Die Hüter des Lichts

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Der Weihnachtsmann, die Zahnfee, der Sandmann und andere Gestalten der kindlichen Imagination kämpfen in „Die Hüter des Lichts“ um ihre Existenz, denn ohne den Glauben der Kinder können sie nicht leben. Diese schöne, warmherzige, symbolträchtige Geschichte droht in Peter Travers Animationsfilm bedauerlicherweise immer wieder von Bildern überschattet zu werden, die sich oft an der Grenze zum visuellen Exzess bewegen.

Webseite: www.diehueterdeslichts.de

USA 2012 - Animation
Regie: Peter Travers
Buch: David Lindsay-Abaire, nach den Büchern von William Joyce
Länge: 97 Minuten
Verleih: Disney
Kinostart: 29. November 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die Welt der Hüter ist bedroht. Noch gehen der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann gewissenhaft ihrer Tätigkeit nach, bereiten Weihnachten bzw. Ostern vor, tauschen ausgefallene Zähne gegen Münzen aus und verschaffen Kindern schöne Träume - doch das Unheil naht. Der finstere Pitch, die Verkörperung des Schwarzen Mannes, will den Glauben an die Phantasiegestalten glücklicher Kinder zerstören und mit seinen dunklen Alpträumen selbst die Macht über die Kinder ergreifen. Retter in der Not soll ausgerechnet Jack Frost sein, der die Welt mit Eis und Frost übersät und vor allem das eigene Vergnügen im Sinn hat. Dennoch soll er zum Hüter ernannt werden, zum Wächter über die Phantasie der Kinder. Seine zukünftigen Kollegen betrachten den Neuzugang eher skeptisch, denn im Gegensatz zu ihnen ist Frost ein rechter Egomane, der voller Selbstzweifel ist, da er nicht „gesehen“ wird. Denn nur der, an den Kinder glauben, wird auch wahrgenommen.

Mit dieser Geschichte, die viele Mythen, Sagen und traditionelle Figuren in neuem Gewand zusammenführt, feierte der amerikanische Autor William Joyce große Erfolge. Kein Wunder, denn die Beschwörung des Glaubens an den Osterhasen, die Zahnfee und all die anderen Figuren rührt an urkindliche Emotionen, die inzwischen oft viel zu schnell der Welt der Erwachsenen weichen müssen. Im Film ist es der kleine Junge Jamie, der im Gegensatz zu seinen Freunden noch glaubt und im Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkelheit bald das einzige Kind ist, dass dem Sieg der Dunkelheit entgegensteht. Doch auch er schwankt, als der Osterhase keine Eier versteckt, und lässt sich in einer wunderbaren Szene nur durch Jack Frosts Einfallsreichtum vom Gegenteil überzeugen. In solchen Momenten entfaltet „Die Hüter des Lichts“ seine ganze Magie, beschwört die Welt einer unbeschwerten Kindheit herauf, voll von phantastischen Gestalten und Wesen.

Doch leider ist Peter Travers Film gleichzeitig auch ein sündhaft teurer 3D-Animationsfilm aus Hollywood, der seine Geschichte in Bildern erzählt, die vom ersten Moment an zum visuellen Exzess neigen. Man kann die hyperaktiven Verfolgungsjagden, bei denen sämtliche Gesetze der Schwerkraft außer Kraft gesetzt sind, kaum zählen. Immer wieder jagt Jack Frost auf seinem magischen Stock oder der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten durch die Lüfte oder durch Tunnel, droht die Phantasie durch Bilder überschattet zu werden, die kaum mal fünf Minuten stillstehen. Dieser Exzess ist nicht nur wegen der an sich wunderbaren Geschichte bedauerlich und unnötig, sondern auch weil er die so detailreiche und phantasievolle Welt zu überschatten droht, die erst in ruhigeren Momenten wahrnehmbar ist. Allein die Mimik des stummen Sandmanns oder der kleinen, durch die Lüfte schwirrenden Helfer der Zahnfee sind hinreißend, dazu Yetis, die beim – hier mit russischem Akzent sprechenden – Weihnachtsmann Geschenke basteln und viele andere kleine Details. Es sind gerade solche Momente, die der Geschichte Witz und Phantasie verleihen und letztlich doch die allzu vielen, allzu atemlosen Actionbilder überstrahlen und „Die Hüter des Lichts“ zu einem phantasievollen Weihnachtsfilm machen.

Michael Meyns

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