Dass ein faszinierendes Leben nicht unbedingt zu einem faszinierenden Film führt beweist Alejandro Monteverdes biographisches Melodram „Die Gesandte des Papstes“, in dem das Leben der italienischen Ordensschwester Franziska Xaviera Cabrini, die in New York das erste Waisenhaus in den USA gründete und später heiliggesprochen wurde, zu einem eintönigen Kampf gegen Widerstände aller Art wird.
Über den Film
Originaltitel
Cabrini
Deutscher Titel
Die Gesandte des Papstes
Produktionsland
USA
Filmdauer
145 min
Produktionsjahr
2023
Regisseur
Monteverde, Alejandro
Verleih
24 Bilder Film GmbH
Starttermin
11.09.2025
Franziska Xaviera Cabrini (Cristiana Dell’Anna) wurde 1850 in der Lombardei geboren und fand schon in jungen Jahren ihre Berufung. 1880 gründete sie den Orden der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen, der sich vor allem um bedürftige Waisenkinder kümmerte.
Doch Cabrini träumte von mehr, in China wollte sie missionieren, doch der Vatikan lehnte das Gesuch ab. Erst ein persönlicher Besuch Cabrinis bei Papst Leo XIII. (Giancarlo Giannini), gab ihrem Schicksal einen neuen Weg. Allerdings schickte der Papst die Schwester nicht nach Osten, sondern in den Westen, in die neue Welt, wo sich besonders im Moloch New York zahllose italienische Migranten tummelten und unter oft unmenschlichen Bedingungen lebten.
Im berüchtigten Stadtviertel Five Points (von Martin Scorsese in „Gangs of New York“ beschrieben) öffnete Cabrini Ende des 19. Jahrhunderts bald ein erstes Waisenhaus.
Doch als Italienerin hatte sie es nicht nur mit dem amerikanischen Establishment zu tun, sondern auch mit irischen Emigranten, die in der Hackordnung der Gesellschaft über den Italienern standen.
Ausgerechnet im irischen Erzbischof Corrigan (David Morse) fand Cabrini jedoch einen Unterstützer, der von der Hartnäckigkeit der Nonne beeindruckt war. Nach jahrelangem Kampf gegen alle Widerstände gelang es Cabrini, nicht nur ein Waisenhaus aufzubauen, sondern bald auch ein Krankenhaus. Es war die Basis für einen Orden, der nach und nach auf dem gesamten Gebiet der USA agierte und schließlich auch auf anderen Erdteilen, sogar in China.
Der mexikanische Regisseur Alejandro Monteverde feierte im letzten Jahr mit dem Kindesentführungsdrama „Sound of Freedom“ einen überraschenden Erfolg, der nicht zuletzt darauf zurückzuführen war, dass QAnon-Anhänger und andere Verschwörungserzähler sich für einen Film begeisterten, der perfekt in ihre Weltsicht passte. Auch „Die Gesandte des Papstes“ wurde in den USA vom Angel Studio ins Kino gebracht, einem Verleih, der sich auf religiöse, meist konservative Filme spezialisiert hat, die das Bibelfeste Publikum des amerikanischen Herzlandes ansprechen sollen.
Was in diesem Fall nur bedingt gelang, ein großes Publikum blieb aus. Was zum einen der arg bedächtigen Erzählweise geschuldet sein dürfte, die das Leben der Cabrini als Abfolge von Hindernissen erzählt, die unweigerlich durch die Hartnäckigkeit der Schwester überwunden werden. Nicht zuletzt aber daran, dass Monteverde seinen Film auch als Allegorie über aktuelle Migrationsbewegungen intendiert hat. Das Schicksal der Italiener um 1900 steht somit spiegelbildlich für das der Mexikaner und anderer Migranten aus Lateinamerika, die nun die neuen Migranten in den USA sind, die von den alten, längst assimilierten, verachtet werden.
Christliche Nächstenliebe hat auch in den religiös geprägten Gegenden der USA ihre Grenzen. Keine neue Erkenntnis, aber eine wahre, die allerdings in einem allzu trockenen biographischen Film vermittelt wird, der seine Hauptfigur auf ein allzu hehres Podest stellt, um als filmisches Drama zu überzeugen.
Michael Meyns