Die Bonnards – malen und lieben

Mit Pierre Bonnard steht einer der weniger bekannten Impressionisten im Mittelpunkt von Martin Provosts biographischem Drama „Die Bonnards – malen und lieben“, dessen boulevardesker deutscher Titel den Fokus des Films gut umreißt: Neben dem Malen waren die Frauen Pierre Bonnards Leidenschaft und so wird dieses Künstlerporträt auch zu einer 50 Jahre währenden Amour Fou.

 

Über den Film

Originaltitel

Bonnard, Pierre et Marthe

Deutscher Titel

Die Bonnards – malen und lieben

Produktionsland

FRA

Filmdauer

122 min

Produktionsjahr

2023

Regisseur

Provost, Martin

Verleih

Prokino Filmverleih GmbH

Starttermin

05.06.2025

 

Liebe oder zumindest Begehren auf den ersten Pinselstrich: Der junge Maler Pierre Bonnard (Vincent Macaigne) tut das, was vermutlich unzählige Künstler vor und nach ihm getan haben und verliebt sich in sein Modell. Marthe (Cecile de France) ist die auserwählte, die Pierre in Paris im Jahre 1893 malt. Schnell entwickelt sich eine innige Beziehung, die allerdings nicht in eine Ehe mündet.

Dem steht Pierres schier unersättliche Lust auf Frauen im Wege, die dem talentierten und bald auch sehr erfolgreichen Maler zu Füßen liegen. Etliche von ihnen verewigt Pierre auf seinen im Stile des Impressionismus gemalten Gemälden, nicht zuletzt Renee (Stacy Martin), eine junge Kunststudentin, die Marthes große Rivalin wird.

Doch trotz aller Techtelmechtel: Am Ende ist Marthe Pierres große Liebe, die ihm über Jahrzehnte nicht von der Seite weicht, seine Muse ist, später selber zum Pinsel greift und in Le Cannet, einem Nachbarort von Cannes an der französischen Mittelmeerküste, alt wird.

Weniger die Kunst, als das Leben des Künstlers steht im Mittelpunkt von Martin Provosts biographischem Drama, mit dem der französische Regisseur an frühere Filme wie „Seraphine“ oder „Violette“ anknüpft. In ersterem hatte er Séraphine Louis porträtiert, eine fast vergessene Malerin und eine der wenigen bekannten Frauen im Zirkel der sonst meist männlichen Impressionisten, in letzterem Simone de Beauvoir und deren Freundschaft zu Violette Leduc. Dezidiert feministische Filme, die in der Geschichtsschreibung oft vernachlässigte Frauen in den Mittelpunkt der Geschichte stellten.

Ähnliches hat Provost nun auch in „Die Bonnards – malen und lieben“ im Sinn, der Originaltitel „Bonnard, Pierre et Marthe“ macht noch deutlicher, dass es sich hier nicht um eine der typischen Künstlerbiographien handelt, bei der der (männliche) Künstler im Mittelpunkt steht und eine Frau nur die Frau an seiner Seite ist. 

Stattdessen zeigt Provost die über fast 50 Jahre dauernde Beziehung von Pierre und Marthe in ihrer ganzen Komplexität, nicht zuletzt auch den Problemen, die sich aus der in der damaligen Zeit radikalen offenen Ehe ergab. Weniger natürlich für den Pierre als für Marthe, die meist an der Seite ihres Geliebten lebte, aber ohne die notwendige Absicherung.

Auch durch die wuchtige Darstellung von Cécile de France ist es jedoch zunehmend diese Marthe, die im Mittelpunkt Films steht. In leuchtenden Bildern, die die satten Farben des Impressionismus spiegeln, erzählt Provost von einer ungewöhnlichen Beziehung, die die Konventionen der Zeit sprengte und dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen über viele Jahre hielt.

 

Michael Meyns

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