Cocaine Bear

Zum Vergrößern klicken

Ein Bär, der kokst und durchdreht. Absurder kann das Konzept für einen Film kaum sein, doch genau darin könnte der Witz bestehen. Könnte, denn trotzt eines absurden Ansatzes und etlicher ebenso absurder Figuren, wagt es Elizabeth Banks in „Cocaine Bear“ dann doch nicht ganz, einen Film zu drehen, der seinem absurden Konzept gerecht wird.

USA 2023
Regie: Elizabeth Banks
Buch: Jimmy Warden
Darsteller: Keri Russell, O’Shea Jackson Jr., Christian Convery, Alden Ehrenreich, Jesse Tyler Ferguson, Ray Liotta

Länge: 95 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 13. April 2023

FILMKRITIK:

Man mag es kaum glauben, aber „Cocaine Bear“ basiert tatsächlich auf einer wahren Geschichte. Okay, zumindest ein bisschen. Im Jahre 1985 wurde in den Wäldern des amerikanischen Bundesstaates Georgia, nahe eines Flusses mit dem schönen Namen Chattahoochee, ein toter Bär gefunden, der an einer Überdosis Koks gestorben war. Wie die Polizei herausfand, wurde der Stoff offenbar aus einem Flugzeug geworfen und gehörte einem Schmuggler, der einige Kilometer entfernt tot aufgefunden wurde: Er war trotz Fallschirm unsanft gelandet, denn er hatte etliche Kilo Koks am Körper.

Eine absurde, auch amüsante Anekdote, die einige Fragen aufwirft, aber daraus einen Film machen? Das hört sich gewagt an, aber Hollywood hat ja auch schon mal Schiffe versenken verfilmt und auch eine Adaption des Brettspiels Monopoly war jahrelang in Arbeit. Warum also nicht einen Film um einen Bär erzählen, der Koks isst bzw. einatmet und durchdreht?

So beginnt „Cocaine Bear“ dann auch mit dem Bären, der zwei norwegische Touristen erspäht – und angreift. Allerdings noch ohne den Einfluss des weißen Pulvers, was die Frage aufwirft, ob der Bär auch unter normalen Umständen nicht schon gefährlich genug ist. Da der Bär als Figur jedoch nicht wirklich abendfüllend wäre, haben sich Regisseurin Elizabeth Banks und Drehbuchautor Jimmy Warden eine hübsche Galerie Figuren ausgedacht, die sich alle in den Wald begeben und ihre und die Spur des Bären kreuzen.

Da sind zum der Drogendealer Syd (Ray Liotta in seinem letzten Kinofilm) und seine Angestellten Daveed (O’Shea Jackson) und Eddie (Alden Ehrenreich), die ihren Stoff gern zurückhätten. Hinzu kommt die besorgte Mutter Sari (Keri Russell), die nach ihrer Tochter Dee Dee (Brooklynn Prince) und deren Freund Henry (Christian Concey) sucht, die die Schule geschwänzt haben und im Wald auf eine Packung des hoch dosierten Stoffes gestoßen sind…

Und schließlich die Parkwächterin Liz (Margo Martindale), die mit dem Tierschützer Peter (Jesse Tyler Ferguson) unterwegs ist. Und wenn in so einem Film jemand Tierschützer ist und  Tiere für die besseren Menschen hält, dann ist natürlich klar, dass er nicht lange überlebt. Bisweilen hübsch blutig inszeniert Banks die Aktivitäten des Bärs, hat Spaß daran, Kinder zu zeigen, die sich an Koks versuchen, auch wenn das offenbar keinerlei Effekt hat.

Gleichermaßen gewagt und zahm wirkt das oft, versucht, sich von der Absurdität das Ansatzes mitreißen zu lassen, dann aber doch vor der eigenen Courage zurückschreckend. Nichts Halbes und nichts Ganzes ist „Cocaine Bear“ dadurch am Ende, in Momenten so absurd und überdreht, wie es das Konzept verspricht, dann aber doch zu zurückhaltend. Ein High-Concept-Film, der als Idee überzeugender wirkt, denn als ganzer Film.

 

Michael Meyns