Casa de los Babys

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In einem südamerikanischen Land warten sechs Amerikanerinnen in der Pension „Casa de los Babys“ darauf, dass ihr Adoptionsantrag bewilligt wird und sie ihre Wunschkinder mit nach Hause nehmen können. Durch das bürokratische Prozedere sitzen sie zum Teil wochenlang fest. Die Situation des Wartens nimmt Independent Regisseur John Sayles zum Anlaß einer facettenreichen Diskussion zum Thema Auslandsadoption. Das persönliche Leid der ungewollt Schwangeren und Unfruchtbaren interessiert ihn dabei ebenso wie der kafkaesk bürokratische Akt einer Adoption, das Konsumverhalten der Babykäufer und -verkäufer und die makro-ökonomischen Verhältnisse zwischen Staaten.

Webseite: www.peripherfilm.de/casadelosbabys

USA/Mexiko 2003
Regie, Buch & Schnitt: John Sayles
Musik: Mason Daring
Kamera: Mauricio Rubinstein
Darsteller: Marcia Gay Harden, Susan Lynch, Daryl Hannah, Mary Steenburgen, Lili Taylor, Maggie Gyllenhaal, Vanessa Martinez, Rita Morena
Verleih: Peripher Filmverleih
Filmstart: 31.12.2009
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Fast zehn Jahre lang hat man in Deutschland nichts mehr vom amerikanischen Independent-Regisseur und Drehbuchautor John Sayles (PASSION FISH, LONE STAR) gehört. Jetzt kommt sein hochkarätig besetzter Ensemblefilm CASA DE LOS BABYS aus dem Jahr 2003 doch noch ins Kino. Das Thema, einer der skurrilsten Auswüchse der Globalisierung, ist immer noch aktuell: während alles getan wird, um Einwanderern aus Afrika, Asien und Südamerika den Zugang in die westlichen Industrienationen zu verwehren, sind ihre Kinder beliebte Exportartikel.

Irgendwo in Südamerika. Die Pension von Seòora Muòoz, im Volksmund „Casa de los Babys“ genannt, hat sich auf „werdende“ Mütter spezialisiert – reiche Amerikanerinnen, die darauf warten, ihr Adoptivkind aus dem nahe gelegenen Waisenhaus mit nach Hause nehmen zu können. Hier verbringen derzeit sechs Amerikanerinnen, einige von ihnen schon seit Wochen, ihre Tage zwischen Hoffnung und Nervenkrise. Sie bummeln durch die Stadt, sitzen am Strand, schließen wechselnde Bündnisse. Die sechs decken ein ganzes Spektrum neurotischer und egoistischer Kinderwünsche ab. Während die naive Jennifer einen kleinen „Henley junior“ als Thronfolger für ihren schwer reichen Ehemann akquirieren soll, hofft die traumatisierte Skipper auf Erlösung nach einer ganzen Reihe von Fehlgeburten. Nicht alle der Frauen sind so unsympathisch wie die von Marcia Gay Harden grandios angespannt gespielte Nan, die alles versucht, um ihr Baby zu bekommen, bevor es „wichtige Lernphasen“ verpasst. Aber sogar die freundlichen Tagträume von Eileen und die betont unsentimentale Haltung der alleinerziehenden Leslie offenbaren, wie sehr es den Frauen um ihr eigenes Leben geht, wie wenig um das der Waisen, die sie adoptieren.

Auf der anderen Seite des Baby-Business befinden sich Seòora Muòoz, die vom Babyhandel profitiert, ihr revolutionär veranlagter Sohn, der das missbilligt, die junge Asunción, die ihr eigenes Kind fort geben musste und in der Casa als Zimmermädchen arbeitet und die 16jährige Celia, die gerade ungewollt schwanger geworden ist. In ihren vielen freien Stunden begegnen die Amerikanerinnen zudem einem arbeitslosen jungen Mann, der nach Philadelphia emigrieren möchte und den Straßenkindern der Stadt, die nur wenige Jahre älter sind als die niedlichen Babys des Waisenhauses.

Sayles lässt sein umfangreiches Personal wie Fische in einem Aquarium um einander kreisen und in immer neuen Variationen aufeinander treffen. Die Abfolge der Gespräche und Begegnungen folgt dabei keiner Handlung sondern verläuft wie eine engagierte Diskussion, in der verschiedenste Aspekte des Themas Auslandsadoption gegeneinander gestellt und betrachtet werden. Während die Mütter in Spe gelangweilt über den Markt bummeln, beobachtet ein Straßenjunge sie. Die Gelegenheit, ein fettes Portemonnaie zu klauen, geht vorüber. Stattdessen schenkt ihm eine der Mütter in völliger Ignoranz der Situation ein Buch, das er nicht lesen kann, über das er sich aber dennoch freut. Später im Film versucht er, es zu Geld zu machen. Die Amerikanerinnen debattieren derweil die Ausbildung ihrer zukünftigen Kinder – staatlich oder privat ...

Hendrike Bake

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