Das perfekte Geschenk

Mit „Das perfekte Geschenk“ kommt eine Weihnachtskomödie ins Kino, die irgendwo zwischen satirisch-ironischem Familienspektakel und warmherzigem Episodenfilm angesiedelt ist. Gags, die eher rustikal als feinsinnig sind, gehören ebenso dazu wie das Spiel mit Klischees – bekanntlich eine französische Spezialität.

Die Schauspielerin und Drehbuchautorin Raphaële Moussafir führt hier erstmals Regie mit dem Kameramann und Regisseur Christophe Offenstein, und vermutlich versuchen sie in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit, an große Weihnachtsfilme wie „Tatsächlich … Liebe“ oder an die schwarzhumorige französische Kultkomödie „Da graust sich ja der Weihnachtsmann“ anzuknüpfen. Das ist leider nur teilweise gelungen – erst zum Schluss hin gewinnt die Komödie an Leichtigkeit und Atmosphäre.

 

Über den Film

Originaltitel

Les Cadeaux

Deutscher Titel

Das perfekte Geschenk

Produktionsland

FRA

Filmdauer

84 min

Produktionsjahr

2024

Regisseur

Moussafir, Raphaële

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbH

Starttermin

13.11.2025

 

Charlotte (Camille Lellouche) hat am 22. Dezember Geburtstag und hadert nicht nur mit unpassenden Geschenken, sondern auch mit sich selbst. Unter anderem deshalb geht sie regelmäßig zum Psychologen, der sich verständnisvoll anhört, dass Charlotte noch immer Kinderbettwäsche von ihrer Mutter geschenkt bekommt. Aber nicht nur die Mutter, auch der hypochondrische Vater, ihre ehekrisengeschüttelte Schwester und der frisch verknallte Bruder spielen hier wichtige Rollen, sondern auch die kleine Tochter und der Ehemann der Schwester sowie der frisch verknallte Bruder nebst neuer Flamme – ein bei allen Kindern beliebtes Schlagersternchen. Und die Großelterngeneration ist ebenfalls mit dabei, vertreten durch Tante Rivka, die das KZ überlebt hat, und die pupsende Oma. Nicht alles ist da immer mit dem deutschen Humor zu vereinbaren, und einiges passt auch nicht so richtig zusammen, was aber durchaus absichtsvoll ist. Zumindest bietet die familiäre Dynamik eine Menge Figuren und dadurch reichlich Stoff für Missverständnisse, Konflikte und überraschende Entwicklungen. 

 

Die Regisseure verlassen sich insgesamt auf eine bewährte Kombination aus Dialog- und Situationskomik, was durch die Menge an Figuren und möglichen Konfrontationen zusätzlich befeuert wird. Doch nicht jeder Gag zündet und gelegentlich werden allzu offensichtliche Klischees bemüht: das untersexte Mauerblümchen in Gestalt von Charlotte, der hammerharte Hypochonder – Gérard Darmon als Vater oder das dumme Blondchen – Vanessa Guide als Schlagerpüppi, die zwar warmherzig ist, aber komplett ungebildet und naiv. Auch wenn einige dieser Klischees später relativiert werden: Manches wirkt überdreht, und die Dialoge hätten etwas mehr Feinschliff vertragen. Im letzten Drittel überzeugt der Film dann mehr, und Camille Lellouche, die zwar nicht die Hauptrolle spielt, aber mehr oder weniger durchs Programm führt, gewinnt immer mehr Profil und steckt damit auch die anderen an. Der eine oder andere Fauxpas wird bereinigt, und am Ende sind alle glücklich – so wie es sich zu Weihnachten gehört. 

 

Doch bis es soweit ist, läuft eine leicht knatternde Gagmaschine. Was vermutlich an eine temperamentvolle, jüdischstämmige Familie erinnern soll, in der alle ihre Macken haben, so wie die Familienszenen der frühen Woody Allen-Komödien oder vielleicht noch mehr die Griswolds in „Schöne Bescherung“, bleibt hier eher im Bereich von Monsieur Claude und seinen weniger lustigen Späßen hängen.

 

Das größte Manko des Films ist seine Struktur: Anstatt eine zusammenhängende Handlung aufzubauen, werden Szenen mit verschiedenen Familienmitgliedern als Sketche aneinandergereiht. So werden viele absurde Situationen kreiert, die oft vom Schenken und Beschenktwerden handeln sowie von sich daraus ergebenden Missverständnissen und Problemen. Julie und ihr Mann geraten wegen eines falschen Geschenks aneinander bis zum Ehekrach, während ihre kleine Tochter unter Einsatz sämtlicher ihr zur Verfügung stehenden Mittel um Fanartikel von einer gerade angesagten Sängerin als Weihnachtsgeschenk kämpft. Und das ist dann natürlich, wie der Zufall es will, Océane, die neue Freundin von Onkel Jérome. Sie versucht Tante Rivka mit einem extra für sie komponierten KZ-Schlager zu bezaubern, was erwartungsgemäß nicht gelingt. Aber damit ist der vorläufige Gipfel der Peinlichkeit erreicht. Dagegen erweisen sich Charlottes Geburtstagsgeschenke als beinahe nette Gaben. Sie bekommt eine Reihe von Dildos, was vermutlich komisch sein soll, und zusätzlich einen Stripper, der über Nacht bleibt, was die Komik vermutlich noch steigern soll. Doch es gibt auch durchaus Witze, die funktionieren, so der Running Gag, dass die ganze Familie denselben Psychologen hat.  

 

Die einzelne Handlungsstränge könnten für sich alleine stehen, schaffen aber weder die Atmosphäre eines Episodenfilms noch einer durchgängigen Handlung. Generell wird hier der Humor weniger von französischer Eleganz als von rustikalem Anti-Charme bestimmt, und manches ist regelrecht plump. Erst im letzten Drittel entwickelt die Komödie eine weihnachtliche Stimmung, in der auch die Gags besser funktionieren. Der Schluss ist dann beinahe versöhnlich.

 

 

Gaby Sikorski

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