Richard Mathesons Roman „The Shrinking Man“ kam im Jahr 1957 als Verfilmung von Jack Arnold in die Kinos. Es handelt sich um einen der besten Sci-Fi-Filme der Dekade, weil er nicht nur eine ungewöhnliche Geschichte technisch toll aufbereitete, sondern auch einen philosophisch-existenzialistischen Ansatz hatte, der schon den Roman auszeichnete. Matheson konnte ihn in sein Drehbuch für die Universal-Produktion hinüberretten. Die französische Neuverfilmung mit Jean Dujardin ist nahe am Roman und damit auch nahe an der Jack-Arnold-Verfilmung, aber keine sklavische Adaption. Er setzt eigene Akzente, hat starke Effekte und ein eindrucksvolles Ende.
Über den Film
Originaltitel
L’homme qui rétrécit
Deutscher Titel
Der Mann, der immer kleiner wurde
Produktionsland
FRA, BEL
Filmdauer
99 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Kounen, Jan
Verleih
Leonine Distribution GmbH
Starttermin
06.11.2025
Paul wird aufgrund eines unerklärlichen Naturphänomens immer kleiner. Anfangs sind es nur ein paar Zentimeter. Ein Hemd passt nicht mehr, weswegen er zum Arzt geht, der ihn beschwichtigen will, dass im Alter jeder ein paar Zentimeter schrumpft. Schon bald schrumpft Paul aber noch mehr. Er wird immer kleiner, bis er die Größe einer Actionfigur hat. Als solche wird ihm die Hauskatze gefährlich. Als es ihn in den Keller verschlägt und er dort ums Überleben kämpfen muss, glaubt seine Frau, dass er ein Opfer der Katze geworden ist.
Der von Jan Kounen inszenierte Film setzt anfangs auf das Drama dieser körperlichen Veränderung. Er blickt darauf, was das für das Sozialgefüge in der Familie, aber auch für den Selbstwert der Figur bedeutet. Jean Dujardin spielt die Hauptrolle mit viel Gefühl. Man kann ihm seine Verzweiflung anmerken, und das umso mehr, je kleiner und isolierter er ist. Als er im Keller ankommt, scheint das Leben schon vorbei, und das nicht nur, weil eine Spinne, die einst alles andere als riesenhaft war, nun eine ernsthafte Bedrohung für ihn darstellt.
Wie er als immer kleinerer Mensch mit einer immer größer werdenden Umwelt zurechtkommt, ist technisch hervorragend gemacht. Es sieht in jedem Moment überzeugend aus, und das nicht nur, wenn er gegen die Spinne kämpft. Auch anderes, wie der Versuch, an ein Stück Käse in einer Mausefalle zu kommen, oder ein Streichholz zu entzünden, ist eindringlich umgesetzt.
Bemerkenswert ist, dass der Film nach gut der Hälfte praktisch auf Dialoge verzichtet, weil Paul auch niemanden mehr hat, mit dem er reden könnte. Es gibt ein paar Off-Kommentare der Hauptfigur, aber ansonsten wird nicht gesprochen. Stattdessen geht der Film in seine existenzialistische Phase ein, stellt Fragen nach der Existenz und steuert auf ein Ende zu, das man sich im heutigen Kino kaum noch traut. Denn wie schon im Roman und auch im alten Film endet das Schrumpfen niemals, es geht immer weiter, und „Der Mann, der immer kleiner wurde“ trägt dem Rechnung mit mehreren Minuten des Blicks in die Sterne, der einem Blick ins Subatomare weicht, untermalt nur von der intensiven Musik Alexandre Desplats.
Peter Osteried







