Briefe an Julia

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Hollywoods aktueller Jungstar Amanda Seyfried spielt die Hauptrolle in einer romantischen Komödie, die den Mustern des Genres so penibel und vorhersehbar folgt, dass es schon wieder amüsant ist. So kann man sich an der Schönheit des Schauplatzes Verona und der Toskana erfreuen, vor allem aber an der wunderbaren Vanessa Redgrave, die auch in so einem banalen aber unterhaltsamen Film ihre Klasse beweist.

Webseite: www.briefe-an-julia.de

USA 2010, 106 Minuten
Regie: Gary Winick
Drehbuch: Jose Rivera und Tim Sullivan
Darsteller: Amanda Seyfried, Vanessa Redgrave, Gael Garcia Bernal, Christopher Egan, Franco Nero, Oliver Platt
Verleih: Concorde
Kinostart: 19. August 2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die junge Sophie (Amanda Seyfried) hat alles – zumindest fast. Sie arbeitet zwar für das Intellektuellenmagazin The New Yorker, jedoch nicht als Journalistin, sondern als Faktencheckerin. Dazu hat sie mit Victor (Gael Garcia Bernal) zwar einen tollen, leidenschaftlichen Freund, doch dessen Begeisterung gehört vor allem seinem bald eröffnenden Restaurant. Bei einer vorgezogenen Hochzeitsreise nach Verona muss Sophie dies schmerzhaft erfahren: Während sie eine romantische Reise in der Stadt Romeo und Julias verbringen will, schleppt Victor sie zu Weingütern, Käseherstellern und Trüffelauktionen. Und schließlich lässt er Sophie ganz allein, so dass das Schicksal seinen Lauf nehmen kann. Im Garten der Julia begegnet Sophie den so genannten Sekretärinnen der Juli: Vier Frauen, die liebeskranken Personen aus aller Welt antworten, die Briefe und Notizen unter Julias Balkon zurücklassen und um Rat bitten. Zufällig ist es Sophie, die hinter einem Stein einen Brief findet, der schon seit 50 Jahren auf Beantwortung wartet. Kurz entschlossen antwortet Sophie der unbekannten Frau und bringt den Stein ins Rollen. Wenige Tage später stürmt der ebenso attraktive wie blasierte junge Engländer Charlie (Christopher Egan) herein. Seine Großmutter Claire (Vanessa Redgrave) war die Liebende, die einst ihre große Liebe zurückgelassen hatte und nun Sophies Rat folgt. Gemeinsam macht sich das Trio auf die Suche nach Claires verlorener Liebe Lorenzo (Franco Nero), eine Suche, an deren Ende ein altes und ein neues Liebespaar stehen wird.

Man darf den Ausgang der Geschichte getrost verraten, denn spätestens wenn Charlie und Sophie sich bei ihrer ersten Begegnung in die Haare bekommen und sich so gar nicht leiden können ist klar, dass sie am Ende des Films ein Paar sein werden. Es bedarf zwar der genreüblichen Hindernisse, bis auch die Figuren begriffen haben, was jeder Zuschauer schon längst weiß, der immer neue Erfolg des eigentlich immer gleichen zeigt aber deutlich, wie sehr das Publikum romantische Komödien liebt. Und „Briefe an Julia“ ist geradezu erfrischend kitschig und schreckt vor nichts zurück: Ein erster, zarter Kuss zwischen Sophie und Charlie findet tatsächlich im Gras liegend unter dem Sternenhimmel der Toskana statt, und als Claire ihren lange verlorenen Lorenzo endlich wieder findet, dann reitet der immer noch schmucke Franco Nero allen ernstes auf einem stolzen Pferd ins Bild. Das ist so unverschämt romantisch und kitschig, dass es eigentlich eine Zumutung sein sollte, aber merkwürdigerweise ist es das nicht. Zwar gibt es leise Anzeichen von Selbstironie, prinzipiell nimmt sich der Film aber enorm ernst und das ist ausgesprochen angenehm. „Briefe an Julia“ macht keinen Hehl daraus, dass er nichts anderes ist und auch nicht sein will als eine romantische Liebesgeschichte: gefilmt in den atemberaubenden Landschaften der Toskana, beschwingt gespielt von jungen und alten Schauspielern, komplett vorhersehbar, aber ausgesprochen unterhaltsam.

Michael Meyns

Im italienischen Verona ist der Balkon, unter dem Shakespeares Romeo der Julia seine Liebe gestand, tatsächlich eine Touristenattraktion. Und es gibt junge Liebende, die noch heute an Julia schreiben und ihr, je nachdem, über ihre Freude oder ihren Kummer berichten. Ein paar ältere Damen, die die Romantik aufrechterhalten – sie nennen sich „Julias Sekretärinnen“ –, schreiben zurück. Auf diese Tatsache stützt sich der Film.

Die amerikanische Journalistin Sophie, eigentlich mit dem ehrgeizigen und zugleich schussligen Koch Victor verlobt, stößt bei der Suche nach einer erfolgreichen Story in Verona auf die Sache mit den Briefen an Julia. Sie findet zufällig den 50jährigen Brief der Londonerin Claire, die sich einst als 15jährige in einen Lorenzo Bartolini verliebte, aber unter Tränen ihre Gefühle hintanstellen musste, weil ihre Eltern das Verhältnis nie geduldet hätten.

Sophie schließt sich den „Sekretärinnen“ an und schreibt an Claire.

Und siehe da: Claire reist mit ihrem Neffen Charlie an. Sie ist Sophie dankbar. Vielleicht findet sie noch einmal ihren Lorenzo. Die Sache wird kompliziert, denn in Verona und Umgebung gibt es nicht weniger als etwa 60 Männer mit dem Namen Lorenzo Bartolini.

Claire, Charlie und Sophie unternehmen eine abenteuerliche Reise. Die Beziehung zwischen Charlie und Sophie ist dabei – künstlich – gespannt. Nach vielen teils spannenden, teils lustigen Versuchen findet Claire ihren Lorenzo. Und – mit Hängen und Würgen – Charlie seine Sophie.

Der Handlungsteil Charlie-Sophie ist zu sehr fabriziert. Aber sonst geht das als zuckersüße, unrealistische, gefühlige, sehr gut inszenierte Komödie durch. Die beiden Männer Charlie und der Koch Victor schneiden dabei darstellerisch nicht besonders gut ab, doch die drei anderen, Claire, Sophie und Lorenzo, sind Spitze. An erster Stelle steht die souverän erscheinende Vanessa Redgrave. Eine beeindruckende Dame und eine erstklassige Schauspielerin. Ebenbürtig die reizende Amanda Seyfried als Sophie und der in Ehren ergraute Franco Nero als Lorenzo – übrigens im richtigen Leben Vanessa Redgraves Gatte.

Eine schöne, romantische, kitschige Liebesgeschichte.

Thomas Engel