Die Olchis – Willkommen in Schmuddelfing!

Zum Vergrößern klicken

Seit über dreißig Jahren erfreut die Kinderbuchserie „Die Olchis“ des Autors und Illustrators Erhard Dietl junge Leserinnen und Leser, nun erscheint der erste Kinofilm zur Reihe. Die deutsch-belgische Produktion der Regisseure Toby Genkel und Jens Møller verpackt viel diskutierte Themen wie die Skepsis gegenüber Fremden und die Müllproblematik in einen unterhaltsamen Animationsfilm mit moderaten Spannungsszenen. Ein sympathisches Plädoyer für gegenseitigen Respekt und zugleich eine kurzweilige Zerstreuung.

OT: The Ogglies
Deutschland, Belgien 2021
Regie: Toby Genkel, Jens Møller
Drehbuch: Toby Genkel, John Chambers
Sprecher/innen (OV): Sema'j Alexander Cunningham, Kya Stein, Ben Young, Lily Held, Tony Clark, Susan Tackenberg, Geraldine Blecker, Tom Zahner, Andrea Dewell, Phil Lewis
Laufzeit: 85 Min.
Verleih: Leonine/Universum Film
Kinostart: 22.7.2021

FILMKRITIK:

Auf den ersten Blick wirkt Schmuddelfing sehr pittoresk, doch direkt neben der Kleinstadt türmt sich der Unrat auf einer Müllkippe hoch auf. Der üble Geruch belästigt die Anwohner und hat den Tourismus zum Erliegen gebracht. Daher stößt der Plan des windigen Baulöwen Hammer, die Deponie durch einen Wellnesstempel zu ersetzen, nicht nur bei der vertretungsweise amtierenden Bürgermeisterin auf Zuspruch. Allerdings hat sich unlängst eine Olchi-Familie mit den Kindern Motte, Messi und Olchi-Baby sowie dem Drachen Feuerstuhl zwischen den Abfallbergen eingerichtet, denn die kleinen grünen Wesen ernähren sich vom Müll. Der Grundschüler Max und seine Freundin Lotta lernen die Fremden kennen und wollen deren Vertreibung mit Ideenreichtum verhindern.

Nach bisher 28 Buchausgaben und Adaptionen als Musical, Hörspiel oder Spiele-App führt der erste „Olchis“-Kinofilm eine lange Tradition fort. Die Regisseure Toby Genkel („Ooops! Die Arche ist weg...“) und Jens Møller („Lego Star Wars: Die Abenteuer der Freemaker“) übertragen die Geschichte der liebenswerten Müllverwerter in ein sauber umgesetztes Animationsabenteuer mit positiven Botschaften, die nie als schnöde Moralbelehrungen daherkommen. Genkel und der Co-Drehbuchautor John Chambers („Alfons Zitterbacke: Das Chaos ist zurück“) weben Fragen zu aktuellen Themen wie Müllvermeidung und Fremdenskepsis flüssig in die Handlung ein, was den Film auch für pädagogische Zwecke empfiehlt.

Animationstechnisch ist „Die Olchis“ hübsch umgesetzt, mit Details wie Fliegen über den Köpfen der Olchis oder Plastiktüten, die der Wind über die Straßen und Bürgersteige weht, mit ins Bild gesetzten Chatverläufen und einer agilen Kameraführung. Die fröhliche Musik von Andreas Radzuweit („Die sagenhaften Vier“) untermalt die leichtfüßige Behandlung ernster Themen stimmig. Besonders gelungen ist die symbolische Verwendung der Olchi-Farbe Grün: Beinahe jede Szene setzt grüne Farbakzente, was die Zugehörigkeit der Olchis zur Gemeinschaft raffiniert in die Ästhetik einbaut.

Im erzählerischen Mittelpunkt steht die Andersartigkeit und Fremdheit der Olchis, die durch die Freundschaft zu Lotta und Max überwunden wird. Tatsächlich halten die Menschen die grünen Geschöpfe zunächst für Aliens und reagieren panisch. Am Ende finden alle zusammen, was im hippen Titelsong „Ein neuer Freund“ von Das Bo und Fayzen anklingt, der die Unterschiede zwischen Olchis und Menschen als Bereicherung feiert. Der Plot zeigt die Chance auf gegenseitige Inspiration am Beispiel der Mutter des kleinen Max, die die Freizeit des Sohns streng festlegt und ihrerseits Beruhigungstropfen einnimmt. Erst die unabsichtliche Verwandlung in eine Olchi-Frau ändert ihre festgefahrenen Ansichten und öffnet sie für Neues.

Christian Horn