das Polizei oder Regierung ernsthafte Anstalten machen die Täter zu überführen. Gregory Navas gut gemeinter Film verdient in erster Linie dafür Respekt, dass er dieses Thema einer breiteren Öffentlichkeit bewusst macht, als Film dagegen ist er in allen Belangen unterdurchschnittlich.

Webseite: www.bordertown-film.de

USA 2006
Regie: Gregory Nava
Buch: Gregory Nava
Musik: Dave Grusin
Darsteller: Jennifer Lopez, Antonio Banderas, Sonia Braga, Maya Zapata, Martin Sheen
112 Minuten, Format 1:1,85
Verleih: Falcom Media
Kinostart: 22. Februar 2007

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Jahrelang hat Gregory Navas versucht dieses Projekt anzuschieben, bis es ihm endlich gelang einen Finanzier zu finden. Auch die Dreharbeiten im mexikanischen Juarez waren von Drohungen der lokalen Machthaber begleitet, was einmal mehr zeigt, welch heißes Eisen hier angepackt wurde. Hunderte – in manchen Quellen ist gar von Tausenden die Rede – junger Frauen wurden in den letzten Jahren entführt, vergewaltigt, ermordet und in der Wüste verscharrt. Die meisten von ihnen arbeiteten in den zahllosen Fabriken, die sich in der amerikanisch-mexikanischen Grenzregion angesiedelt haben, um von den Vorteilen zu profitieren, die durch das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA entstanden sind. Dass aus diesem Zusammenhang eine sehr simplistische Globalisierungskritik abgeleitet wird verwundert angesichts der Einfältigkeit des Drehbuchs in keiner Weise.

Dieses versucht die faktischen Ereignisse mit einer Selbstfindungsgeschichte zu vermischen, in der die von Jennifer Lopez gespielte Journalistin Lauren Fredericks, die in Amerika Karriere gemacht hat, sich ihrer mexikanischen Wurzeln besinnt und beginnt sich für die edle Sache zu engagieren. Zu Beginn des Films ist Lauren wenig begeistert als ihr Redakteur sie nach Mexiko schickt, um über die Mordserie zu recherchieren. Allein die Aussicht auf eine Position als Auslandskorrespondentin lässt sie einwilligen. Als sie jedoch die junge Arbeiterin Eva begegnet, die den Mördern wie durch ein Wunder entkommen konnte, wird nicht nur Laurens Reporter-Instinkt geweckt, sondern auch ihre Humanität. Immer engagierter taucht sie in die korrupte Gesellschaft Juarez ab, unterstützt vom lokalen Zeitungsmacher Diaz (Antonio Banderas), mit dem sie Jahre zuvor eine Beziehung hatte. Als die Nachforschungen ins Stocken geraten beschließt Lauren sich selbst als Lockvogel anzubieten, in einer Fabrik zu arbeiten und so den Tätern auf die Spur zu kommen.

Abgesehen von der fraglos wichtigen Botschaft des Films, hätte die Geschichte sicherlich das Potential zu einem spannenden Thriller gehabt. Doch Gregory Nava versteht es in keiner Weise glaubwürdige Situationen und Figuren zu zeigen, ergeht sich in den typischen Reporter Klischees und arbeitet sich an den sattsam bekannten Motiven eines Sinneswandels ab. Das Jennifer Lopez weder als Reporterin und schon gar nicht als arme Fabrikarbeiterin glaubhaft ist schadet dem Film ebenso wie die etwa alle zehn Minuten eingebauten Verfolgungsjagden. Hier wird mit aller Kraft versucht Spannung zu erzeugen, jedoch ohne jeden Sinn und filmischen Verstand. Ein wenig Aufmerksamkeit hat Bordertown den hunderten ermordeten Frauen immerhin gebracht, dass ist allerdings auch das einzig gute, was man über einen Film sagen kann, der einmal mehr beweist, dass gut gemeint noch lange nicht gut gemacht ist.
 

Michael Meyns