Dear Future Children

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Regisseur Franz Böhm erzählt in seiner Dokumentation „Dear Future Children“ von drei Aktivistinnen, die in Chile, Uganda und in Hongkong aktiv sind, um die herrschenden Zustände zu verändern, um sich für das Klima einzusetzen, für eine gerechtere Welt, für ein Leben in Freiheit und nicht in Diktatur. Es ist ein aufwühlendes, aber auch intimes Porträt dreier Frauen, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Das ist die Stärke des Films, dadurch bringt er sein Anliegen nicht nur auf den Tisch, sondern auch in die Herzen der Zuschauer.

Website: www.dearfuturechildren.com

Dear Future Children
Deutschland 2021
Regie: Franz Böhm
Länge: 88 Minuten
Verleih: Camino Film
Kinostart: 14.10.2021

FILMKRITIK:

„Ich fürchte, dass die Zukunft, für die ich arbeite, wegen der Untätigkeit der Gesellschaft nicht zustande kommen wird“, sagt Hilda, die in Uganda jede Menge Plastikflaschen aus dem Fluss fischt, sich für „Fridays for Future“ engagiert und immer noch hofft, dass die Welt endlich aufwacht. Dass sie erkennt, dass es so nicht weitergehen kann, dass sich etwas ändern muss, oder aber es wird für alle zu spät sein.

Der jungen Rayen in Chile wird von einer Frau gesagt, dass sie etwas ändern muss. Dass es ihre Gruppe, dass es die Jungen sein müssen, die etwas bewegen. Denn die Älteren ändern nichts mehr. Sie haben es sich in ihrem Leben bequem gemacht, vor allem die Oberschicht, die in Chile gedeiht, während selbst Rentner arbeiten müssen, nur um überleben zu können.

Pepper ist vom Versprechen enttäuscht, das 1997 bei der Übergabe Hongkongs an die Chinesen durch die Briten gegeben wurde. Ein Land, zwei Systeme, in Hongkong sollte sich nichts ändern. Das tat es auch lange nicht. Aber Peking versucht, mehr Kontrolle über die Stadt zu erlangen. Ein umstrittenes Auslieferungsgesetz, dass es Peking erlaubt, Bewohner Hongkongs legal ins Hauptland zu verschleppen, ist ein Pulverfass und sorgte für gigantische Proteste, aber auch gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei.

Drei Frauen, drei Länder, drei sehr unterschiedliche Leben, aber eine Gemeinsamkeit: Sie alle setzen sich für ein besseres Morgen ein, sie sind die Kinder von heute, die die Welt für die Kinder von morgen besser machen wollen.

Regisseur Franz Böhm ist selbst ein Millennial wie die Protagonistinnen seines Films. Er wurde im Jahr 1999 geboren und sein Weg, etwas zu bewegen, ist dieser Dokumentarfilm, in dem er Aktivistinnen von überall auf der Welt eine Stimme gibt. Er erzählt nicht nur ihre Geschichten, er erzählt die Geschichten der Ungerechtigkeit, die so universell sind, die spürbar sind, selbst für Menschen, die in Ländern aufgewachsen sind, in denen solche Zusammenstöße, wie man sie in Chile oder Hongkong sieht, nicht Gang und Gäbe sind.

„Dear Future Children“ lebt von seiner Direktheit, von den klugen Worten der Protagonistinnen, aber auch von jenem drückenden Gefühl, in einer Welt gefangen zu sein, in der nichts mehr Sinn zu ergeben scheint.

Dies ist ein beeindruckender, formal wie inhaltlich wirkmächtiger Dokumentarfilm, der mutig ist, der von den Opfern erzählt, die Menschen bereit sind zu bringen, um etwas zu verändern. Im besten Sinne ist „Dear Future Children“ ein Film, der bewegt, der anrührt, der inspiriert – und das auf eine profunde und nachhaltige Art und Weise.

Peter Osteried