Brand

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Charismatische, oft von Obsessionen geplagte Figuren - dafür ist Josef Bierbichler der richtige Mann. Thomas Roth hat den bayerischen Charakterdarsteller für sein Eifersuchtsdrama „Brand“ vor die Kamera geholt – ein minimalistischer, dafür umso fesselnderer Thriller, in dem sich die Ereignisse überschlagen und das Leben für die Hauptfigur, den von Bierbichler gespielten Schriftsteller Brand, auf den Kopf gestellt wird, nachdem er sich auf eine Beziehung zur Krankenschwester seiner todkranken Frau einlässt.

Webseite: www.zorrofilm.de

Österreich/Deutschland 2011
Regie: Thomas Roth
Darsteller: Josef Bierbichler, Angela Gregovic, Erika Deutinger, Denis Moschitto, Manuel Rubey, Karheinz Hackl, Heribert Sasse, Franz Josef Csencsits u.a.
105 Minuten
Verleih: Zorro Film
Kinostart: 1.12.2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Der Tod ist in Thomas Roths Thriller allgegenwärtig. Nicht nur kommt zu Beginn ein totes Reh ins Bild, sondern setzt die Handlung an im Krankenhauszimmer der krebskranken Martha (Erika Deutinger), der Frau des Schriftstellers Brand (Josef Bierbichler). Ihr Zustand wühlt auch ihn innerlich auf, obwohl er es sich nicht anmerken lassen will. Nach Schreiben ist ihm nicht zumute, und so verlegt er sich aufs Fotografieren. Auch vor dem Hintergrund, später möglicherweise ein Buch über das langsame Sterben zu publizieren.

Auf andere Gedanken bringt ihn zunächst aber die hübsche Krankenschwester Angela (Angela Gregovic). Auf ein Treffen folgt bald schon die erste gemeinsame Nacht, wobei die junge Frau schnell zu bedenken gibt, dass sie eine dauerhafte Beziehung für keine gute Idee hält, fürchtet sie doch die Reaktionen ihres Mannes, eines türkisch-deutschen Kriminalbeamten (Denis Moschitto), von dem sie weiß, dass ihm schnell die Sicherungen durchbrennen können. Brand ficht das zunächst nicht an. Bald aber bekommt er am eigenen Leib zu spüren, dass mit dem hitzköpfigen Polizisten nicht zu spaßen ist. In Verbindung mit Geldschwierigkeiten und vertuschten Immobiliengeschäften zieht sich die Schlinge immer enger um nicht nur seinen Hals. Bald stirbt ein Reh vor seinen Augen, kurz darauf lässt ein weiteres Kitz auch ihn ins Auge des Todes blicken.

Thomas Roth, beim Fernsehen ein gefragter Regisseur für Polizeikrimis (u.a. „Tatort“) und im Kino zuletzt mit dem großartigen „Falco – Verdammt, wir leben noch!“ vertreten, beginnt „Brand“ als ruhigen Film, der den Zuschauer hinsichtlich seines Themas noch in der Schwebe lässt. Ist man schon wieder mit einem Film über Krankheit im Alter konfrontiert? Geht es um das Leben nach dem Verlust des Partners? Dass dem letztlich nicht so ist, lässt sich bald schon erahnen. Dass das Eifersuchtsdrama kein gutes Ende nehmen wird allerdings auch. Denn dafür ist Roths Hauptfigur ein viel zu sturer Bock, der sich von seinem Weg nicht abbringen lassen möchte und sich immer tiefer in seine Situation verrennt. Trotzdem ist es nicht so, dass sich die Reaktionen auf dem Weg Richtung Finale immer schon vorhersehen lassen. Geschickt weiß Roth mit unverhofften Wendungen zu überraschen.

Das Bild vom auf den Kopf gestellten Leben findet sich auch in der Ausstattung des Films wieder – in Form eines Kopfstandgemäldes von Georg Baselitz, das für den Fortgang der Handlung eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der Geschichte haben aber auch jene Fotos, die Brand zunächst von seiner sterbenskranken Frau, später auch von seiner Geliebten macht. Als Brand sich die in einer Bar aufgenommenen Bilder eines Abends in seinem Landhaus noch einmal genauer anschaut, fallen ihm Dinge auf, die ihn eigentlich warnen müssten. Thomas Roth findet auch für diesen Moment in Verbindung mit der Filmmusik starke Bilder.

Abgesehen von der stilsicheren Regiearbeit ist natürlich Josef Bierbichler in seiner Rolle des mürrischen und sturen Schriftstellers das größte Pfund auf der Besetzungsliste dieses Thrillers. Seine Rolle passt ihm wie auf den Leib geschnitten. Dass er am Ende ausschaut wie ein Brathendl aus dem Wienerwald, sollte in österreichischen Filmen nicht erschrecken, sondern unterstreichen, dass da gerne und mit einem Augenzwinkern durch die Hölle gegangen wird. Denis Moschitto („Chiko“) wiederum weiß sich als einerseits besonnener, leicht zynischer und unberechenbarer Gegenspieler sehr gut zu behaupten, die auf der Leinwand noch nahezu unbekannte Angela Gregovic überzeugt als zwischen Gefühl und Ratio hin- und her gerissenes Objekt der Begierde. Auch seinem „Falco“-Darsteller Manuel Ruby hat Roth als Freund und Kollegen des provozierten Polizisten eine für die Verstrickungen des Films wichtige Rolle zugeschanzt. Ihnen allen schaut man bis zuletzt gebannt zu.

Thomas Volkmann

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