Cat Daddies – Freunde für sieben Leben

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Es gibt Hunde- oder Katzenmenschen. So zumindest heißt es, denn das Wesen der Vierbeiner könnte unterschiedlicher nicht sein. Die via Kickstarter finanzierte Dokumentation „Cat Daddies – Freunde für sieben Leben“ zeigt Männer und ihre Katzen, gefilmt von einer Frau: Mye Hoang. Ein Film nur für eingefleischte Katzenliebhaber.

USA 2022
Regie: Mye Hoang
Dokumentarfilm

Länge: 89 Minuten
Verleih: Nameless Media/ 24 Bilder
Kinostart: 10. August 2023

FILMKRITIK:

Möglicherweise gelten Katzen in den USA als eher weiblich, als weich und verschmust, was ihren Besitz also quasi automatisch ein wenig unmännlich machen würde, im Gegensatz zum Halten von wilden, ungestümen Hunden. Anders ist der Ansatz von Mye Hoangs selbstfinanziertem Dokumentarfilm „Cat Daddies – Freunde für sieben Leben“ nicht recht zu verstehen. Diverse Katzenhalter stellt die Regisseurin vor, durchschnittliche Männer, die zwischen New York und Kalifornien leben – und eine oder mehrere Katzen besitzen.

Wobei es ja heißt, dass Katzen sich ihre Halter selber aussuchen, denn im Gegensatz zu Hunden haben Katzen einen höchst individualistischen Charakter und lassen sich durch ein bisschen Futter nicht dazu nötigen, ihren Haltern uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken. Schaut man sich die Umstände an, in denen die Protagonisten von „Cat Daddies – Freunde für sieben Leben“ mit ihren vierbeinigen Freunden leben, könnte man allerdings eher Zweifel an diesem Allgemeinplatz bekommen.

Da ist etwa der verhinderte Schauspieler Nathan, der mit seinen Katzen einen Instagram-Kanal bespielt und damit inzwischen hunderttausende Followers gewonnen hat. Weniger als Lebewesen behandelt er seine Katzen, denn als Spielzeug, nicht wie quasi Mitbewohner wirken seine zahlreichen Katzen, sondern als Lifestyle-Accesoire. Sehr amerikanisch mutet das an, so auch Jeff, der mit seiner Katze Zulu Wandern geht, das etwas gequält wirkende Tier dabei im Rucksack durch die Gegend transportiert. Andere versuchen ihre Katzen an der Leine zu führen, doch das Gassigehen ist eher eine Hundebeschäftigung als ein Wesen der Katze.

Arg verkitscht mutet es an, wie Mye Hoang diesen Umgang mit Katzen schildert, zusätzlich verstärkt durch die sanfte, süßliche Musik. Interessant und bezeichnend ist vor allem der Kontrast zu der auch in Deutschland erfolgreich im Kino gelaufenen türkischen Dokumentation „Kedi – Von Katzen und Menschen“, in der vor einigen Jahren die omnipräsenten Katzen Istanbuls im Mittelpunkt standen. Dort wurden Katzen als selbstbestimmte Wesen gezeigt, die Teil der Stadt waren, mal die Nähe zu den Menschen suchten, wenn ihnen danach war, aber nie eingezwängt wurden. In „Cat Daddies – Freunde für sieben Leben“ werden die Vierbeiner dagegen vermenschlicht als wären sie Zutaten in einem Disney-Film, werden verkleidet und gebürstet, vermutlich auch zur Katzen-Maniküre geschickt und mit teuren, eigentlich unnötigen Gadgets bespaßt.

Die schönste Episode des Films ist die Beziehung, die der auf den Straßen New Yorks lebende Obdachlose David zu seiner Katze Lucky hat: In den kalten, einsamen Stunden, die David auf den Straßen verbringt, beim Betteln oder bloßen Überleben, denn eine Krebserkrankung schwächt ihn zusätzlich, ist ihm Lucky ein treuer Begleiter. Hier mutet das Zusammenleben von Mensch und Katze authentisch an, unforciert und natürlich, so wie es im besten Fall sein sollte.

 

Michael Meyns