Die Nordsee – Unser Meer

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Anders als der Titel „Die Nordsee – Unser Meer“ suggeriert, geht es in der jüngsten Natur-Produktion von Jens Röver („Serengeti“, „Unser Wald“) nicht nur um die deutsche Nordsee. Entlang der Küsten sämtlicher Anrainerstaaten werden in spektakulären Bildern Natur- und Tierwelt beschrieben, stets mit großem Gestus, viel Pathos und erstaunlich wenig menschlichen Lebewesen.

Webseite: www.dienordsee-derfilm.de

Deutschland 2013 - Dokumentation
Regie: Thoralf Grospitz, Jens Westphalen und andere
Buch: Jörn Röver
Länge: 94 Minuten
Verleih: polyband Medien, Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 18. April 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Gleich zwölf Regisseure werden im Abspann von „Die Nordsee – Unser Meer“ genannt, womit aber vor allem zwölf Kameramänner- und frauen gemeint sind, die in jahrelanger Arbeit um die Nordsee gereist sind. In eine Form gebracht wurde das Projekt von Jörn Röver, der mit seinen gleichzeitig fürs Fernsehen und Kino gedrehten Projekten seit Jahren die wachsende Nachfrage nach Natur-Dokumentation befriedigt. Prägendes Element von Filmen wie „Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane“, „Serengeti“ oder zuletzt „Das grüne Wunder – Unser Wald“ ist ein gewisses markschreierisches Element. Stets wird betont, welch gigantischer Aufwand betrieben wurde, um noch nie gesehene Bilder einzufangen, die seltensten Tier- und Pflanzenarten in kristallklaren HD-Bilder einzufangen. In die Tiefe gehen diese Dokumentation kaum, treffen mit ihrer Aneinanderreihung von kurzen, knackigen Höhepunkten aber augenscheinlich den Nerv einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsschwelle immer geringer wird.

Auch „Die Nordsee – Unser Meer“ verharrt kaum länger als zwei, drei Minuten an einem Ort, bevor es in schwerelosen, atemberaubenden Hubschrauberflügen weiter entlang der Nordseeküste geht. Die Reise beginnt in Deutschland, auf den nordfriesischen Inseln und Helgoland, geht weiter nach Dänemark und zu den norwegischen Fjorden. Über das Meer geht es hinüber nach Schottland, England wird weitestgehend ausgelassen, auch die Niederlande tauchen nur kurz auf, bevor die Reise in Ostfriesland endet. Auf dem Weg sieht man viel Watt, die berühmten Felsen von Helgoland und später Dover, das schottische Hochland und die flachen Niederlande.

Neben an Land lebenden Tieren geht es immer wieder in die Tiefen des Meeres, wo diverse Hai-Arten, Wale, Krebse und anderes Schalentier beobachtet wird. Und natürlich Vögel, sehr viele Vögel.

All diese kurzen Eindrücke werden durch Axel Prahls Erzählerstimme zusammengehalten, die neben kurzen Informationen auch immer wieder ironische Kommentare bereithält. Die Natur, so wie sie hier geschildert wird, ist in erster Linie eindrucksvoll und harmonisch.

Dass in so einer Welt der Mensch keinen Platz hat, überrascht nicht, dennoch ist die fast vollständige Abwesenheit der menschlichen Bewohner bzw. Benutzer und nicht zuletzt Beschmutzer der Nordsee etwas seltsam. Abgesehen von einem einsamen Postboten im deutschen Watt, einem schottischen Schafhirten und einigen Vogelbeobachtern bleibt der Mensch in „Die Nordsee – Unser Meer“ außen vor. Optisch ist auch dieser Naturfilm eindrucksvoll, inhaltlich hätte man sich etwas mehr Substanz gewünscht.

Michael Meyns

Die Nordsee. Man kennt das als Küste mit Badestränden, als Meer mit starken Gezeiten, als geographische Region, als Meer mit bekannten Inseln, als Gebiet mit einem berühmten Wattenmeer – all das, wenn man die Nordsee nur oberflächlich wahrnimmt.

Sieht man diesen Dokumentarfilm, kennt und lernt man erheblich mehr: die friedliche, zuweilen sonnendurchflutete Landschaft; das manchmal sturmdurchtobte Wasser, den „Weißen Hans“; dann die Halligen mit den wenigen Bewohnern; das schöne Wattenmeer, dazu die Inseln.

Und die vielen Tiere: die Hunderttausende von verschiedenen Vögeln, darunter solche, die unter Wasser fliegen; die vielen Fischarten, sogar Haie; die Krebse; die Schnecken; die Würmer; dazu die Robben, immer wieder Robben – und höchst erstaunliche Kaltwasserkorallen.

Helgoland, die Insel mit der schweren geschichtlichen Vergangenheit. Dann weiter nach Dänemark und bis zu den norwegischen Fjorden.

Der Kommentar, erzählt von Axel Prahl, ist aufschlussreich und teils witzig. Die Aufnahmen: Sie verraten Seriosität und Arbeit, viel Arbeit, dazu Geduld (mehr als 2000 Drehtage) und beachtliches künstlerisches Gespür.

Insgesamt ein Film, von dem man lernen kann (der denjenigen Deutschen, die nicht gerade Friesen oder Schleswig-Holsteiner sind, einiges beibringt).

Ein trotz einiger Redundanzen authentisches Dokument, das zum Beispiel auch in Schulen am richtigen Platz wäre.

Die Producerin sagt: „Das Allerschönste wäre, wenn die Menschen sagen würden, das ist etwas, was ich schützen möchte, das ist etwas Besonderes, das erhalten werden muss, so schön wie es ist.“

Thomas Engel